BattleTech 43: Der Kriegerprinz
was logisch und anständig wäre. Wenn dem so wäre, würden sie überhaupt keinen Krieg führen.«
Masters Miene verdunkelte sich. »Wollen Sie damit andeuten, wir wären Narren?«
»Keineswegs. Ich deute an, daß Sie auf Grund Ihrer Position auf andere herabsehen, die sich nicht so zwanghaft an die Regeln halten, die Sie sich selbst auferlegt haben.« Er breitete die Arme aus. »Ich bin stolz darauf, die Invasion beendet zu haben. Ich bin nicht stolz darauf, was ich tun mußte, um das zu erreichen.«
Paul Masters lachte verächtlich. »Und das höre ich von einem Mann, der seinen Mech verlassen und dem ilKhan mit dem Schwert den Kopf abgeschlagen hat.«
Victor erstarrte. »Sie waren nicht dabei. Sie wissen nicht, was vorgefallen ist.«
»Ich bitte Sie, Prinz Victor. Ihre Anhänger sind kaum zu zählen. Ich habe Holovidaufnahmen des Zwischen- falls gesehen. Osis ist auf den Knien. Sie drehen sich um. Er steht auf, sie wirbeln herum und schlagen ihm den Kopf ab. Ein Schwertstreich wie aus dem Lehr- buch.« Masters drehte sich um und sah Victor ins Gesicht. »Wollen Sie bestreiten, daß es genau so ge- schah?«
»Sie haben das Holovid gesehen, wie also könnte ich das?« Victor schauderte. Einer der Schakale hatte seine Konfrontation mit Osis über eine Geschützkamera auf- gezeichnet, aber das Holovid war stumm, und die Ent- fernung zu groß, als daß selbst ein geübter Lippenleser hätte erkennen können, was gesagt wurde. Es war nicht schwer, diese Aufnahmen genau so auszulegen, wie Masters es getan hatte.
Er senkte die Stimme, und sein Ton wurde eisig. »Wenn Sie unbedingt das Schlimmste von mir denken wollen, aus welchem Grund auch immer, dann sollen Sie wissen, daß es keinen Unterschied macht. Lincoln Osis hat auf den Knien erkannt, welchen Fehler die In- vasion bedeutete. Er flehte mich an, ihn zu töten, weil er nicht länger leben wollte, wenn er kein Krieger mehr sein konnte. Ich weigerte mich, erklärte ihm, ihn zu töten wäre Mord. Ich wendete mich ab. Er sprang auf, um mich anzugreifen, übernahm ein letztesmal die Rolle des Kriegers, um als Krieger zu sterben. Ich be- daure nicht, mich verteidigt zu haben, aber es tut mir leid, daß er sterben mußte.«
Masters hörte sich Victors Erklärung ohne sichtbare Regung an. »Ich kann mir vorstellen, daß sich diese Geschichte in Ihren Memoiren der Clan-Invasion gut machen wird. Sie hat etwas Romanhaftes. Wenn man erst das Holovid dazu dreht, wird das bestimmt eine der besten Szenen.«
Victor hatte Mühe, nicht die Fäuste zu ballen. »Falls ich mich entschließe, meine Memoiren zu schreiben, haben Sie wahrscheinlich recht. Sie scheinen sagen zu wollen, daß ich all das aus Selbstzweck getan habe.«
»Nein, ich glaube durchaus, daß Ihre Motive zu Be- ginn rein waren, oder so rein, wie es Ihnen möglich ist.« Der hochgewachsene Ritter zuckte die Achseln. »Aber Sie sind ein politisches Wesen, Prinz Victor. Der Vorteil einer Heimkehr als Bezwinger der Clans kann Ihnen nicht entgangen sein.«
Victor nahm den Spaziergang wieder auf. »Natürlich nicht. Aber das bedeutet keineswegs, daß ich vorhätte, ihn auszunutzen.«
»Wirklich nicht? Sie werden Ihre neue Macht und Ihren Einfluß nicht dazu verwenden, Ihr Reich wieder- zuvereinigen?«
Der Prinz seufzte. »Wie denn? Dazu müßte ich einen neuen Krieg führen, und ehrlich gesagt, steht mir das Krieg führen im Augenblick bis zur Halskrause. Was ich jetzt wirklich möchte, ist nach Hause zu fliegen, meine Freunde wiederzusehen und gar nichts zu tun.«
Masters schüttelte den Kopf. »Dazu wird es nicht kommen.«
»Nein?«
»Nein. Sie müssen sich noch um Morgan Hasek- Davions Tod kümmern, oder haben Sie das vergessen?«
»Sie meinen, um seine Ermordung.«
»Allerdings, um seine Ermordung.« Masters warf Victor einen schrägen Blick zu. »Wem werden Sie die Schuld dafür zuschieben?«
Sie kamen um eine Ecke und stiegen eine kurze Treppe in ein zwei Häuserblocks langes und breites grünes Tal hinunter. Reihenweise ragten einfache weiße Markierungen aus dem Boden - wie zur Parade aufgestellte Soldaten. Der harte Kontrast der weißen Farbe vor dem grünen Hintergrund ließ Victor stocken. Der Friedhof wirkte äußerst friedlich, und seine Lage unterhalb der Straßenebene förderte die innere Ein- kehr.
»Die Schuld wird den treffen, der sie auf sich gela- den hat.« Victor schüttelte den Kopf. »Ich habe noch nicht wirklich darüber nachgedacht.«
»Aber Ihnen steht noch ein langer Heimflug bevor.«
»So ist
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