BattleTech 44: Falke im Aufwind
dir, Sterncommander Joanna. Deine Laufbahn als Kriegerin und dein Heldentum in der zweiten Schlacht um Twycross ringen mir Bewunderung ab. Sieh nur zu, daß dich deine Worte nicht noch verfolgen.«
»Das werde ich, Hausoberhaupt.«
Wie immer war Joanna von der Förmlichkeit Risa Prydes fasziniert und fragte sich, ob sie sich jemals entspannte und in der Gesellschaft anderer Krieger amüsierte. Soweit sie es wußte, widmete Risa ihr ganzes Leben Haus Pryde.
Das Hausoberhaupt schien sich anzuschicken, sie zu verlassen, als Ravill Pryde die Gruppe erreichte. Neben der kleinwüchsigen Risa wirkte Ravill nicht ganz so klein geraten, obwohl er noch mehrere Zentimeter kleiner war als sie.
»Wie ich sehe, Risa Pryde, bist du mir mit der Neuigkeit zuvorgekommen, frapos?«
»Pos. Verzeih meinen plötzlichen Abschied, Sterncolonel, aber ich habe meine Verpflichtungen...«
»Natürlich.«
Risa Pryde ging. Joanna stellte fest, daß sie sich keineswegs wie jemand entfernte, der sich beeilte, andere Angelegenheiten zu regeln.
Ravill Pryde starrte Joanna und Diana lange an, bevor er etwas sagte. »Nun, die Fahne ist hochgezogen, frapos?«
In seiner Stimme schwang ein Sarkasmus mit, den Joanna nur schwer deuten konnte. Natürlich hatte sie grundsätzlich Probleme mit seinen Versuchen, sarkastisch zu sein. Ein großer Teil dessen, was er von sich gab, ergab nur für ihn allein einen Sinn. Dasselbe galt für einen Großteil seiner Aktionen. Aber auf Twycross hatte er sich als guter Jadefalken-Offizier erwiesen, der Talent für den Kampf und die Menschenführung besaß, und seither wünschte sie ihm kein böses Ende mehr.
»Sieht danach aus«, stellte sie fest.
Er drehte sich zu Diana um. »Ich kann dich nicht überreden, dein Streben nach einem Blutnamen aufzugeben?«
»Was redest du da?« unterbrach Joanna ihn mit lauter Stimme. »Du bist ihr Sponsor! Es ist ein schlechtes Zeichen, wenn ein Sponsor sich dermaßen abfällig äußert!«
»Schon gut, Joanna«, wehrte Diana ab. »Ravill Pryde unterstützt meine Bewerbung gegen seinen Willen. Damit kann ich leben.«
Ravills Tonfall wurde eisig. »Aber ich weiß nicht, ob ich das kann. Jeden Tag fühle ich die Schande, dich vorgeschlagen zu haben. Ich sehe die Verachtung in den Augen der anderen. Ich hätte schon einige Kämpfe deswegen ausgetragen, wenn Risa Pryde sie nicht verboten hätte. Unter üblichen Umständen hätte ich dich niemals vorgeschlagen, und ich bedauere, daß es sich nicht verhindern ließ. Aber ich darf meinen Vorschlag nicht zurückziehen. Nur du, Diana, hast das Recht, dich aus dem Wettbewerb zurückzuziehen, und genau dazu fordere ich dich auf.«
»Surat!« brüllte Joanna. »Wie kannst du dich Jadefalke nennen? ClanKrieger halten Ihr Wort!«
»Du hast nicht zugehört, Sterncommander. Ich habe keineswegs die Absicht, mich in Dianas Bewerbung einzumischen. Ich bin nur der Ansicht, daß es besser wäre, wenn sie einsähe, daß ihr Bestehen auf dieser Bewerbung unseren Clan beschämt und ...«
»Feigheit!« stieß Joanna aus.
»Feigheit? Vielleicht unter bestimmtem Blickwinkel, aber das wäre schnell vergessen. Sobald Diana zurückträte, würde ein anderer ihren Platz einnehmen, und das Blutrecht ginge weiter. Ihr Rücktritt würde als äußerst ehrenvolle Handlung betrachtet werden.«
»Nein. Ich habe gemeint, du bist der Feigling, Ravill Pryde.«
Ravill sprang Joanna an. Er mußte springen, um einen Schlag ins Gesicht der großen Kriegerin zu setzen. Er verfehlte sie trotzdem, und Joanna wirbelte herum und knallte ihm den Ellbogen gegen den Wangenknochen. Er wurde zur Seite geschleudert, dann duckte er sich für den nächsten Angriff.
Aber Diana trat zwischen die beiden Krieger.
»Halt! Risa Pryde hat das Feld noch nicht verlassen, und schon verletzt ihr zwei ihre Vorschriften. Das ist schändlich unter den jetzigen Umständen, frapos?«
Beide Krieger entspannten sich. Ravill Pryde rieb sich mit dem Handrücken die Wange, auf der Joannas Hieb gelandet war.
»Ich bin gezwungen, dir mitzuteilen, Sterncolonel«, meinte Diana gelassen, »daß nichts mich davon abbringen könnte, meine Bewerbung um diesen Blutnamen weiterzuverfolgen. Das ist dir ja wohl klar, frapos?«
»Pos. Aber ich wollte sichergehen, daß dir die Ausmaße des Schadens klar sind, den du nicht nur dir selbst, sondern dem ganzen Clan zufügst. Dies ist kein simples Abenteuer. Ob du gewinnst oder nicht, deine Beteiligung an diesem Blutrecht hat die Jadefalken schwer erschüttert, und ich fürchte die
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