BattleTech 43: Der Kriegerprinz
Vereinigtes Commonwealth vor- gesehen gewesen wäre. Kai warf einen kurzen Blick nach links, zu Katherine, die mit erhabener Miene, aber eiskaltem Blick auf ihrem Platz saß. Hinter ihr saß Yvonne, die eine Million Lichtjahre entfernt schien. Kai wünschte sich, Deirdre wäre bei ihm gewesen. Sie hätte erkannt, ob Katherine Yvonne unter Medika- mente gesetzt hatte und als Trophäe ausstellte.
Da der St. Ives-Pakt als Kleinstaat der Freien Inneren Sphäre galt, waren Kai, seine Mutter, Morgan Kell und Phelan als erste angekündigt worden und hatten die Parade der anderen Delegierten bei deren allmählicher Ankunft über sich ergehen lassen müssen. Morgan Kell war ebenso wie Phelan als Adjutant Candace Liaos zu- gelassen worden. Der Arc-Royal-Defensivkordon hätte durchaus als eigenständiges Reich vertreten sein kön- nen, aber Katherine hatte sich entschieden, die Tatsache zu ignorieren, daß Morgan nichts mit ihr zu tun haben wollte. Sie beanspruchte den ARD weiterhin als Teil ihrer Nation. Falls Morgan seine Unabhängigkeit erklär- te, würde sie um das Gebiet des Kordons kämpfen, damit die lyranische Hälfte des Vereinigten Common- wealth schwächen, und die Jadefalken hätten die Chance, in das zurückbleibende militärische Vakuum einzufallen.
Es folgten die Freie Republik Rasalhaag, dann Com- Star und das Kombinat. Nach Haus Kurita erschien die Liga Freier Welten, gefolgt von Katherine - auch wenn sie hier in ihrem Reich als Katrina vorgestellt wurde. Kali Liao, die rothaarige Anführerin des Thugee-Meu- chelmörderkults, führte die capellanische Delegation die Treppe hinab, dann wartete alles auf Sun-Tzus Erscheinen.
Mitglieder des Black-Watch-Regiments, der Leib- garde des Ersten Lords, gingen ihm voraus. Sie nahmen entlang der Treppe Aufstellung, während ein kaum verhülltes, schockiertes Raunen durch die Versamm- lung ging. Also da stecken sie. Das hätten wir uns eigentlich denken können. Wenn man bedenkt, wer und was sie sind, war klar, daß sie an der Seite dessen zu finden sind, der das Amt des Ersten Lords bekleidet, ganz gleich, wie er heißt.
Dann erschien Sun-Tzu. Er strahlte geradezu in einer goldenen Han-Jacke, auf deren Brust und Ärmeln schwarze Tiger prangten. Der goldene Stoff leuchtete fast aus eigener Kraft, und Katherines Miene ließ kei- nen Zweifel daran, daß sie diesen Aufzug für absurd überzogen hielt, aber Kai erkannte, was vor sich ging. Im alten China war die Farbe Gelb allein dem Kaiser vorbe- halten. Die capellanische Bevölkerung wird ihn in vollem kaiserlichen Prunk sehen, wie er die übrigen Fürsten der Freien Inneren Sphäre anführt. Diese Show ist für das Hei- matpublikum gedacht, nicht für uns.
Kai grinste und freute sich, daß seine Jacke, deren Schnitt ebenfalls an alte asiatische Trachten angelehnt war, aus rotem Tuch gearbeitet, aber mit goldenen Dra- chen verziert war. In China war der Drache ein kaiser- liches Symbol gewesen. Die Jacke, die seine Mutter ihm mitgebracht hatte, deutete an, daß Kai bereit war, Sun-Tzus Position als Erbe des Liao-Throns anzufech- ten. In Wahrheit hatte Kai dazu zwar nicht die leiseste Absicht, aber er wußte sehr wohl, daß Sun-Tzu genau das seit langem fürchtete, und alles, was seinen Vetter verunsicherte, half dem St. Ives-Pakt.
Der Protokolloffizier der Black Watch kündigte Sun- Tzu mit lauter, klarer Stimme an. »Lords und Ladys, ich präsentiere Seine Exzellenz, den Herzog von Ca- strovia, Großherzog von Sian, Kanzler der Konfödera- tion Capella, Ersten Lord des Sternenbunds und Be- zwinger der Clans, Sun-Tzu Liao.«
Bezwinger der Clans? Kai tauschte quer durch den Saal einen Blick mit Hohiro aus und schauderte. Ja, er war Erster Lord, als die Clans besiegt wurden, aber er hat nichts dazu beigetragen. Er fühlte, wie die Wut in ihm aufstieg, während dieser Satz ihm in den Ohren nach- hallte. Normalerweise hätte er den Zorn unterdrückt, aber er hielt sich daran fest und speicherte ihn.
Sun-Tzu stolzierte langsam die Stufen herab. Er wirkte staatsmännisch und gelassen, als stünde er über den alltäglichen politischen Kümmernissen der Rats- versammlung. Sein tiefschwarzes Haar war mit reich- lich Pomade nach hinten gekämmt, und bei jedem Schritt tanzten goldene Glanzlichter über seinem Kopf. Seine jadegrünen Augen blieben auf einen Punkt weit hinter Katherine gerichtet. Schließlich erreichte er den Fuß der Treppe. Seine Stiefel knallten laut auf dem Par- kett, dann stieg er die Stufen zur
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