BattleTech 44: Falke im Aufwind
Peri Watson allerdings war die klare Ausnahme dieser Regel, und sobald er das erkannt hatte, war ihr Schicksal besiegelt gewesen.
15
Blutrechtsebene, Ironhold
Kerensky-Sternhaufen, Clan-Raum
26. Februar 3060
Joanna war besorgt wie immer, als sie das Ende des Gestampfes verfolgte. Sie fand den Kampf nicht sonderlich interessant, aber ihr blieb keine andere Wahl, als ihn sich anzusehen. Das Gestampfe war immerhin der Beginn des Haus-Pryde-Blutrechts. Es war zwar unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich, daß Diana irgendwann gegen seinen Sieger antreten mußte, und Joanna hatte es sich zum Prinzip gemacht, soviel über die Konkurrenz in Erfahrung zu bringen wie möglich.
Der Ruf des Gestampfes war in der Regel besser als seine Wirklichkeit, zumindest durch so erfahrene Augen wie die Joannas gesehen. Als ehemalige Falknerin erkannte sie ohne Schwierigkeiten nahezu jeden Fehler. Es war fast, als besäße der BattleMech, jene gepanzerte Kampfmaschine mit ihren entfernt humanoiden Gliedmaßen und zumindest der Andeutung eines Kopfes, eine Körpersprache fast wie sein Pilot. Was sie in diesem zweitrangingen Getümmel sah, war eine Horde Mechpiloten, die in der Hitze des Gefechts durchaus fähig sein mochten, ihren Mann zu stehen, aber zu verbraucht waren, um in einem regelgebundenen Test viel auszurichten. In einem solchen Wettbewerb sah sie nur schlechte Ausbildung, schlechte Gewohnheiten und verkommene Fähigkeiten. Vielleicht wäre es auch zuviel verlangt gewesen, etwas anderes zu erwarten. Immerhin waren dies die Krieger, die kein Blutnamensträger hatte vorschlagen wollen, also stellten sie kaum die Elite ihrer Art dar.
Sie konnte nicht einmal den Sieger dieses Gestampfes voraussagen. Wer auch immer von den vielen Teilnehmern überlebte, würde mit beinahe an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit in der nächsten Runde eliminiert werden.
Inzwischen war das Gestampfe auf vier Teilnehmer zusammengeschrumpft, die einander nahezu blind auf dem verwüsteten Schlachtplatz suchten. Ravill Pryde stand jetzt neben Joanna. Seit seiner Ernennung zum Hausoberhaupt wirkte er noch mißmutiger und unbehaglicher als je zuvor.
Sie fühlte seit einigen Minuten Ravills steten Blick auf sich ruhen, erwiderte ihn aber nicht. Sie fragte sich, was er sah. Die Ruine eines Gesichts unter immer deutlicher ergrauenden Haaren?
Manche der jüngeren Krieger ließen regelmäßig ihren Abscheu über Joannas Aussehen erkennen, und einigen hatte das schon schmerzhafte Lektionen eingetragen. Aber die meisten anderen Krieger bemerkten, daß sie ihr Alter nur selten in ihrem Gang oder ihrer Haltung erkennen ließ. Gelegentlich konnte man sie mit einer sehr viel jüngeren Kriegerin verwechseln. Ihr Status als Heldenbezwingerin der Wolfsclanlegende Natascha Kerensky trug unter den jüngeren Kriegern zu ihrem Image bei, und sie hatte gehört, daß es sogar einige geben sollte, die eine Art Kult gegründet hatten, der sie heimlich ehrte. Sie hatte Probleme, das zu akzeptieren, und war schließlich zu der Auffassung gelangt, daß es sich dabei um vom Rest der Krieger verachtete Außenseiter handeln mußte.
Plötzlich bemerkte Joanna, daß Ravill sie angesprochen hatte.
»Verzeihung, Eidmeister, ich war in Gedanken.« Sie hatte Spaß daran, ihn Eidmeister zu nennen. Das Frettchen schien unangenehm berührt von diesem Titel.
Ravill überraschte sie mit einem Grinsen. »Ich habe nur festgestellt, daß die Krieger in diesem Gestampfe eine Auffrischung ihrer Grundausbildung bei dir gebrauchen könnten.«
»Ich habe seit zehn Jahren keine Geschko mehr trainiert.«
Ravill nickte. »Ich weiß, aber ich habe festgestellt, daß dein Ruf als Falknerin und Kriegsheldin hier auf Ironhold äußerst groß ist.«
»Ich fühle mich geehrt, Eidmeister.«
Als sie sich wieder dem Gestampfe zuwandte und zusah, wie die beiden letzten Teilnehmer ihre Maschinen schwerfällig aufeinander zubewegten, fast, als wüßten sie, daß es ohne jede Bedeutung war, wer von ihnen gewann, dachte Joanna wie so oft über ihre ungewöhnliche Position unter den Kriegern nach. Sie hatte sich als die beste der Nichtblutnamensträger bewiesen und sehnte sich nach dem Ende dieses langen Blutrechts, um wieder zu einer Kampfeinheit zu kommen.
Marthe Pryde hatte ihr versprochen, daß sie ihre Stellung als Frontoffizierin in der Invasionsstreitmacht der Jadefalken nicht verlieren würde, wenn sie für Dianas Blutrecht in die Heimatwelten zurückkehrte. Sie hatte das Versprechen, nicht zu
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