BattleTech 43: Der Kriegerprinz
wißt, wie brutal die Kämpfe dort waren.« Der Prinz senkte einen Moment lang den Blick. »Eure Sitten haben euch gegen die Wirklichkeit des Krieges abgeschirmt, und wir mußten euch daran erinnern. So wie eure Angriffe auf unsere Welten das für uns getan haben. Aber die Tatsache bleibt bestehen, daß wir es nicht darauf anlegen, euch daran zu hin- dern, so zu leben, wie ihr es wollt. Die Invasion ist be- endet, aber wir bleiben in Kontakt und unsere Zukunft ist offen. Zahllose Menschen in der Inneren Sphäre haben gelernt, euch zu hassen, und doch haben wir nicht vor, Krieg gegen euch zu führen. Jedenfalls nicht als Sternenbund. Als Sternenbund möchten wir euch zurück in die Innere Sphäre einladen, damit eure und unsere Völker sich kennenlernen. Wir haben euch etwas anzubieten, so wie ihr uns etwas anzubieten habt. Unter dem Schutz dieses Friedens eröffnen sich zahllose neue Möglichkeiten. Wir laden euch ein, sie zu erforschen.«
»Du lädst uns zu unserem Untergang ein, Victor Steiner-Davion.« Vlad trat aus seiner Bank in der er- sten Reihe auf den freien Patz vor der Empore. »Beim Kampf gegen die St.-Ives-Truppen erkannte ich, daß ich einen Fehler gemacht hatte. Ich habe euren Kai Allard-Liao zu nahe kommen lassen. Dadurch habe ich zugelassen, daß er mich verletzt. Als ich aus der zerborstenen Kanzel meines Mechs kroch und meine Truppen kämpfen sah, wurde mir klar, daß mein Irr- tum ein Stück des größeren Fehlers war, den wir alle begangen haben.« Vlad drehte sich zu den anderen Khanen um und zeigte mit ausgestrecktem Finger auf Victor. »Die Innere Sphäre ist eine Brutstätte des Zwi- stes, vor dem uns unsere Isolation bewahrt hat. Sie sind verdorben, und wir waren rein und gesund, bevor wir sie überfielen. Unsere jahrelangen Kontakte mit ihnen haben uns verseucht, uns geschwächt. Das hat es ihnen ermöglicht, uns zu besiegen. Und selbst jetzt, mit dieser Einladung, versucht die Innere Sphäre uns zu absorbieren.«
Björn Jorgensson von den Geisterbären erhob sich und setzte den Helm ab. »Deine Einschätzung Prinz Victor Steiner-Davions, Khan Vladimir Ward, erscheint mir falsch. Er hat nicht von uns verlangt, aufzugeben wer wir sind.«
»Nein, noch nicht. Aber es wird geschehen.« Vlad schüttelte den Kopf. »Diese Menschen verfügen über eine Welt, auf der Kämpfe zur Volkesbelustigung die- nen.«
Victor lächelte. »Und der Champion dieser Welt war es, der dich besiegt hat. So kannst du die Qualität der Solaris-Krieger nicht in Frage stellen.«
»Das ist unwichtig, Victor, und ohne Bezug zu mei- ner Argumentation.« Vlad breitete die Arme aus. »Es sind Menschen, die Kämpfe als Volksspektakel auf- führen, bei denen Menschen sterben, nicht um zu be- weisen, wer es wert ist, sein genetisches Potential zu vererben, sondern für Geld. Sie verkaufen Seife und Kräcker, Zuckerwasser und Kosmetik. Sie verspotten, was wir tun, verspotten, was wir sind, und sie werden Clowns aus uns machen. Ihr alle kennt die Geschichte der Inneren Sphäre, besonders seit dem Exodus des großen Kerensky. Die Wolf-Dragoner wurden zu ihnen gesandt, um festzustellen, was für Menschen sie seien, und wie wurden sie eingesetzt? Als Söldner. Sie kämpf- ten und vergossen ihr Blut als Stellvertreter für die Truppen ihrer Auftraggeber. Dasselbe Schicksal erwar- tet uns. Unsere Technologie wird an den Höchstbieten- den versteigert werden, unsere Kultur werden sie für Modetrends ausbeuten. Die Clans werden kommerzia- lisiert werden, unsere Wappen zu Werbelogos verkom- men, und unsere Traditionen werden untergehen!«
Die Leidenschaft in Vlads Stimme überraschte Vic- tor. Er hatte in den Clans immer mitleidslose Krieger gesehen, und jetzt sah er einen Mann, einen ihrer her- ausragendsten Kämpfer, der eine sehr reale Angst vor dem Untergang ihrer Lebensart zum Ausdruck brachte. Victor hatte gelernt, die Clans zu fürchten, aber zugleich respektierte er sie auch und wollte ihre Lebensweise wirklich nicht zum Untergang verurtei- len. Schlimmer noch, er konnte genau das kommen sehen, was Vlad vorhersagte.
Der Prinz lehnte sich vor und stützte sich auf beide Arme. »Khane der Clans, die Ängste des Wolfs basie- ren auf einer Fehlannahme: der nämlich, daß ich ge- kommen bin, euch die Friedensbedingungen zu diktie- ren. Ein Vorteil eurer Methode der Kriegsführung ist, daß ich keine Bedingungen zu stellen brauche. Wir haben ein Ende der Kampfhandlungen ausgehandelt und auf dem Schlachtfeld bestätigt. Wir haben
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