BattleTech 43: Der Kriegerprinz
daß ihn nichts mehr vorangetrieben hat, und zum ersten Mal in sei- nem Leben sah er eine Gelegenheit auszuruhen. Ich zumindest habe Schwierigkeiten damit, ihm diese Ruhe zu mißgönnen.«
Phelan schmunzelte. »Das hört sich fast so an, als würden Sie sich selbst nach einer Ruhepause sehnen.«
Focht warf mit einem kehligen Lachen den Kopf zurück. »Ah, die Gerüchte über meinen angeblichen Rücktritt machen schon die Runde. Sie werden feststel- len, daß es reichlich Arbeit für den Präzentor Martia- lum gibt, besonders jetzt, da Victor sich aus der Öffent- lichkeit zurückgezogen hat.«
Der Wolfskhan runzelte die Stirn. »Ich hatte bisher nicht den Eindruck, daß Sie eine Neigung zur Politik besitzen, erst recht nicht für die in der Vereinigte-Son- nen-Hälfte des Vereinigten Commonwealth.«
Focht rückte die Augenklappe zurecht. »ComStar besitzt noch immer einen nicht unbeträchtlichen Besitz innerhalb der Grenzen aller Nationen der Freien Inne- ren Sphäre mit Ausnahme der Liga. Außerdem erfah- ren wir dadurch, daß wir für Kommunikation sorgen, von vielen Schwierigkeiten - und wir wären keine Menschen, wenn wir nicht mit der Bevölkerung man- cher Planeten leiden würden. Natürlich läßt sich auch heute noch, wie es vor über dreißig Jahren geschah, ein Kommunikationsinterdikt dazu einsetzen, zu huma- nitärer Hilfe für die notleidenden Bürger einer Nation zu ermutigen. Im Falle eines solchen Interdikts wird der Schutz der ComStar-Relaisstationen entscheidend sein. Wir suchen nicht nach Eroberungsmöglichkeiten, sondern haben eine defensive Grundhaltung. Davon abgesehen stellt sich uns weiterhin die Frage, wie Vlads Wölfe sich verhalten werden, wenn der Waffen- stillstand endet. Der Präzentor Martialum hat reichlich Beschäftigung.«
Kai grinste. »Und jetzt, da wir nur noch mit sechs Lordräten im Sternenbundrat sitzen, müssen Sie damit rechnen, mit Ihrer Stimme Pattsituationen aufzulösen. Noch eine Verpflichtung.«
»Ich würde den Kriegseinsatz vorziehen.«
»Es ist ein Kriegseinsatz, Präzentor Martialum, nur mit subtileren Waffen«, lachte Kai. »Aber ich würde es auch vorziehen, ihn im Mechcockpit zu bestreiten statt im Anzug.«
»So ist es.« Focht neigte den Kopf. »Wenn Sie mich entschuldigen, ich sehe gerade, daß einer meiner Adju- tanten nach mir sucht.«
Kai folgte dem Blick des Präzentors Martialum und sah einen ComStar-Akoluthen, dessen Gesicht unter der als Verbeugung vor der Ordensvergangenheit der Organisation in die neue Uniform integrierten Kapuze nicht zu erkennen war. Rot bedeutet wohl Präzentor. Er zuckte die Achseln. Wahrscheinlich ist das genau die Art von Detail, auf die ich jetzt achten sollte.
Als er sich wieder umdrehte, stellte er fest, daß Focht bereits gegangen war, an seiner Stelle aber eine hüb- sche junge Frau mit langen braunen Haaren und brau- nen Augen sich zu ihnen gesellt hatte. Sie umarmte Omi und lächelte den anderen zu. »Ich hoffe, ich störe Sie nicht.« Sie senkte traurig den Blick. »Herzog Allard-Liao, ich möchte Ihnen mein tiefes Bedauern über die Lage in St. Ives ausdrücken. Ich habe mein Be- stes versucht, Sun-Tzu davon zu überzeugen, daß sein Vorgehen dumm und disruptiv ist, aber er wollte nicht auf mich hören. Vermutlich klingt das aus meinem Mund verlogen, aber ...«
Der Schmerz in ihrer Stimme klang durchaus echt in seinen Ohren, und Kai schenkte ihr ein beruhigen- des Lächeln. »Isis, ich danke Ihnen für den Versuch, meinen Vetter zurückzuhalten, und ich bedauere es ebenso wie Sie, daß er Ihren Rat nicht angenommen hat.«
Isis Marik nickte. Ihr Mund war nur ein Strich. »Danke. Ich, äh, ja, danke.«
Deirdre streckte die Arme aus und nahm eine Hand der jüngeren Frau. »Was ist denn, meine Liebe?«
Isis wischte eine einzelne Träne weg. »Es tut mir leid, ich, äh, bin nur, ähm, etwas verwirrt. Sun-Tzu hat sich von mir entfernt - und es wird immer schlimmer. Und mein Vater hat einen neuen Sohn, ein rechtmäßiges Kind, und ich bin immer weniger wert.«
Kai hatte Mühe, seine Überraschung über Isis' Ver- halten zu verbergen. Er kannte sie nicht allzu gut, aber sie war ihm immer kühl und beherrscht erschienen.
Omi legte Isis eine Hand auf die Schulter. »Ich hatte bisher nie den Eindruck, daß Sie ihren Wert daran mes- sen, wie andere Sie sehen. Sie waren stark genug, auf Hustaing zu bestehen. Sie besitzen Kraft und Wert, selbst wenn ihre Rolle als politisches Verhandlungs- objekt vorüber ist.«
»Aber Omi, mich hat
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