BattleTech 44: Falke im Aufwind
einschlagen oder sich ins Wasser stürzen und das Risiko eingehen sollen, auf dem Weg zur anderen Seite zu ertrinken.«
Zalman stellte mit Befriedigung fest, daß Marthe Pryde zu den Khanen gehörte, die wütend aufsprangen, und daß Lehrmeister Pershaw ihr das Wort erteilte.
»Der geehrte Stahlvipern-Khan beleidigt uns alle mit seinem abschätzigen Vergleich mit Ameisen. Vielleicht sollte er seine Zeit darauf verwenden, sich angemessenere Bilder zu überlegen.«
Ihre Bemerkung war oberflächlich, dachte Zalman, und ohne Überlegung heruntergebetet. Es war eine typische Reaktion, wie er sie haßte. Plötzlich sah er eine Möglichkeit, sie auszunutzen. Vielleicht ließ sich Marthe Pryde tatsächlich provozieren, wie Natalie Breen es vorgeschlagen hatte, wenn man sie aus dem Hinterhalt anging. »Es überrascht mich nicht, Khanin Marthe Pryde, daß du dich über meine Bildwahl beschwerst. Diese Art von Bemerkung verschwendet nur die Zeit der in dieser Kammer versammelten Khane, aber Verschwendung dieser Art ist typisch für den Jadefalkenclan.«
Zalman wußte sehr wohl, daß alle Clans Verschwendung haßten, die Jadefalken aber aus dem Kampf dagegen geradezu einen Fetisch machten. Marthe Pryde konnte eine derartige Bemerkung, so harmlos sie war, nicht einfach ignorieren.
»Typisch? Jadefalken verschwenden nichts. Alles wird wiederverwertet. Einige Male. Der Stahlvipernkhan sollte diese Bemerkung zurücknehmen. Ich bestehe sogar darauf, daß er sie zurücknimmt.«
Da war sie, die Öffnung in ihrer Deckung. Eine kleine, unbedeutende Bemerkung über die Clanehre. Zalmans Puls beschleunigte sich, als er in noch gelassenerem Tonfall antwortete. »Stahlvipern lügen nicht. Es kommt nicht in Frage, daß ich irgend etwas zurücknehme.«
»In dieser Kammer mußt du bereit sein, deine Behauptungen zu beweisen, Khan Perigard Zalman, frapos?«
»Pos.«
»Ich erwarte deine Beweisführung.«
Marthe Pryde wirkte so überzeugt, so sicher, daß sie nur die Ehre ihres Clans gegen eine unbedeutende Herausforderung verteidigte, daß er sie völlig überraschen konnte.
»Du verschwendest Krieger, Khanin Marthe Pryde. Krieger verlieren ihr Leben weniger aus Mangel an Können denn als Folge der Politik deines Clans. Es ist ein Heldentum, das einen hohen Preis kostet, ein verschwenderisches Heldentum.«
Das plötzliche Feuer in Marthe Prydes sonst so eisigem Blick erregte Perigard Zalman. Dieses Anzeichen von Emotion in seiner für ihre Ruhe berühmten Gegnerin spornte ihn an, weiterzusprechen.
Die anderen Khane, die normalerweise zumindest leise unter sich jede Eskalation in der Kammer kommentierten, saßen schweigend auf ihren Plätzen und beobachteten die beiden Khane wie BattleMechs, die einander im Zweikampf umkreisten. Brett Andrews, der die Strategie seines Khans erkannt zu haben schien, murmelte Ermutigungen.
»Der Khan der Stahlvipern scheint von einem plötzlichen Irrsinnsanfall getroffen«, stellte Marthe fest. »Bitte erkläre dich, Perigard Zalman.«
»Es ist wirklich sehr einfach. Die Politik der Jadefalken, Freigeborene nicht nur in ihre Reihen aufzunehmen, sondern einer von ihnen sogar zu gestatten, sich um einen Blutnamen zu bewerben, ist eine der verschwenderischsten Entscheidungen, die überhaupt in irgendeinem Clan zu finden ist.«
»Wir haben unsere Gründe für die Anwesenheit der Freigeborenen im derzeitigen Blutrecht auf...«
»Verschwendung. Ihr bildet Freigeborene aus, als Krieger zu kämpfen. Durch ihre Minderwertigkeit gefährden sie alle Wahrgeborenen ihrer Einheiten. Viele davon haben durch das Handeln von Frei...«
»Und weit mehr sind durch das Handeln freigeborener Krieger gerettet worden. Die Jadefalken haben bewiesen, daß wir unsere Freigeborenen klug verwenden, ohne unseren wahrgeborenen Kriegern den ihnen zustehenden Respekt zu versagen. Wir verschwenden nichts und niemanden.«
»Bei allem Respekt, Khanin Marthe Pryde, deine Worte überzeugen mich nicht. Wir Clans, die eine strikte Kontrolle über die Freigeborenen unserer Kriegerkaste ausüben, wissen das besser als diejenigen von euch, die das nicht tun.«
»Ihr glaubt nur, es besser zu wissen!« mischte sich eine neue Stimme lautstark ein: Khan Vlad Ward vom Wolfsclan. Zalman war keineswegs überrascht. Der Wolf und der Falke waren in jüngster Zeit zu Verbündeten geworden, und die Wölfe waren noch entschiedenere Verfechter des perversen Einsatzes von Freigeborenen als Krieger, als es die Jadefalken waren.
»Ich brauche in diesem Punkt keine Hilfe,
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