BattleTech 44: Falke im Aufwind
zufriedene Allerweltskriegerin. Ohne Blutnamen!«
Diana war wütend über die erneute Verschiebung der Kämpfe. Joanna erkannte, daß ihr Schützling abbaute, und schwor sich, sie noch härter anzutreiben.
Es wäre wahrscheinlich besser gewesen, Diana hätte ihrer Wut in ein paar Schlägereien oder Ehrenduellen im Kreis der Gleichen Luft machen können. Aber saKhanin Samantha Clees hatte deren Verbot durch das verstorbene Hausoberhaupt bestätigt. In einem Gespräch am Tag zuvor hatte sie deutlich zu verstehen gegeben, daß Dianas Verhalten genau beobachtet wurde.
Joanna hatte nicht viel für Samantha Clees übrig. Aber es gab so viele andere Jadefalken, die Joanna verachtete, daß eine milde Antipathie gegen irgendeine Autoritätsperson für sie kaum eine Rolle spielte.
Auf dem Rückweg vom Quartier der saKhanin hatte Diana gemurmelt, es schiene fast so, als müßte sie den Rest ihres Lebens darauf warten, daß dieses Blutrecht endlich anfing.
Sie warteten tatsächlich schon seit Monaten darauf, daß ihre Kämpfe an die Reihe kamen. Die schiere Menge der verfügbaren Blutnamen und die sich daraus ergebende Anzahl der Blutrechtskämpfe hier, auf Strana Metschty und anderen Planeten, hatte zu einem schwerfälligen Spektakel geführt, das Horden von Händlern und Opportunisten angelockt hatte.
Auch Joanna haßte die Verzögerungen. Sie laugten Diana aus, irritierten sie und beeinträchtigen sogar ihre Konzentration beim Training. Auch nach Hengsts Einstieg in das Team vor zwei Wochen hatte sich nichts spürbar geändert. Heute war Joanna auf dem Trainingsfeld gezwungen gewesen, Diana die Hölle zu bereiten, nur um sie durch ein paar einfache Routinen zu treiben. Im Simulator war Diana zweimal von schwächeren BattleMechs besiegt worden, etwas, das einer so gewitzten, erfahrenen und gutausgebildeten MechKriegerin wie ihr nur selten passierte.
Und sie war gut ausgebildet. Joanna hatte all ihr in vielen Jahren als Falknerin erworbenes Können in Dianas Training gesteckt. Sie hatte noch keinen Kadetten durch eine solche Hölle getrieben wie Diana, nicht einmal solche, die sie aus ganzem Herzen haßte. Und Diana haßte sie nicht einmal. Im Verlauf der Jahre hatte sie gelernt, Diana zu - wie hieß das Wort noch? - mögen. Na ja, vielleicht war mögen für Joanna ein etwas zu starker Ausdruck. Sie konnte sich nicht vorstellen, irgend jemanden wirklich zu mögen. Aber sie mochte Diana fast. Und Hengst auch.
Manchmal fragte sie sich, ob sie Aidan Pryde gemocht hatte. Sie hatte ihn interessant gefunden, soviel stand fest. Aber ihn zu mögen wäre zu schwierig gewesen. Sie konnte ihn nicht gemocht haben. Trotzdem war es seltsam. Von all den Jahren, in denen sie sich mit den verschiedensten Jadefalken gepaart hatte, erinnerte sie sich nur an die wenigen Nächte mit Aidan Pryde, als er noch ein Kadett gewesen war. Sie hatte ihn gezwungen, zu ihr zu kommen, gegen seinen Willen. Sein verborgener Trotz war ihr nicht entgangen und zum Bestandteil der Paarung geworden. Für einen Augenblick hatte sie die Paarung sogar genossen, als sie einerseits die Kontrolle besaß, diese aber andererseits bedroht sah, obwohl der Vorgang für sie normalerweise nur eine Methode war, innere Spannung abzubauen.
Jetzt schien Diana unablässig damit zu drohen, aus den Blutnamenskämpfen auszusteigen. Es wurde allmählich lästig.
»Du weißt, was dir blüht, wenn du jetzt aufgibst«, meinte Joanna mit seltener Gelassenheit.
»Du würdest mich umbringen.«
»Darauf kannst du wetten, Diana.«
»Wenigstens hätte ich ein Ziel vor Augen, wenn ich gegen dich kämpfen müßte. Diese Warterei ohne einen echten Kampf treibt mich in den Wahnsinn. Ich kann mich nicht konzentrieren. Ich kann kaum denken. Ich will einfach nur hier weg und, ich weiß auch nicht, einen Baum verprügeln oder eine Hauswand oder irgendwas.«
Joanna nickte. »Das Gefühl kenne ich, Diana. Ich habe mein ganzes Kriegerleben damit verbracht.«
»Noch eine Beleidigung. Jetzt scheinst du anzudeuten, daß ich werde wie du.«
Joanna zuckte die Schultern. »Wenn du willst.«
»Würdest du das als Ehre empfinden? Ich meine, wenn ich so würde wie du?«
»Kaum.«
»Niemand könnte so werden wie Sterncommander Joanna«, mischte sich eine neue Stimme ein. Beide Frauen sahen zur Tür, wo der breitschultrige, vollbärtige Hengst lehnte. »Um so zu werden wie sie, Diana, müßtest du zur Verkörperung blinder Wut werden. Glaube mir, einen Blutnamen zu erringen, ist einfacher.«
»Ich weiß. Ich bin nur
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