BattleTech 44: Falke im Aufwind
nicht für dieses ewige Palaver gemacht. Wir verwandeln uns allmählich in dieselben Surats, die auch die Innere Sphäre verseuchen, mit dem ganzen Gerede und Manövrieren, um unsere immer komplizierteren politischen Intrigen aufrechtzuerhalten. Und du, Marthe Pryde, steckst mitten darin. Du und der Wolfskhan Vladimir Ward, und...«
»Halt den Mund, Samantha Clees. Auch wenn wir beide Khaninnen sind, gibt es Grenzen für das, was wir einander an den Kopf werfen können. Du bewegst dich auf Ansichten zu, die uns in einen Kreis der Gleichen führen würden. Und wir können es uns nicht leisten, gegeneinander zu kämpfen, frapos?«
Samantha nickte und nahm ihre Wanderung wieder auf. Schweigend. Offensichtlich war sie damit beschäftigt, ihre nächste Wortoffensive vorzubereiten. »Jedenfalls«, erklärte sie schließlich, »liegt es in meiner Natur, dem Clan zu jeder Zeit von Nutzen zu sein. Im Konklave herumzusitzen und mich durch die Bürokratie zu wühlen, gehören nicht zu den Waffen in meinem persönlichen Arsenal. Truppen, Munitionslager und Ausbildungseinheiten zu inspizieren, ist schon eher mein Stil. Im Feld werde ich unter allen Umständen wertvoller sein als in der Konklavekammer. Während ich auf Ironhold bin, werde ich dir auch über diesen Blutnamenstest Bericht erstatten.«
Sie hielt an und entspannte sich, während sie Marthe ansah und auf eine Antwort wartete. Marthe nahm sich einen Augenblick Zeit, die Gedanken zu sammeln.
»Noch etwas, Samantha Clees. Auf Ironhold gibt es noch eine Angelegenheit, um die du dich sinnvollerweise kümmern könntest. Dianas Mutter, die Wissenschaftlerin Peri, ist gerade auf dem Planeten eingetroffen. Sie behauptet, zu Dianas Unterstützung dort zu sein, aber sie schnüffelt herum und soll peinliche Fragen über die Wissenschaftlerkaste stellen. Die Wissenschaftler sind so zurückgezogen und mit ihren eigenen Problemen beschäftigt, statt sich der Erfüllung der Clanziele zu widmen, daß...«
»Ich habe mich schon häufig gefragt, warum du und die anderen Khane dieser Kaste eine derartige Geheimhaltung gestatten. Es scheint mir, daß...«
»Ich weiß, was du sagen willst, Samantha Clees, und zum Teil stimme ich dir bei. Die geheimbündlerischen Tendenzen der Wissenschaftler gehören zerschlagen. Aber sie haben einige beeindruckende genetische Fortschritte erzielt, und ich bin sicher, daß sie noch erhebliche weitere Durchbrüche schaffen werden. Im Augenblick brauche ich einen Anlaß, an der Lage etwas zu ändern, und den habe ich nicht.«
»Als Khanin brauchst du keinen Anlaß.«
»Doch, Samantha Clees, den brauche ich. Fairneß ist wichtig. Wir sind von der genetischen Forschung der Wissenschaftler abhängig, um noch stärkere Krieger zu erschaffen. Ich will die Jadefalken zum stärksten aller Clans machen.«
Samantha blieb stehen und drehte sich zu Marthe um. »In diesem Punkt sind wir uns einig, meine Khanin. Wir wissen beide, daß nur die Jadefalken die wahren Hüter der Vision Kerenskys sind. Das hat uns gestattet, jedes Hindernis zu überwinden, jede Niederlage, jede Herausforderung.«
»Aye, Samantha Clees«, stimmte Marthe ihr zu. »Wir sind Jadefalken. Nichts kann uns aufhalten.«
Samantha wandte sich zur Tür, und mit einem Seufzer kehrte Marthe an ihren Schreibtisch und den Berg von Papier darauf zurück.
Als sie den Gang hinabging, an dessen Ende Marthes Quartier lag, fragte Samantha Clees sich, ob sie bei ihrem Gespräch mit der Khanin zu weit gegangen war. Sie hatte es nach einer beeindruckenden Laufbahn bis zur saKhanin gebracht, aber Marthes Leistungen waren noch bedeutender. Manchmal hatte sie Zweifel, ob sie überhaupt das Recht besaß, in der Gegenwart einer so großen Heldin des Clans den Mund aufzumachen. Sie hatte die hohe Position, die sie jetzt besetzte, nie angestrebt. Für sie war es nur eine Stufe in einer Laufbahn, die voll und ganz von den Werten des Clans bestimmt war.
Hätte ich das Zeug zur Khanin der Jadefalken? fragte sie sich. Wahrscheinlich nicht. Aber sollte ich es soweit bringen, würde ich versuchen, mit dem Können und der Sicherheit zu dienen, die Marthe Pryde zeigt. Wenn sie nur nicht die Neigung hätte, ab und zu so politisch zu denken. Das ist meine einzige Sorge.
8
Große Konklavekammer, Halle der Khane, nahe Katjuscha, Strana Metschty
Kerensky-Sternhaufen, Clan-Raum
31. Januar 3060
Perigard Zalman stand am Eingang der Großen Konklavekammer und ließ den Blick durch den Saal schweifen. Er war meistens unter den ersten,
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