BattleTech 43: Der Kriegerprinz
näherkommen. »Das war ein bemerkens- werter Empfang, Theodore-sama.«
»Es freut mich, daß Sie beeindruckt waren.« Theodo- res Miene verdüsterte sich etwas. »Es gibt Dinge, über die wir sprechen müssen. Nein, es geht nicht um meine Tochter und Sie. Aber zuerst warten hier ein paar Leute auf Sie. Omiko, wenn du Victor zu ihnen bringen würdest.«
»Wie du wünschst, Vater.«
Victor bot Omi seinen Arm, und sie hakte sich bei ihm ein. »Was wollte dein Vater andeuten?«
»Vertrau mir, Victor, und vertrau meinem Vater.« Sie stoppte in den Schatten am Eingang und zog ihn näher. »Erinnerst du dich an den Jubel der Menge?«
»Jetzt gerade? Wie könnte ich das vergessen?«
»Gut. Du solltest ihn nie vergessen.« Sie lächelte und drückte ihm einen Kuß auf die Nase. »Und erinnerst du dich an unser letztes Beisammensein in meiner Zuflucht?«
Victor lächelte. »Sehr gut sogar, meine Liebe.«
»Gut.« Sie ging weiter zum Eingang des Einheits- palastes.
»Was entgeht mir hier, Omiko?«
»Nichts, Victor. Vertrau mir.«
Omi führte ihn durch die Tür, und Victors Herz stockte. In einem Flur, der ihre hochgewachsene Statur betonte, stand seine Schwester Yvonne und lächelte ihn verlegen an. Sie trug einen roten Kimono, der mehrere Töne dunkler als ihr Haar und mit Tigern vom Grau ihrer Augen bestickt war. Sie kam auf ihn zu, dann zögerte sie.
Victor lächelte Omi zu und zog seinen Arm aus ihrem Griff. Er trat zu seiner Schwester und drückte sie. »Yvonne, du bist auch hier. Das ist großartig.« »Ich bin auch froh, dich zu sehen, Victor. Ich hatte solche Angst.«
»Was?« In ihrer Stimme lag ein Zittern, das er sich nicht erklären konnte. Er trat etwas zurück und sah zu ihr hoch. Rotgeränderte Augen - sie hat geweint. »Was ist los, Yvonne? Warum warst du nicht am Raumhafen?« Seine Schwester erstarrte und entzog sich seinen Händen. Sie kreuzte die Arme vor dem Leib und wich seinem Blick aus. »Ich wollte dir die Rückkehr nicht verderben.«
»Wie?« Er runzelte die Stirn. »Wie hättest du das tun können?«
»Verstehst du nicht, Victor?« Tränen strömten über ihr Gesicht. »Ich habe dein Reich verloren.«
23
Büro der Ersten Prinzessin, New Avalon
Mark Crucis, Vereinigtes Commonwealth
15. März 3061
Katrina beobachtete, wie die Luftbläschen in ihrem Champagner nach oben stiegen. Sie staunte darüber, wie die bernsteinfarbene Flüssigkeit, die in der Glas- flöte perlte, die Welt verzerrte, die sie durch das Glas betrachtete. Langsam drehte sie es in den schlanken Fingern der linken Hand und fing den ganzen Raum darin ein, der zwei Jahre zuvor noch Victors Büro ge- wesen war. Sie lächelte, als ihr klar wurde, daß sie nun alles, was einmal ihrem Bruder gehört hatte, in der Hand hielt.
Sie nippte an dem Champagner und schmunzelte genießerisch. Trocken, so trocken wie Victors Kehle jetzt ungefähr sein muß. Katrina lehnte sich in dem Sessel zurück, in dem schon Victor und vor ihm ihr Vater, Hanse Davion, gesessen hatten, und lachte kehlig. Theodores Geste, die Einsatzgruppe zu einem Helden- empfang nach Luthien zu holen, hatte sie keineswegs überrascht. Es entsprach voll und ganz der draconi- schen Art. Dort würde Theodore Victor mitteilen, daß dieser alles verloren hatte.
Aber wird der Koordinator es ihm selbst sagen, oder wird er Yvonne allein für ihre Sünden büßen lassen? Katrina nippte wieder an ihrem Glas und genoß den Hauch von Frucht im Geschmack des Champagners und das Kitzeln der in ihrer Kehle zerplatzenden Bläschen. Yvonne hätte diesen Champagner auch gemocht. Tat- sächlich war sie es gewesen, die ihn bestellt hatte. Zu schade, daß sie keinen Grund zum Feiern hat.
Yvonne war erst kurz nach Neujahr aus dem Vereinig- ten Commonwealth geflohen, aber es hatte sich schon über die Feiertage abgezeichnet. Katrina hatte gewußt, daß der Machtwechsel ihre jüngere Schwester verletzen würde, die Erste Prinzessin hatte jedoch gehofft, daß sie sich für vernünftige Argumente zugänglich erweisen würde. Immerhin habe ich es für das Wohl unseres Volkes und aller Völker der Freien Inneren Sphäre getan.
Katrina seufzte. Sie hatte von Anfang an gewußt, daß ihr Bruder Victor sich nicht zum Herrscher eig- nete. Selbst als Kind war der kleine Victor schon äußerst brav gewesen, ein kleiner Soldat, der geradezu strahlte, wann immer sein Vater ihn lobte. Wenn er die Wahl hatte, trug Victor eine der verschiedenen Uni- formen, die ihm die Militäreinheiten des Vereinigten
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