BattleTech 43: Der Kriegerprinz
daß Milliarden Menschen befürchten, daß ich Theodore ihren Planeten als Brautpreis für seine Tochter schenke.« Er fingerte an seinem Jeansoverall herum. »Diese Gärtnerei ist schwieriger als ich dachte. Meine Arme und Beine schmerzen mehr als je in einem Mech, aber es ist anders.«
Er stand auf und zog Kai zu einem braunen Stück Erde. »Da, siehst du das, da unten, diese kleinen grünen Triebe? Das sind Pflanzen. Kapuzinerkresse, glaube ich ... Mein Japanisch ist inzwischen ganz gut, aber mit Fachbegriffen tue ich mich noch schwer. Aber sieh hin. Ich habe diese Pflanzen eigenhändig in die Erde gesetzt, und sie wachsen.«
»Das ist schön, Victor, aber du bist zu begabt, um hier als Gärtner zu versauern.«
»Du verstehst nicht, was ich sagen will, Kai.« Victor sah hoch in Kais graue Augen. »Zum ersten Mal habe ich etwas wirklich Produktives geleistet. Ich meine, du hast David und Melissa. Sie sind dein Beitrag zum Fortbestand des Lebens im Universum. Vielleicht wer- den Omi und ich eines Tages auch Kinder haben, aber im Augenblick erforsche ich das hier. Ich arbeite mit den Händen. Ich mache all das, was die Leute tun, die von mir Führung erhofften. Bis ich das erste Mal mit schwarzen Fingernägeln heimkam, wußte ich gar nicht, wie isoliert ich gelebt hatte.« Er griff in die Ta- sche und zog ein Bündel zerknitterter draconischer Yen-Scheine heraus. »Hast du irgendeine Vorstellung davon, wie lange es her ist, daß ich echtes Geld in der Tasche hatte? Nicht mehr seit ich den Nagelring ver- ließ. Ich kannte den Preis eines Liters Milch nicht, ge- nausowenig wie den eines Kohlkopfs oder eines Kilos Fleisch. Die Sorgen der Menschen, über die ich ge- herrscht habe, waren mir so fremd, wie mein Alltag es für sie war.«
»Aber Victor, du hattest andere Sorgen, sehr wich- tige Probleme, mit denen du dich beschäftigen muß- test.« Kai legte die Hände auf Victors Schultern. »Ja, du kannst dich soweit herablassen, daß die Sorge um den Preis von Milch, Reis oder Kohl zu deiner größten Sorge wird, aber nur sehr wenige Menschen können sich auf eine Stufe erheben, auf der sie mit dem Schick- sal von Nationen befaßt sind. Dafür bist du erzogen worden. Versteh mich nicht falsch, Victor. Ich bin si- cher, du bist ein ausgezeichneter Gärtner, wenn du das willst. Bei deinem Ehrgeiz habe ich keinen Zweifel, daß du die feinsten Rosen oder Orchideen der Inneren Sphäre züchten wirst, oder was immer du dir sonst aussuchst. Nichts wird dich daran hindern können. Genauer gesagt, der einzige Mensch, der dich daran hindern könnte, bist du selbst.«
»Ich weiß.« Victor sah zu Boden. »Minoru hat mir in meiner ersten Nacht hier ein paar seltsame Dinge er- zählt. Er sprach davon, daß ich eine Waffe wäre, und zwar eine, die im Augenblick in der Scheide steckt. Ich schätze, ich brauche einfach diese Zeit in der Scheide, Kai.«
Kais Hände fielen herab. »Ich kann das verstehen, Victor. Ich weiß nur nicht, ob jetzt der richtige Zeit- punkt dafür ist.«
»Ich weiß«, zischte Victor. »Wäre ich noch Herrscher des Vereinigten Commonwealth, würde Sun-Tzu den Pakt nicht besetzt halten. Die Informationen, die wir hier erhalten, sind recht grob, aber es scheint in die heiße Phase zu gehen.«
Kai nickte. »Das kann man so sagen.«
»Fliegst du runter in den Kampf?«
»Das steht noch nicht fest.« Kai verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich hoffe, es findet sich noch vor Tharkad eine Lösung. Als ich zurück nach Imperial City gekommen bin, wartete die Einladung auf die zweite Whitting-Konferenz auf mich. Deirdre, David und Melissa sind ebenfalls eingeladen.«
»Vorige Woche kamen die Einladungen für Theo- dore, seine Frau Tomoe, Omi und Hohiro. Yvonne und Tancred sind ebenfalls eingeladen.«
»Du nicht?«
»Das soll wohl ein Witz sein.« Victor grinste. »Mi- noru und ich werden eine Junggesellenparty schmei- ßen, während ihr alle weg seid.«
»Hört sich ganz unterhaltsam an.«
»Du kennst Minoru nicht.« Victor schüttelte den Kopf. »Ehrlich gesagt, ich habe daran gedacht, mich während der Konferenz selbst nach Komadorishima zurückzuziehen. Wenn ich hierbliebe, würde ich wie ein Süchtiger die Nachrichten verfolgen, und ich weiß genau, daß Katherine alles so vorgefertigt an die Me- dien weitergeben würde, daß ich kotzen müßte.«
Ein schelmisches Grinsen trat auf Kais Gesicht. »Während Katherine auf Tharkad ist, solltest du dir Phelan und seine Wölfe holen und New Avalon
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