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BattleTech 44: Falke im Aufwind

BattleTech 44: Falke im Aufwind

Titel: BattleTech 44: Falke im Aufwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Thurston
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siehst. Es gibt keine Kooperation unter den Wissenschaftlern verschiedener Clans bei der Durchführung einer Kette von Geheimprojekten. Es besteht kaum eine Kommunikation zwischen uns, und was existiert, dient nur dem Austausch nutzbringender Informationen auf offenen Konferenzen, bestenfalls diplomatischen Missionen. All unsere Entdeckungen, die für alle Clans von Nutzen sind, stehen allen offen. Jadefalken-Wissenschaftler arbeiten für das Wohl des Clans und aller Clans, das ist alles, frapos? Ich betrachte dein Schweigen als Insubordination.«
    Er nimmt den Generalstitel zu ernst, dachte Peri. Selbst sein Büro spiegelt das wider. Alles an seinem Platz. Das Büromaterial ist auf dem Schreibtisch in einem präzisen geometrischen Muster angeordnet. Die korrekten clangeschichtlichen Holos an der Wand. Mobiliar, das mehr zu den spartanischen Bedürfnissen der Krieger paßt. »Ich beabsichtige keinerlei Insubordination, Generalwissenschaftler. Wäre ich meinem Clan nicht loyal ergeben, wäre ich gar nicht hier. Als Wissenschaftlerin habe ich das Verlangen, weiter dem Clan zu dienen. Ich bin zur Zeit ohne Projekt, auf Forschungsurlaub, und beantrage hiermit, dem Geschko-Ausbildungszentrum 111 zugeteilt zu werden.«
    Balzac drehte sich um und kehrte zu seinem sauber polierten Schreibtisch zurück. »Antrag abgelehnt. Wegtreten.«
    Peri entging die militaristische Wortwahl nicht. Der Mann war ein selten aufgeblasener Wichtigtuer. »Welches Projekt würdest du vorschlagen?«
    »Du kennst den Dienstweg. Benutze ihn.« »Ich dachte, du...«
»Falsch gedacht. Ich wiederhole: wegtreten. Wenn
ich es noch einmal sagen muß, verläßt du dieses Büro in Begleitung einer Wache, Peri Watson.«
    »Na schön«, gab Peri nach, weil sie keine andere Wahl hatte.
Nachdem sie fort war, dachte Balzac lange nach und starrte dabei auf ein Gemälde der Schlacht um Tukayyid, das hinter seinem Schreibtisch hing. Der Maler hatte versucht, Aidan Prydes letzte Sekunden in jener Schlacht einzufangen, das Finale der Entwicklung, die zu seiner Glorifizierung als Held der Jadefalken geführt hatte. Balzac bezweifelte sehr, daß die echte Schlacht auch nur entfernte Ähnlichkeit mit der Version dieses Malers gehabt hatte, mit Pryde in seinem Waldwolf, aus dessen Lasern blaues Licht brach, feindlichen Kampfkolossen, die rings um ihn zu Boden stürzten, während Aidans Mech wie ein Bergmassiv über dem Geschehen aufragte. Irgend etwas war falsch an diesem Waldwolf. Er war etwas zu groß, etwas zu breit. Künstlerische Freiheit, entschied Balzac, schaltete die Gegensprechanlage ein und rief Olan herein, den Kommandeur seiner Wache.
Der hagere, hochaufgeschossene Olan stand in bequemer Haltung vor Balzac. Selbst in gestärkter Kampfmontur wirkte der Mann verrucht. Aber schließlich war er auch eine Zeitlang Bandit gewesen.
»Du wirst wieder einmal eine Eliminierung übernehmen müssen, Olan. Ich möchte, daß du zwei deiner besten Leute dafür auswählst.«
Olan nickte. Er sprach nur selten, und wenn, dann in kurzen, abgehackten Worten. »Das Ziel?«
»Heißt Peri Watson.«
»Die gerade gegangen ist.«
»Ja. Aber denk daran, daß keinerlei Verbindung zwischen der Tat und mir oder der Wissenschaftlerkaste erkennbar sein darf. Für den Fall, daß etwas schiefgeht, darfst du keine Identifikation bei dir tragen.«
»Natürlich.«
»Plane es gründlich, aber laß dir nicht zu viel Zeit damit.«
»Meine Pflicht.«
»Wegtreten.«
Olan verbeugte sich mit ausdruckslosem Gesicht und verließ den Raum. Ein, zwei Sekunden lang bereute Balzac, daß dieser Schritt notwendig geworden war. Aber schon kurz darauf war er wieder zu seiner alltäglichen Routine zurückgekehrt, studierte angestrengt Berichte, kommentierte Fortschritte, rief verschiedene Wissenschaftler zu sich, um deren Projekte zu besprechen. Die Arbeit war sein bestes Heilmittel, und am Abend dieses Tages hatte er Peri Watson völlig vergessen.
Die Fähigkeit, sein Wissen in separate Schubladen zu sortieren, stellte seine beste Qualifikation für die Position des Generalwissenschaftlers dar. Sie hatte ihm bei den Intrigen geholfen, die ihm dieses Amt verschafft hatten, und sie würde ihm helfen zu erreichen, was den wenigsten seiner Vorgänger gelungen war: es zu überleben. Er hatte schon früh erkannt, daß in der Wissenschaftlerkaste Intrigantentum zum Erfolg führte, und er hatte sich ein beachtliches Können auf diesem Gebiet angeeignet. Er war so geschickt darin, daß ihn kaum jemand dabei erwischte.

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