Battletech 45: Gefaehrlicher Ehrgeiz
kamen die Gespräche wieder in Gang, und die vier holten sich ihre Mahlzeiten und setzten sich zusammen an einen freien Tisch.
»Ich dachte wirklich, ich wäre erledigt«, meinte Danielle nach den ersten Bissen. » Katapulte besitzen normalerweise keinen eigenen ZES-Laser. Nevarr hat mich tatsächlich in die Falle gelockt. Und dann schoß er vorbei! Ich meine, okay, ich weiß auch, daß so was passieren kann, aber wenn du die Raketenwarnung hörst und weißt, du hast es mit einer Arrow IV zu tun, dann stählst du dich schon innerlich für den Treffer.«
Fitzgerald nahm sich etwas Reis und Huhn Teriyaki und benutzte das Essen als Entschuldigung, sich nicht am Gespräch zu beteiligen. Freya erzählte davon, wie sie hinter dem Rabe hergejagt war, und Cameron war beeindruckt von der Zähigkeit der Schlange. »Wenn Fitz uns den Jäger nicht vom Hals gehalten hätte, hätten wir die niemals so schnell zur Strecke gebracht.« Danielle stimmte ihm zu, und Fitzgerald nahm das Lob mit einem lächelnden Nikken entgegen, aber innerlich ärgerte er sich immer noch darüber, daß ihm der JägerMech entkommen war.
Abschüsse waren nicht alles. Letztlich hatten sie sogar kaum eine Bedeutung. Die Bewertung basierte auf einer ganzen Reihe von Variablen, und in Lanzengefechten wurden die Punkte für Feindabschüsse relativ gleichmäßig verteilt. Aber niemand konnte voraussagen, was Nevarr tat. Der Commander fügte den Endergebnissen immer seine eigenen Modifikatoren hinzu, und am Ende des Lehrgangs würde er schlicht und einfach zwei der acht Kadetten auswählen. Nevarr hatte keinen Zweifel daran gelassen, daß auch hohe Punktzahlen keine Garantie waren, ausgewählt zu werden. Andererseits blieb aber klar, daß sie hilfreich waren. Und ein gutes Abschußverhältnis mußte einen Wert haben.
Danach wurden MechKrieger schließlich bewertet, oder?
7
Landungsschiff Perle der Wahren Weisheit, Aht'raplar-Raumhafen, Harloc
Kommunalität Sian, Konföderation Capella
11. September 3060
Ein leises Erzittern war das einzige Anzeichen, daß die Perle der Wahren Weisheit auf Harloc angekommen war. Der horizontale Landeanflug des aerodynamischen Landungsschiffs beanspruchte mehr Platz auf dem Raumhafen, machte die Landung aber sanfter. Und auch wenn die zweieinhalbtausend Tonnen Raumschiff nicht gerade für federleichte Landungen prädestiniert waren, ließ das Können seines Piloten diese doch erreichbar scheinen. Ein mit anderen Belangen beschäftigter Passagier hätte das Aufsetzen möglicherweise gar nicht bemerkt, bis die Bremsmanöver einsetzten.
Sun-Tzu Liao allerdings bemerkte es. Hinter dem Glas-und-Metall-Schreibtisch seines privaten Bordbüros hatte er darauf gewartet und das Können des Piloten des Landungsschiffs der Lung Wang Klasse bewertet, so wie er ständig testete, bewertete und die Loyalität und die Fähigkeiten aller abschätzte, mit denen er in Berührung kam. Es war ein Überlebensinstinkt, den er sich in einundzwanzig Jahren des Lebens im Palast des Himmels angeeignet hatte, bevor er selbst Kanzler geworden war. Er fühlte das leichte Hüpfen und bemerkte die Wellen auf der Oberfläche des leichten Pflaumenweins auf der Sicherheitsglasplatte des Schreibtischs.
Alles in allem gar keine schlechte Leistung. SunTzu hob in Anerkennung des Piloten das Glas, nippte aber nur kurz daran. Genug, um den süßen Nektar zu kosten, aber nicht genug, in ihm das Verlangen nach dem nächsten Drink aufkommen zu lassen. Alles in Maßen.
Alles zu seiner Zeit. Eine Übung in Geduld, wie so viele der kleinen Rituale, die seinen Tag ausfüllten.
Geduld.
Etwas, wovon Lord Marcus Baxter mehr gebrauchen konnte, dachte Sun-Tzu, als er durch halb geschlossene Augen das Unbehagen seines Gastes bemerkte. Der ältere Mann saß auf einem vor dem Schreibtisch am Deck befestigten Stuhl. Das weiche Sitzkissen schien bequem genug, Stunden darauf auszuharren, aber die Rückenlehne aus geripptem Hartholz zwang den Sitzenden, sich vorzulehnen und der Person auf der anderen Seite des Schreibtischs aufmerksam zuzuhören. Der neue Lordoberst saß vorgebeugt auf seinem Platz, spielte mit den Kampagnenbändern an seiner Ausgehuniform und zupfte gelegentlich am Saum seiner Jacke. Das dunkle Haar mit den stahlgrauen Strähnen, die zerklüfteten Gesichtszüge und die an einen Paradeplatz erinnernde Formalität in beinahe allem, was er tat, kennzeichneten ihn als einen Mann, der keineswegs zu rastlosem Zappeln neigte.
Der Kanzler ging nicht davon aus, daß Baxters
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