Battletech 45: Gefaehrlicher Ehrgeiz
BlackwindLanciers sah Sun-Tzu Liaos Relevow-Ansprache jetzt bereits zum vierten Mal und kannte sie inzwischen so gut, daß die verärgerten Zwischenrufe und Beschimpfungen schon aufklangen, noch bevor der Kanzler aussprach, was sie auslöste.
»Was halten Sie davon?« fragte Warner und deutete auf die MechKrieger, die dem riesigen Holovidwandschirm Flüche und obszöne Gesten zuwarfen.
Trisha betrachtete den Mob, in den sich ihre Einheit innerhalb weniger Stunden verwandelt hatte. In Anbetracht der ausgeprägt Sun-Tzu-feindlichen Ansichten, die sie in den sechs Jahren als Bataillonsführerin in ihren Leuten gefördert hatte, wäre jede andere Reaktion enttäuschend gewesen. Obwohl sie ihr Verhalten noch reichlich zahm fand. Aber es muß genügen.
Sie warf Sun-Tzu Liaos Bild auf dem Holoschirm einen haßerfüllten Blick zu, allein schon der Form halber, als er zunächst Marcus Baxter zum Lord der Konföderation erklärte und sich dann, nachdem der Applaus abgeklungen war, in weiteren Beleidigungen des St. Ives-Pakts erging. »Sie scheinen bereit, einen Aufstand anzuzetteln«, stellte sie mit gesenkter Stimme fest und verbarg ihre Freude unter einer Note der Besorgnis. »Aber das können wir nicht zulassen.« Noch nicht. »Oberst Perrin könnte mir den Befehl entziehen, wenn es dazu kommt.«
Kapitän Warner Doles nickte nur, aber in dieser simplen Geste konnte Trisha sein Verständnis erkennen. Trotz einiger privater Standpauken, die der Kommandeur der Blackwind-Lanciers ihr und einmal auch Doles gehalten hatte, war ihre Akte sauber. Gelegentlich schien es fast, als versuche Perrin zu vergessen, daß sein 2. Bataillon oder auch nur der Planet Denbar überhaupt existierten. Er verbrachte seine Zeit auf Milos oder Texlos mit dem 1. oder 3. Wenn einer der Krieger des 2., meistens Trisha, sich etwas zuschulden kommen ließ, zog er es vor, die Sache intern zu regeln und keine Meldung zu machen.
Auf dem Bildschirm setzte das dreidimensionale Abbild Sun-Tzu Liaos in dessen grünroten Seidenroben sein verbales Bombardement fort. »McCarron's Armored Cavalry wird immer zu den hervorragendsten capellanischen Einheiten zählen. Wir können uns darauf verlassen, daß sie die Nation gegen alle Feinde verteidigt, äußere wie innere. Mit Ihrer Hilfe wird uns wieder gehören, was einst unser war.«
Ein inneres Ziel. Stück für Stück engte die Rede des Kanzlers ihre Auswahl ein. »Kommentar?« forderte Trisha Smithson Warner auf, als ihre Krieger Sun-Tzu Ablehnung und Zweifel über seine Abstammung entgegenschleuderten.
Warner holte seine Pfeife hervor, ein langstieliges Stück mit einem Kopf aus gebranntem Ton. Sehr traditionell zwar, aber auch ein nicht allzu geschickter Versuch, sich Zeit zum Nachdenken zu verschaffen. Als er Trishas mißbilligende Miene bemerkte, nickte er entschuldigend und schob die Pfeife zurück in seine Jackentasche. Der muskulös gebaute Offizier fuhr sich mit den Fingern durch das hellbraune Haar, dann verschränkte er die breiten Arme vor der Brust und lehnte sich mit dem Rücken an die Wand. »Liao könnte die Umstrittenen Territorien meinen«, stellte er schließlich fest.
»Aber das glaubst du nicht ernsthaft?« Oder wenn doch, muß ich deine Meinung ändern.
Er schüttelte den Kopf. »Nein. Dafür waren zu viele seiner Kommentare zu eindeutig. Die Tatsache, daß er die Gründung des Pakts kürzlich als Militärputsch von Einheiten bezeichnet hat, die zu feige waren, sich der Davion-Bedrohung zu stellen, zeigt, welche Meinung er von uns hat. Und machen wir uns nichts vor. Wenn er den Pakt erobern will, kann er das tun. Nur der wiedergegründete Sternenbund hindert ihn daran. Der Sternenbund und sein Zögern, die VerCom-Einheiten anzugreifen, deren Stationierung im Paktgebiet Präsidentin Liao gestattet hat.« Trisha nickte. Die Überlegungen ihres Stellvertreters entsprachen dem, was ihr selbst durch den Kopf ging. Der Kanzler sucht ganz offenbar nur nach einer Entschuldigung. Er wird angreifen, so oder so. Sie nahm einen Schluck Eiswasser, um das Brennen in ihrer vom Qualm gereizten Kehle zu lindern. »Sonnyboy und seine irre Mutter vor ihm haben ihren Anspruch auf den Pakt nie formell fallen lassen. Aber hat er die Qiu, ihn sich zu holen?«
Auf diese Obszönität hin hatte Warner nur ein Schulterzucken anzubieten. Für einen Mann seines Körperbaus schien er bemerkenswert sanft. Nach einer Weile fügte er hinzu: »Die Präsidentin scheint nicht der Ansicht zu sein. Von St. Ives ist
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