BattleTech 43: Der Kriegerprinz
klar, daß er damit alles nur noch verschlimmert hätte. Wenn es etwas gibt, was noch katastrophaler wäre als das Auf- tauchen von draconischen Kriegsschiffen über New Ava- lon, dann das Auftauchen von Clanschiffen. Ich habe ihn aufgefordert zu warten, bis Sie zurück sind, bevor er etwas unternimmt. Wenn Sie in den Krieg ziehen wollen, um Ihr Reich zurückzugewinnen, stehen seine Wölfe und meine Krieger Ihnen natürlich zur Seite.«
»Ich weiß das mehr zu schätzen, als Sie ahnen, Theo- dore, und dasselbe werde ich Phelan sagen, aber ich weiß nicht...« Victor breitete die Hände aus. »Einer- seits hat meine Schwester unsere Mutter ermorden las- sen und systematisch alles getan, um meine Position zu untergraben. Sie ist bösartig, und wenn ich Sie auf dem Thron lasse, wird das wahrscheinlich in der Zu- kunft zu ungeahnten Problemen führen. Die einzige Lösung, die sich dagegen anzubieten scheint, wäre, gegen sie in den Krieg zu ziehen. Andererseits habe ich gerade erst zwei Jahre mit einigen der übelsten Schlachten meiner Laufbahn verbracht. Mit dem Schwert, daß Sie selbst mir bei meinem ersten Besuch hier gaben, habe ich den ilKhan der Clans enthauptet. Wenn sein Blut das letzte sein würde, das an meinen Händen klebt, wäre mir das sehr recht.«
»Ich würde mich mehr als freuen für Sie, Victor, wenn ich auch nur die geringste Chance sähe, daß es so kommt.« Theodore schüttelte traurig den Kopf. »Aber ein Krieg ist hier nicht die einzige Wahl. Im No- vember treffen die Mitglieder des Sternenbunds zur zweiten Whitting-Konferenz zusammen, um Angele- genheiten allgemeiner Bedeutung zu besprechen und einen neuen Ersten Lord zu wählen. Übrigens wurde die Verfassung des Sternenbunds abgeändert, so daß zu dieser Wahl jetzt eine einfache Mehrheit ausreicht.«
»Interessant, aber da es jetzt nur noch sechs stimm- berechtigte Reiche gibt: KonCap, VerCom, Liga, Pakt, Kombinat und Rasalhaag, wäre jede Mehrheit automa- tisch eine Zwei-Drittel-Mehrheit, wie sie bisher nötig war. Wer hat die Änderung beantragt?«
»Thomas Marik, und sie wurde einstimmig beschlos- sen.« Der Koordinator wirkte verlegen. »Es ist nieman- dem entgangen, daß Sun-Tzu nur gewählt wurde, weil Sie sich anders verhalten haben, als Ihre Schwester er- wartete. Niemand hat ein Interesse daran, daß der Erste Lord ausgelost wird, also macht eine einfache Mehrheit Sinn.«
»Und wenn es zu einer Pattsituation kommt, sorgt die Stimme ComStars für die Entscheidung.«
»Das stimmt, aber zum Zeitpunkt der Änderung exi- stierten noch sieben stimmberechtigte Mitgliedsstaa- ten, daher war ComStars Rolle kein entscheidender Faktor.« Der ältere Mann schmunzelte. »Ich hatte ge- hofft, Sie würden der nächste Erste Lord werden.«
Victor nickte. »Irgendwo habe ich das wohl selbst gehofft. Aber jetzt erscheint mir das alles so weit ent- fernt und lange zurückzuliegen.«
»Ich habe vor, Katherines Usurpation Ihres Throns auf der Konferenz zur Sprache zu bringen. Natürlich wird sie behaupten, dabei handle es sich um eine in- terne Angelegenheit, so wie Sun-Tzu bei jeder Erwäh- nung des Themas St. Ives reagieren wird. Ich be- zweifle, daß ich irgend etwas erreichen werde. Sie will Erste Lady werden, und sie kann Ihnen auf keinen Fall gestatten, wieder einen Thron zu besteigen, denn gegen Sie hätte sie bei einer Wahl nicht den Hauch einer Chance.«
»Schön zu hören, aber Sie haben recht. Wir werden bei der Konferenz keinen Fuß auf den Boden bekom- men.« Er gluckste. »Ich glaube kaum, daß ich über- haupt eine Einladung bekomme. Sun-Tzu dürfte mir, sobald er von meiner Rückkehr erfährt, ein offizielles Dankeschön übermitteln und mich von meinen Kom- mandeurspflichten entbinden, und Katherine wird mich ganz sicher nicht zum Oberbefehlshaber der Ster- nenbund-Verteidigungsstreitkräfte ernennen, wenn sie erst gewählt ist.«
Theodore sah auf. »Sie klingen nicht sonderlich be- trübt über diese Aussichten.«
»Nein, wohl nicht.« Victor zuckte die Achseln. »Ich weiß, ich weiß. Im Augenblick stehe ich noch unter Schock, und ich bin verflucht müde, aber wenn ich in meinem ganzen Leben nie wieder einen Befehl erlassen müßte, würde ich es nicht vermissen. Eigentlich ist das ironisch. In meiner letzten Unterhaltung mit dem ilKhan verlangte er von mir, ihn zu töten, weil er glaubte, für einen Krieger gäbe es kein Leben ohne Kampf. Ihm war das Kriegersein angeboren, es war sein Schicksal, und wir haben einen Krieg geführt, um
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