BattleTech 44: Falke im Aufwind
Behauptungen aufstellen! Meine Bewertung als Geschko-Ausbilderin ist genug Rechtfertigung für das Training jedweden Kriegers, ob frei oder wahr.«
Samantha seufzte. »Deine Befähigung steht nicht in Zweifel. Ich beziehe mich auf eine explosive Situation, die bisher schon Schlägereien und Herausforderungen zu Widerspruchstests ausgelöst hat.«
»Tests, die hätten erlaubt werden sollen, hätte sich Risa Pryde nicht eingemischt.«
Diese Joanna hatte wirklich die Gabe, selbst den geduldigsten Zuhörer zu verärgern, und Samantha betrachtete Geduld nicht als eine ihrer großen Tugenden.
»Wenn ich das richtig verstehe, Sterncommander, willst du damit sagen, die Unruhe, die du und deine Gruppe bei eurem Aufenthalt hier auf Ironhold ausgelöst habt, würde eurer Sache nützen?«
»Das habe ich damit gemeint, ja.«
»Das mußt du mir erklären.«
Joanna legte beide Hände auf die Sessellehne und versuchte offensichtlich, ihre gewohnte Verärgerung im Zaum zu halten. »Ich halte viel von Unruhe. Als Falknerin habe ich meine Zöglinge nie zur Ruhe kommen lassen. Ich habe sie schwerer bestraft, als sie es verdient hatten, und habe verdientes Lob zurückgehalten. Ich war äußerst freigebig, was Bestrafungen betraf, und betrachtete einen Tag als verschenkt, an dem ich nicht mindestens einen Kadetten bluten sah. Für mich ist MechKriegerin Diana momentan eine dieser Kadetten. Ich lege es darauf an, ihr Dasein mit jedem Tag unerträglicher zu machen. Ich versuche ihr auszutreiben, sich von irgendeiner Schwäche ablenken zu lassen und jederzeit bereit zu sein, einem Gegner die Kehle durchzuschneiden, wenn das den Sieg bringt.«
Samantha stimmte Joanna zu, daß die beschriebene Methode für die Kriegerausbildung notwendig, ja sogar wünschenswert war. Sie hatte sie allerdings noch nie so deutlich formuliert gehört.
Joanna sprach noch etwa eine Minute weiter, und endete schließlich mit: »Deshalb kann ich keinerlei Unruhe bedauern, die wir hier auf Ironhold ausgelöst haben. Wir haben ein Ziel, den Blutnamen. Ob auf dem Weg dahin jemand verletzt wird oder stirbt, ist für mich ohne Bedeutung.«
»Ohne Bedeutung?« erwiderte Samantha, und diesmal wurde sie selbst wütend. »Selbst wenn dieser jemand wahrgeboren ist und dein Schützling freigeboren?«
Joannas Wut war plötzlich wie weggeblasen. Ihre grauen Augen wurden kalt. Plötzlich wirkte sie weit gefährlicher, als sie es geschafft hatte, während sie vor Wut brüllte. Sie antwortete mit einer gefühllosen Stimme, die noch kälter war als ihr Blick. »Ich bin Jadefalke. Ich kann nichts anderes sein. Ich bin in einer Geschko streitsüchtiger Krieger aufgewachsen, die zu töten lernten, noch bevor wir Kadetten waren. Obwohl viele während der Ausbildung ausgesiebt wurden, haben eine ganze Reihe den Positionstest bestanden. Im Gegensatz zu mir haben die meisten einen Blutnamen errungen, in der Regel bereits beim ersten Versuch.«
Obwohl Joannas Stimme unbeteiligt blieb, hatte Samantha den Eindruck, ein kurzes Zögern bemerkt zu haben, die Andeutung einer Gefühlsregung, als sie von ihrem Scheitern bei dem Versuch sprach, selbst einen Blutnamen zu erreichen. Plötzlich stellte die saKhanin sich vor, wie das Leben dieser Kriegerin all die Jahre ausgesehen haben mußte, ohne Blutnamen oder den Ruhm eines ehrenvollen Todes.
Von diesen Gedanken abgelenkt, überhörte sie einen Teil von Joannas Antwort. Ihre Konzentration kehrte zurück, als ihr Gegenüber mit leicht erhobener Stimme erklärte: »... saKhanin oder nicht, Sie haben kein Recht anzudeuten, meine Unterstützung für eine freigeborene Kriegerin könnte meine Loyalität dem Clan oder seinen Wahrgeborenen gegenüber in irgendeiner Weise antasten. Ich bin nur der Ansicht, daß es in einer Zeit, in der wir alle unsere Krieger benötigen, um der Sache zu dienen, nicht angebracht ist, einer bewährten Kriegerin die Bewerbung um einen Blutnamen zu verwehren, gleichgültig, welcher Herkunft sie ist.«
»Du weißt zu argumentieren, Sterncommander. Ich werde deine Worte in Betracht ziehen. Wegtreten.«
Angesichts Samanthas jäher Verabschiedung zuckte für einen Augenblick Überraschung über Joannas Züge, aber in bester Kriegertradition drehte sie wortlos um und verließ den Raum. Samantha brauchte eine Weile, um sich wieder zu beruhigen, als sie fort war.
Diese Kriegerin könnte tatsächlich jeden erschüttern. Andererseits ähnelt ihre Wut stark der, die ich zu Beginn meiner Laufbahn selbst gefühlt habe. Stravag! Joanna ist
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