BattleTech 43: Der Kriegerprinz
übertragen, der verantwortungs- bewußt, bedacht und kompetent ist. Und das sind Sie.«
Masters runzelte die Stirn. »Kaum glaube ich, Sie durchschaut zu haben, tun Sie etwas, womit Sie alles verändern.«
»Das liegt daran, daß ich selbst mich verändere. Diese ganze Expedition hat uns alle verändert.« Victor zuckte die Achseln. »Und genau wie Sie hoffe ich dar- auf, daß es uns zum Guten verändert hat.«
»Ich verstehe.« Masters nickte zögernd. »Nun gut, dann bleibe ich hier und regiere Diana für Sie. Aber sorgen Sie dafür, daß man einen Botschafter schickt, an den ich diese Aufgabe übergeben kann. Diplomatie ist eine Tätigkeit, die kaum Ritterliches an sich hat.«
Victor grinste. »Vor Jahrhunderten hat auf Terra ein- mal jemand gesagt, Diplomatie sei die Kunst, >Guter Hund< zu sagen, während man nach einem großen Stein Ausschau hält. Ich hoffe, Ihre Erfahrungen wer- den besser.«
»Da bin ich mir sicher.« Masters lächelte und reichte Victor die Hand. »Gute Heimreise, und stellen Sie si- cher, daß wer auch immer hierher entsandt wird, eine sanfte Stimme und einen Vorrat an großen Steinen mit- bringt.«
17
State of the Art Gallerie und Cafe, Crescent Harbor, New Exford
Arc-Royal-Defensivkordon
15. August 3060
Francesca Jenkins' Herz stockte, als sie die Galerie be- trat und Reginald Starling sah. Der hoch aufgeschos- sene, hagere Künstler hatte Haar und Augenbrauen grellrot gefärbt und trug künstliche Fingernägel in einem scheußlichen Fleischton. Als sie näherkam, er- haschte sie einen Blick auf reißzahnähnliche Verlänge- rungen der oberen Eckzähne und bemerkte blutrote Kontaktlinsen, die seine sonst blauen Augen verbar- gen. Die konservativ streng geschnittene schwarze Kleidung unterstrich seine dürre Gestalt und machte ihn vollends zu einer Kreatur der Nacht.
Sie hatte schon gehört, daß er diese Untotenrolle an- genommen hatte, und bewunderte sein Gespür für die Stimmungen in der Lyranischen Allianz. Die atembe- raubenden Siege der Sternenbund-Verteidigungsstreit- kräfte gegen die Nebelparder im Draconis-Kombinat hatten alle überrascht und eine allgemeine Hochstim- mung ausgelöst. Der lange, schwere Krieg, auf den sich alles eingestellt hatte, schien plötzlich zu einem Spaziergang geworden zu sein, und der Jubel darüber war gewaltig gewesen.
Dann hatte die SBVS ihre Operationen in die Peri- pherie verlagert, um den Parder-Widerstand dort zu brechen, und die Erfolgsmeldungen waren erheblich seltener geworden. Dadurch fragten die Menschen sich, ob ihre Zuversicht nicht vielleicht verfrüht gewe- sen war. Die Jadefalken standen weiter an der Grenze der Lyranischen Allianz, und auch wenn sich noch keine Clanner in den Arc-Royal-Defensivkordon gewagt hatten, konnte jeder neue Tag einen Angriff brin- gen. Die Ansicht verbreitete sich, daß die Clans doch nicht so sehr am Ende waren, wie es der Sternenbund gerne verbreitete, und alles wartete nur darauf, daß die Clanner sich aus ihren Gräbern erhoben und wieder angriffen.
Starling blickte über die eisblaue Frisur einer klein- wüchsigen Gönnerin hinweg und riß die Hände an die Brust, als er Francesca sah. Sein Raubtiergrinsen wurde breiter und zeigte ihr seine Zähne noch deutlicher. Er ließ die Frau, mit der er sich unterhalten hatte, auf der Stelle links liegen und kam herüber. »Ah, Fiona, du bist eine Vision.«
»Und du bist ein Schmeichler, Reg.« Francesca lächelte. Sie hatte sich für ein ärmelloses Kleid mit roten Pailletten entschieden, das wenige Zentimeter über dem Knie endete. Der hohe Stehkragen lag eng am Hals an, aber ein schmaler, rautenförmiger Aus- schnitt streckte sich von dort bis zu ihrem Nabel und zeigte die sanften Kurven des Busens und die Schußnarbe unterhalb des Brustbeins. Die Narbe hatte Starling vom Beginn ihrer Bekanntschaft an fasziniert, und Francesca wußte, daß sie ihn in Erregung verset- zen konnte, indem sie die Verletzung zur Schau stellte.
»Ich bin so froh, daß du kommen konntest.«
Francesca schob die Hand in seine Armbeuge. »Tatsächlich, Reg? Ehrlich gesagt, ich war überrascht, eine Einladung zu dieser Eröffnung zu bekommen. Ich habe all die anderen ignoriert, weil ich auf Häme ver- zichten kann.«
»Es ist ganz gut, daß du nicht zu den anderen ge- kommen bist, denn genau das hätte dich erwartet.« Starling führte sie tiefer in die Galerie, an der Kaf- feebar vorbei in einen kleineren Saal. »Zuerst hat deine Abwesenheit mich verärgert, aber dann habe ich
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