BattleTech 44: Falke im Aufwind
Schmeichelei. Ich habe nur Tatsachen festgestellt.«
Obwohl Ravill Pryde Samantha mit weiten Augen anstarrte, war sein Blick ihr verschlossen. Er lieferte ihr keinerlei Anhaltspunkte für die Bedeutung seiner Worte.
»Ein Sponsor ist nicht gezwungen, dem Blutrecht beizuwohnen, Sterncolonel.«
»Meine Gründe entsprechen nicht unbedingt den Traditionen des Clans«, erwiderte er unbehaglich, »aber meiner Ansicht nach sind sie gerechtfertigt.«
Samantha nickte. »Als Teil meiner augenblicklichen Rundreise auf Ironhold überwache ich auch die Fortschritte der Blutrechtskämpfe für Marthe Pryde. Ich wäre an deiner ehrlichen Meinung sehr interessiert.«
Ravill räusperte sich, bevor er antwortete. »Ich hielt es in meinem eigenen Interesse für angebracht, diesen Blutrechtstest zu verfolgen. Ich gehe davon aus, daß Sie mit seinen Umständen vertraut sind.«
Samantha nickte.
»Eine freigeborene Kriegerin für einen Blutnamen vorgeschlagen zu haben, hat unvermeidliche Rückwirkungen auf mich und meine Kommandeursrolle. Ich kann damit rechnen, für immer mit diesem Irrsinn in Verbindung gebracht zu werden. Aber die Khanin...«
»Ich warne dich. Sieh dich vor, was du über Khanin Marthe Pryde sagst.«
»Sie haben meine ehrliche Meinung verlangt!« In Ravill Prydes Stimme klang Verärgerung mit.
»Na gut, Sterncolonel. Sei ehrlich.«
»Ich wollte nur sagen, daß ich Diana auf ausdrücklichen Wunsch Khanin Marthe Prydes vorgeschlagen habe. Ich habe bei dieser Gelegenheit meine Ablehnung deutlich gemacht.«
»Ja, ich habe das Gesprächsprotokoll gelesen. Khanin Marthe Pryde ist über deine Loyalität und Kooperation erfreut.«
»Ich fühle mich verpflichtet, meine Interessen zu schützen. Ich hoffe, in der Clanhierarchie eines Tages weiter aufzusteigen und...«
»Das ist nicht zu übersehen, Sterncolonel. Ich beglückwünsche dich zu deinem Ehrgeiz.«
Ravill wußte sichtlich nicht, was er von Samanthas Einwurf halten sollte. »Dieser... dieser Anspruch Dianas könnte mein Fortkommen behindern, deshalb möchte ich genau wissen, was hier geschieht.«
»Wäre ich in einer früheren Phase dieser Entscheidung einbezogen worden«, bemerkte Samantha, »hätte ich dieser Diana ausgeredet, auch nur von einem Blutnamen zu träumen.«
Ravill Prydes Grunzen war wohl seine Art zu lachen. »Sie kennen MechKriegerin Diana nicht. Sie ist stur wie... stur wie...«
»Vielleicht so stur wie Sterncolonel Ravill Pryde?«
Sie hatte die Bemerkung als belanglos heitere Note beabsichtigt, aber wie ein Großteil ihrer Versuche, sich freundlich zu zeigen, verpuffte sie. Ravill Pryde zeigte sich deutlich irritiert.
»Sie ist einfach stur«, stellte er schließlich fest.
»Sterncolonel, warum hat Dianas Status als Freigeborene sie deiner Meinung nach nicht für diesen Test disqualifiziert?«
»Ich bin der Ansicht, daß die Situation falsch interpretiert wurde. Khanin Marthe Pryde scheint zu glauben, daß Dianas Herkunft als Tochter Aidan Prydes sie zu einem Sonderfall macht. Ich stimme ihr darin nicht zu, aber sie hat die Unterstützung der Khanin, und irgendwie ist auch diese widerliche Sterncommander Joanna in die Sache verwickelt. Ich will Ihnen eins sagen, Khanin Samantha Clees, diese Joanna ist ein...«
»Sterncolonel, ich schlage dir vor, darauf zu verzichten, in meiner Gegenwart deiner Wut auf diese Kriegerin Luft zu machen. Löse deine Konflikte im Kreis der Gleichen. Dazu ist er da. Wenn man Wut Wurzel fassen läßt...«
»Wut? Sie wissen nicht, was Wut ist, solange Sie Sterncommander Joanna nicht begegnet sind!«
Ravill Pryde stand stocksteif auf seinem Platz und bewegte sich kaum, während Samantha das Gewicht unruhig von einer Seite auf die andere verlagerte. Sie fühlte den Drang, auf und ab zu gehen, zurück zu der Wand mit dem schiefhängenden Mechholo zu wandern und es geradezurücken. Aber statt dessen versuchte sie, ebenfalls ruhig stehenzubleiben.
»Was Dianas Bewerbung um einen Blutnamen betrifft: Das Blutrecht wird stattfinden, und es gibt nichts, was ich oder Khanin Marthe Pryde jetzt noch dagegen unternehmen könnten, selbst wenn wir das wollten.«
Ravill Pryde schlug mit der Faust in die Handfläche. »Die Stahlvipern beschweren sich unablässig über die Verhätschelung unserer Freigeborenen. Es ist schon mindestens einmal vorgekommen, daß ein Freigeborener einen Blutnamen errungen hat, aber kein wahrer Clanner kann das gutheißen. Ich persönlich finde, es müßte ein formelles Verbot für Freigeborene geben, Anspruch auf einen
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