BattleTech 43: Der Kriegerprinz
Katrinas Schoß krabbelte und erklärte: »Du bist hübsch. Ich wünschte, du wärst unsere Prinzessin«, war so saccharinsüß, daß der Anblick bei empfindli- chen Gemütern Brechreiz auslöste - doch es wurde im gesamten Vereinigten Commonwealth immer wieder gezeigt.
Mitte Oktober hatte sich die Debatte auf eine ein- zelne, klar definierte Frage zugespitzt, die in Knei- pen ebenso debattiert wurde wie in politischen Talk- shows. »Wäre Katrina nach Victors Tod nicht die Thron- erbin des Vereinigten Commonwealth?« Immerhin war Yvonne nur als Regentin eingesetzt, und es schien of- fensichtlich, daß sie dieser Aufgabe nicht gewachsen war. Außerdem wußte niemand, ob Victor nicht be- reits irgendwo jenseits der Peripherie sein Leben ge- lassen hatte. Möglicherweise steuerte Yvonne das Ver- einigte Commonwealth grundlos ins Verderben, als ihre Schwester eigentlich schon lange hätte herrschen sollen.
Die Debatte trieb Yvonne zur Verzweiflung. Mitte November schickte sie Katrina eine Botschaft, in der sie ihre Schwester bat, nach New Avalon zu kommen und die Regentschaft zu übernehmen. Katrina stimmte zu und erklärte sich bereit, gerade rechtzeitig zu den Feiertagen das Herrscheramt anzutreten. Sie stellte si- cher, daß Yvonne an ihrer Seite stand, und lobte ihre junge Schwester für deren tapfere Anstrengungen in schweren Zeiten. Aber alles atmete in dem Wissen auf, daß endlich wieder eine erfahrene Herrscherin am Ruder des Staatsschiffes stand.
Katrina verlor keine Zeit, die >Flitterwochen< ihrer Amtszeit zu nutzen. Die Umfragen zeigten einen dra- matischen Anstieg der Zufriedenheit, und sie initiierte verschiedene Reformen, die sie aufgeschlossen für die Sorgen der Bevölkerung erscheinen ließen. Sie schickte Yvonne nach Robinson, um die Menschen in der Mark Draconis zu beruhigen, daß man sie nicht vergessen hatte, und war keineswegs überrascht, als Yvonne und Tancred kurz darauf verschwanden und später auf Luthien wieder auftauchten.
Sie trank noch etwas Champagner und sah sich weiter im Büro um. »Zuviel altes Holz und Leder. Ich werde es neu einrichten lassen.«
Ein scharfes Klopfen an einer der Eichentüren riß sie aus ihren Träumen. Sie drehte sich um. Ein älterer, ge- setzter Mann von deutlich asiatischer Herkunft neigte den Kopf und betrat den Raum. »Brauchen Sie etwas, Mandrinn Liao? Sind Sie gekommen, um mir die Stim- mung zu verderben, oder soll ich großzügig sein und Ihnen etwas von diesem Champagner anbieten?«
Tormano Liao sah sie aus blauen Augen nachdenk- lich an. »Ich bin mir nicht sicher, ob Euch gefallen wird, was ich zu sagen habe, Hoheit.«
Sie zuckte die Schultern. »Dann trinken Sie erst ein Glas mit mir. Auf den plötzlichen Ruhestand meines Bruders. Jetzt hat er endlich alle Zeit der Welt, um mit seiner Drac-Geliebten herumzupossieren.«
Tormano schenkte sich ein Glas ein, stieß mit ihr an und trank. »Wie immer ausgezeichnet, Hoheit.«
»Natürlich. Ich verdiene nur das Beste.« Sie nahm die Sektflöte in beide Hände. »Was wollten Sie mir sagen?«
»Ich sehe mich gezwungen, aus Euren Diensten zu scheiden, Hoheit.«
»Wie erstaunlich. Erklären Sie das bitte.«
Der ältere Liao stellte sein Glas ab und verschränkte die Hände im Rücken. »Mein Neffe hat als Erster Lord des Sternenbunds Einheiten der Sternenbund-Vertei- digungsstreitkräfte dazu benutzt, den St. Ives-Pakt zu besetzen, das Reich meiner Schwester. Wie Sie wissen, ist es zu Kämpfen gekommen, und die Dinge stehen nicht gut für die Untertanen meiner Schwester. Gleich- zeitig hat Sun-Tzu Erfolge in den Umstrittenen Territo- rien aufzuweisen und beansprucht Planeten zurück, die Euer Vater vor Eurer Geburt befreit hatte. Ich habe Freunde auf diesen Welten.«
»Ich weiß, Mandrinn.« Katrina lächelte kalt. »Soweit ich mich erinnere, habe ich Ihre Loyalität belohnt, indem ich beträchtliche Beträge in Ihre Befreiungszel- len umgeleitet habe. Die Bewegung Freies Capella, nicht wahr?«
»So ist es, Hoheit, und Ihr wart äußerst großzügig. Aber in Zeiten wie diesen ist Führung ebenso kostbar wie Geld. Cassandra und Kuan-Yin Allard-Liao tun ihr Bestes, ihrem Vetter Sun-Tzu zu widerstehen, aber es herrscht Bedarf an größeren Führungsqualitäten, als die beiden sie besitzen.«
»Und Sie könnten diese Lücke schließen?«
»Das könnte ich.« Tormano legte beide Hände flach auf die Brust. »Ich bin nicht mehr der beste Krieger, aber ich besitze einen Schatz an Erfahrung, der meinen Nichten
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