BattleTech 43: Der Kriegerprinz
zurückerobern.«
»Das wäre mal ein Gedanke.« Victor zuckte die Ach- seln. »Leider hat Katherine Phelan, seine Schwester und ihren Vater ebenfalls zur Konferenz eingeladen. Ich hätte gedacht, Morgan würde Candace erst wirk- lich heiraten müssen, bevor es dazu käme, aber Kathe- rine hält sich wohl an den alten Leitspruch: >Behalte deine Freunde in deiner Nähe und deine Feinde erst recht. <«
»Dann begeht sie einen Fehler, indem sie dich über- sieht.«
»Mag sein, mein Freund, mag sein.« Victor reichte Kai die Hand. »Bitte grüße alle von mir, die du siehst und die irgendwelchen Wert darauf legen würden, und wenn du danach nicht sofort nach St. Ives fliegst, laß mich wissen, wie es gelaufen ist.«
»Ich werde deine Augen und Ohren sein, Victor.«
»Danke, mein Freund.« Er begleitete Kai zurück ins Gebäude. »Ach ja, und bedanke dich bei Sun-Tzu für seine Botschaft.«
»Was?«
»Natürlich, davon weißt du noch nichts. Ich habe sie einrahmen lassen.« Er führte Kai einen kleinen Gang hinab, an dessen Wand eine eingerahmte ComStar- Nachricht hing. »Ich soll noch etwas Offizielleres be- kommen, auf Sternenbund-Briefpapier und so weiter, aber bis die richtige Urkunde eintrifft, erfüllt das auch seinen Zweck.«
Kai sah sich das Dokument näher an. »Mit großem Bedauern nehme ich, Sun-Tzu Liao, Erster Lord des Sternenbunds und Kanzler der Konföderation Capella, hiermit Ihren Rücktritt aus den Sternenbund-Verteidi- gungsstreitkräften an. In Anerkennung Ihrer Dienste spreche ich Ihnen eine herzliche Belobigung für gute Dienste aus.« Er drehte sich mit offenem Mund zu Victor um. »Das ist alles? Das ist alles, was du dafür bekommst, daß du den Clans ihren kollektiven Arsch versohlt hast?«
»Die englische Version klingt noch am besten. Die deutsche ist wirklich herb.«
Kai betrachtete die chinesische Passage der dreispra- chigen Botschaft. »Du kannst kein Mandarin, oder?«
»Nö.«
»Sei froh. Es würde dir nicht gefallen.«
»Sag bloß.« Victor seufzte. »Verstehst du jetzt, warum mir die Gartenarbeit so einladend erscheint?«
»Ja, ich schätze schon.« Kai richtete sich auf. »Nun, ich kann dir ein Ergebnis der Whitting-Konferenz ver- sprechen, nämlich, daß die Lordräte dir eine echte An- erkennung zukommen lassen werden. Das hier ist eine Schande, die ich nicht zulassen werde.«
»Vorsicht, Kai. Du willst dich doch nicht in die Poli- tik einmischen.«
»Falsch, ich will die anderen davon überzeugen, daß sie kein Interesse daran haben, mich ins Spiel zu brin- gen. Das ist ein Unterschied.«
»Mit politischem Feingefühl formuliert. Ich nehme es zur Kenntnis.«
»Ich habe von dir gelernt, Victor.« Kai lachte ihn breit an. »Und falls sich herausstellt, daß ich auf St. Ives Gartenarbeit hätte ...?«
»Ich weiß nicht, ob ich jemals zurück in den alten Trott will, Kai. Es wird sich zeigen.« Victor schlug ihm auf den Rücken. »Ich verspreche nichts, mein Freund, aber wenn ich komme, bringe ich einen OmniMech mit, und dann werden wir ernsthaft pflügen.«
27
Großer Ballsaal, Königlicher Hof, Triade,
Tharkad City, Tharkad
Distrikt Donegal, Protektorat Donegal,
Vereinigtes Commonwealth
1. November 3061
Kai Allard-Liao lächelte seine Frau dankbar an, als sie mitten im Ballsaal unauffällig die Aufschläge seines Jacketts glattstrich. »Danke. Noch etwas, an daß ich mich erst gewöhnen muß.«
Deirdre Lear erwiderte die Geste. »Ehrlich gesagt ge- fällst du mir in einem Geschäftsanzug wie diesem bes- ser als in Uniform. Er ist weniger aufdringlich, und das paßt besser zu dir.«
»Ich hoffe nur, du hast recht.« Er runzelte leicht die Stirn. »Du hast doch keine Probleme deswegen, oder? Seit wir uns kennen, habe ich alles getan, um mich von der Politik fernzuhalten, und jetzt bin ich mittendrin gelandet. Und um die Sache noch schlimmer zu ma- chen: ich bin gegen die Wölfe, die da draußen auf mich lauern, ein unschuldiges Baby.«
Deirdres blaue Augen funkelten. »Kai, zwei Dinge an dir ändern sich nie. Erstens tust du immer dein Äußerstes, um anderen zu helfen. Ich habe es selbst er- lebt, und obwohl diese Veranlagung dich dazu zwingt, Dinge zu tun, denen du lieber ausweichen würdest, läßt du dich nicht davon aufhalten. Du leidest lieber selbst als andere leiden zu sehen, und bei einer Führungspersönlichkeit ist das eine sehr gute Eigen- schaft.«
»Aber, Deirdre, bei dir hört sich das an, als ob ...«
Sie legte ihm den Finger auf die Lippen. »Ich bin noch nicht
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