BattleTech 44: Falke im Aufwind
Freigeborene ihn sich holen kann. Es ist jedenfalls deutlich, daß du in der Mythologie deines Clans verschleiert hast, daß der Größte eurer Helden selbst ein Monstrum war, ein Fehlgriff der Natur, tatsächlich nur die Spottfigur eines Helden...«
Zalman brauchte nicht weiterzusprechen. Noch während seiner Ansprache war Marthe von ihrem Platz im obersten Rang herab zur Stahlviperbank der Tribüne gekommen. Er spannte sich.
»Du dreckiger Stravag!« brüllte Marthe. »Deine Lügen verpesten die Luft! Deine Anschuldigungen sind das erbärmlichste politische Spektakel, das ich in dieser Kammer je mitanhören mußte. Du, Perigard Zalman, bist die dreckige Freigeburt hier, und ich fordere dich zum Test!«
Marthes Ausbruch schockierte alle Anwesenden. Niemand hatte das von ihr erwartet, nicht von der kühlen, reservierten Marthe Pryde. Zalman fragte sich, ob Natalie Breen, die das Konklave ohne Zweifel in ihrem abgedunkelten Büro verfolgte, über den Erfolg der Strategie nickte, die sie zusammen ausgeheckt hatten.
»Ich nehme deine Herausforderung an, Khanin Marthe Pryde«, erwiderte er gelassen.
Lehrmeister Kael Pershaw rief die beiden Khane zur Ordnung. Sie blickten beide zu ihm hinüber. Er hatte seine Arme erhoben. Zalman konnte sich nicht erinnern, welcher der beiden der künstliche war.
»Der ilKhan hat das Wort«, erklärte Pershaw.
Als sie an ihren Platz zurückkehrte, verfluchte Marthe sich dafür, daß sie sich zu dieser Herausforderung hatte verleiten lassen.
Aber ich konnte nicht zulassen, daß er weitermachte. Auf gewisse Weise kam die Herausforderung von ihm. Aber er mußte mich dazu zwingen, sie auszusprechen. Doch im Grunde habe ich es mir selbst zuzuschreiben, frapos? Ich wußte, daß ich im Konklave mit Anklagen und Vorwürfen rechnen mußte, aber ich hatte nicht erwartet, daß die Vipern es so weit treiben würden. Gerade die Vipern nicht. Denen geht es um mehr. Entweder sie wollen mich vernichten oder gegen die Jadefalken als Ganzes vorgehen. Ich muß mich vorsehen. Die Stahlvipern dürfen hier nicht gewinnen. Bevor ich das zulasse, vernichte ich sie.
Der ilKhan sah sich in der Kammer um, bevor er sprach. Die Khane verstanden, was sein grimmiger Blick ihnen sagte, und verstummten.
»Ich betrachte die Herausforderung der Jadefalken-Khanin als legitim, und ich betrachte die Vorwürfe des Stahlvipern-Khans, die sie auslösten, als der Behandlung durch das Große Konklave würdig. Gleichzeitig sollte es aber allen hier Anwesenden bewußt sein, daß zwei Khane sich nicht auf dem Feld gegenübertreten dürfen, gleichgültig, wie berechtigt der Wunsch ist, ihre Ehre zu verteidigen. Es ist gut, daß wir als Khane unsere Herkunft als Krieger nicht vergessen.«
Viele der Khane murmelten ihre Zustimmung, Vlad Ward allerdings äußerte sich weder, noch zeigte er mehr als ein zynisches Interesse an den Geschehnissen.
»Wie ihr wißt, lehnen wir den Zweikampf zwischen Khanen ab, eine Regel, die ich unterstütze, besonders im Hinblick darauf, was bei ihrer letzten Mißachtung geschah.«
Mehrere der Khane sahen zu Vlad hoch, der ilKhan Elias Crichell nicht nur im Zweikampf besiegt, sondern bei dieser Gelegenheit auch getötet hatte. Vlad sah sich selbstzufrieden um.
»Es reicht«, meinte Osis, »daß wir in dieser Kammer so vehement debattieren. Ich will nicht zusehen müssen, wie Khane einander umbringen. Wir repräsentieren die Stärke der Clans, aller Clans. Außerdem bin ich dagegen, diese spezielle Frage mit Hilfe eines Tests zu klären. Obwohl ihre theoretischen Implikationen besonders zum Punkt der Beteiligung freigeborener Krieger an Blutrechten eine immense Bedeutung haben, erkläre ich einen Kampf zwischen Vertretern der betroffenen Parteien als angemessen, um diese Herausforderung zu entscheiden. Ein Ehrenduell zwischen zwei BattleMechs, sofern die geehrten Khane einverstanden sind, frapos?«
Marthe Pryde und Perigard Zalman gaben beide ihrer Zustimmung Ausdruck.
»Gut«, stellte Osis fest. »Wie es die Tradition erfordert, muß jeder Khan einen Krieger bestimmen, der seinen Clan im Ehrenduell vertritt. Lehrmeister, führe die Zeremonie durch.«
Kael Pershaw gab beiden Khanen Gelegenheit, Surkai zu erklären, das Clanritual der Vergebung, das es der angeklagten Partei gestattete, ein Fehlverhalten zuzugeben und die Konsequenzen anzunehmen, die in diesem Fall vom Großen Konklave festgelegt worden wären. Beide Khane erhielten die Chance zum Surkai, da in diesem Streit beide den anderen beleidigt
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