BattleTech 43: Der Kriegerprinz
Commonwealth als Geschenk schickten. Sie verstand, warum das Militär ihn liebte: Er war zum Ende der Kampfhandlungen des Vierten Nachfolgekriegs gebo- ren worden, in dem ihr Vater mehr als die Hälfte der Konföderation Capella erobert hatte. Victor, Hanse Da- vions Stammhalter, dazu mit diesem Namen, wurde zu einem lebenden Symbol des Sieges.
Sie senkte das Glas und sah sich in dem Büro um. Soweit sie feststellen konnte, hatte sich nichts verän- dert. Victor hatte es nicht umbauen lassen, nachdem ihr Vater gestorben war. In diesem Sessel ist Hanse Da- vion an einem Herzschlag gestorben. Victor war wirklich von ihrem Vater zu dem gemacht - mehr zu dem ge- schmiedet - worden, was er heute war. Victor war ein- deutig der beste Mann für die Auseinandersetzung mit den Clans gewesen, aber weil er selbst eine Waffe war, konnte er kein guter Herrscher sein. Für ihn gehören Blut und Leiden zu einem Konflikt.
Sie hatte Mühe, vor Freude nicht laut aufzuschreien. Schon am Beginn der Rivalität mit ihrem Bruder um die Macht hatte sie gelernt, daß Meinungen sich ebenso gut wie Fakten dafür eigneten, die Stimmung der Massen zu beeinflussen. Sie hatte Victor in den lyranischen Distrikten den Todesstoß versetzt, indem sie den Anschein erweckt hatte, es stecke tatsächlich eine gewisse Wahrheit in dem Gerücht, daß er Melissa Steiner-Davion hatte umbringen lassen. Es war Katrina leicht gefallen, das Erbe ihrer Mutter anzutreten und die Herzen ihres Volkes für sich zu gewinnen. Als sie die Lyranische Allianz aus dem Vereinigten Common- wealth gelöst hatte, hatten die Menschen es nicht als Verrat angeprangert, sondern als Rettung bejubelt.
Bei dieser Medienmanipulation hatte sie eine Me- thode gefunden, Victor zu vernichten. Solange er noch auf New Avalon an der Macht war, hatten sich ihre Be- mühungen in Grenzen gehalten und nur darauf ausge- richtet, ihm kleinere Schwierigkeiten zu machen. Aber sobald er abgereist war, um die Clans zu zerschlagen, konnte sie Yvonnes Naivität für ihre Pläne ausnutzen. Es war geradezu beängstigend einfach.
Herrscher über Nationen, deren Grenzen sich über Hunderte von Lichtjahren erstreckten, konnten sich nicht die Zeit nehmen, mit jedem einzelnen Bürger zu sprechen und seine Wünsche und Bedürfnisse in Er- fahrung zu bringen. Der Bedarf für lokale Verwaltun- gen hatte ein neues Feudalsystem entstehen lassen. Die Adligen, die einzelne Planeten kontrollierten, waren der Zentralregierung Rechenschaft schuldig und er- warteten von dieser Unterstützung, aber auch sie konn- ten die Ansichten ganzer Weltbevölkerungen nicht al- lein feststellen.
Das erledigten Meinungsforscher. Die meisten dieser Institute organisierten Umfragen, in denen eine Palette von Fragen gestellt wurden, einschließlich einiger über irgendein Produkt, dessen Hersteller die Kosten der Umfrage trug. Die Geschäftswelt erhielt auf diese Weise nützliche Daten über ihre Konsumenten, und als Nebenprodukt entstanden politische und gesellschaft- liche Meinungsbilder der Bevölkerung.
Katrina sponserte über verschiedene Konzerne eine Menge solcher Umfragen. Die Fragen, die dabei ge- stellt wurden, waren grundsätzlich so formuliert, daß die gewünschte Antwort praktisch vorgegeben war. Statt zu fragen: >Finden Sie es gut, daß Prinz Victor die Sternenbund-Expeditionsstreitkräfte anführt?<, wurden die Leute gefragt: >Lenkt die Führung der Sternen- bund-Expeditionsstreitkräfte Prinz Victor von wich- tigen innenpolitischen Aufgaben ab?< Diese Fragestel- lung konnten nur die eingefleischtesten Militaristen anders als mit ja beantworten. Also zeigten die Mei- nungsumfragen, daß über achtzig Prozent der Bevöl- kerung der Meinung waren, daß Prinz Victor durch seine Sternenbund-Aktivitäten sein Herrscheramt ver- nachlässigte.
Als Victor und seine Truppen in die Peripherie auf- gebrochen waren, hatte Katrina ihre Tätigkeiten inten- siviert. Die Fragen wurden einseitiger, und die Unzu- friedenheit mit Yvonnes Regierung wuchs. Um den Effekt noch zu steigern, hatte Katrina eine Reihe von Dokumentationen über den Clan-Krieg, Kerenskys Exodus, den Zusammenbruch des ursprünglichen und die Entstehung des neuen Sternenbunds produzieren und über die Welten des Commonwealth verteilen las- sen. In all diesen Beiträgen wurde Victor auf eine Ebene mit Aleksandr Kerensky gestellt. Das ließ ihn in strahlendem Licht erscheinen, weckte jedoch gleich- zeitig die Angst, er könnte der Inneren Sphäre den Rücken kehren,
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