Battletech 45: Gefaehrlicher Ehrgeiz
glorreiches Unwetter, in dem Aris sich neue Systeme für die Konföderation zurückgewinnen sah.
Er konnte nur noch nicht sicher sagen, wann oder wo es ausbrechen würde.
* * *
Der Form halber machte Li Wynn ein paar Scheinbilder des Kanzlers und der yushuischen Menge. Der Verschluß knackte, und der automatische Filmtransport surrte. Es spielte keine Rolle, daß kein Film in der Kamera war. Jeder, der ihm auch nur die geringste Aufmerksamkeit schenkte, konnte die Kamerageräusche hören und würde zufrieden sein.
Er bewegte sich vorsichtig über den schlammigen
Boden. Der Morast besaß einen säuerlichen Gestank, der unter dem Trampeln der Menge noch zunahm. Er hörte Aris' Aufforderung, einen Statusbericht durchzugehen, schon den zweiten in wenigen Minuten, wartete aber, bis Postenleitung Drei den Befehl an ihn weitergab. Li drückte das kleine Mikro, das er in der linken Handfläche hielt. »Menge Sieben, ruhig«, meldete er. Dann machte er ein paar vorgetäuschte Schnappschüsse, während er die Menschenmenge noch intensiver beobachtete.
Irgendwas hat Aris nervös gemacht.
Li konnte nichts entdecken. Und obwohl er Aris' Instinkten vertraute, fragte er sich einen winzigen Moment lang, ob sein Sponsor und Sifu sich nicht vielleicht irrte. Von seinem Blickpunkt aus lief die Ansprache ohne die geringsten Probleme ab. Li spürte den Sog der Xin Sheng auf seine Emotionen. Wichtiger noch, die Menge stand ganz hinter SunTzu Liao, erst recht, nachdem er sie als positives Beispiel herausstellte, obwohl er leicht das Gegenteil hätte tun können. Li Wynn wußte, welchen Eifer man in einem Menschen wecken konnte, wenn man ihn aus seiner bisherigen Situation heraushob.
Auf Kaifeng war er ein Straßenjunge gewesen, bevor Haus Hiritsu gekommen war, und das war noch eine gnädige Umschreibung. Strauchdieb wäre der Wirklichkeit nähergekommen. Er erinnerte sich an die Nacht, in der er in der feuchten, stinkenden Kanalisation gekauert hatte, während in den Straßen über ihm BattleMechs kämpften, und darauf gehofft hatte, daß eines dieser metallenen Monster die Wand eines Juwelierladens oder noch besser einer Bank eintrat, bevor es zu anderen Gefechten weiterzog. Aris Sung hatte sich mit ihm angefreundet und ihm die Gelegenheit gegeben, Teil von etwas größerem zu werden. Dazuzugehören. Li Wynn konnte sich nicht erinnern, jemals irgendwo dazugehört zu haben. Das war der Zauber, der ihn hinter Haus Hiritsu hergezogen hatte, nach Randar und dann nach Sarna, wo er Tag für Tag bewiesen hatte, die Aufnahme wert zu sein, bis Haus-Meister Ty Wu Non schließlich zugestimmt hatte, ihm eine Chance zu geben. Und jetzt hatte Li Führung: Pflichten, als capellanischer Bürger und Mitglied eines Kriegerhauses.
Und mehr?
Li Wynn schulterte sich höflich durch einen kleinen Pulk von Zuhörern, die Kamera mit kalten Fingern umklammert, während er Sun-Tzu Liao lauschte. Er konnte den Enthusiasmus nicht unterdrücken, der in ihm aufwallte. Und er versuchte es auch gar nicht. Obwohl er nicht in der Konföderation geboren worden war, war er nichtsdestoweniger ein Capellaner. Und während es die Pflicht war, die ihn in den Dienst der Konföderation gezogen hatte, versprachen seine steigenden Gefühle der Selbstachtung und des Stolzes ihm eine Zukunft, in der er möglicherweise etwas noch mitreißenderes zu spüren vermochte als nur das Gefühl dazuzugehören. Etwas, das er noch nicht definieren konnte, das sich dem Zugriff entzog, ihn aber gelegentlich mit einer leichten Berührung lockte - wie das Streicheln eines Schmetterlingsflügels auf seiner Wange.
Fast sein ganzes Leben hatte Li Wynn kämpfen müssen, um in einer Welt ohne Richtung, ohne Sinn zu überleben, und zum größten Teil mit Erfolg. Jetzt, da er eine Richtung gefunden hatte, wollte er sehen, wie weit und schnell er laufen konnte.
Und die ganze Zeit fühlte er den Blick des Kanzlers auf sich ruhen, der ihn weitertrieb - immer weiter.
6
Ausbildungslager der Heimatmiliz, Hazlet, Nashuar Herzogtum St. Ives, St. Ives-Pakt
August 3060
Leuchtspurmunition fraß sich durch die Dunkelheit, winzige Lichtblitze, die über dem simulierten Gelände aufleuchteten, und an denen das Auge den Weg zurück zum orangeroten Mündungsfeuer der Autokanonenmündungen verfolgte. Es herrschte brütende Hitze im Innern des Simulators, die enge Kabine wurde durch das ständige Abfeuern der Waffen gnadenlos aufgeheizt. Kadett Maurice. Fitzgerald versuchte, den in seinen Augen brennenden
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