Battletech 45: Gefaehrlicher Ehrgeiz
zu schlichten.« Das Grinsen auf dem Gesicht der alten Geheimdienstlerin kam nicht einmal in die Nähe ihrer Augen. »In einem höchst bedauerlichen Zwischenfall spazierten vor kurzem mehrere VerCom-Soldaten in ein Viertel der Tikonover Hauptstadt, in dem Vorbereitungen für das Totenfest angelaufen waren. Es kam zu einem Aufstand. Am nächsten Morgen fand man die Soldaten gekreuzigt.«
Ein feines Ende, dachte Sun-Tzu. Das entsprach ganz und gar dem, was er für diesen Sektor im Sinn gehabt hatte. Aber die Mitteilung, daß Katrina seinen Onkel Tormano freistellen könnte, damit er sich um die Bewegung Freies Tikonov kümmerte, machte ihm Sorgen. »Mein Onkel war früher Oberhaupt von Freies Capella. Wenn er diese Position wieder übernimmt, könnte er unserer Arbeit schaden.« Er wälzte verschiedene Möglichkeiten hin und her, aber letztlich war Tikonov ein langfristiges Ziel, das einen Rückschlag verkraften konnte. »Ich werde Katrina ein Angebot machen, bevor sie eine eigene Forderung stellt, und ihr gestatten, sich auszusuchen, welche Einheit Yvonnes ich für den Sternenbund einfordere. Ein Austausch unbedeutender Zugeständnisse. Vielleicht reicht das, sie vorerst bei Laune zu halten.«
»Ihr wollt Candace gestatten, durch Theodore oder Yvonne von Eurer Anwesenheit auf Sian zu erfahren?« Die Frage kam von Ion Rush. »Das gibt ihr die Möglichkeit, eine Antwort zu formulieren.«
Sun-Tzu nickte. Daran hatte er auch schon gedacht. »Theodore kann ich vertrauen, daß er meine Anwesenheit hier für sich behält, wenn ich ihm erkläre, daß alles andere Isis gefährden könnte. Aber es wäre sicher ein Fehler zu glauben, Yvonne könnte meiner Tante gegenüber den Mund halten. Am Tag nachdem ich meine Botschaft an Yvonne schicke, werde ich eine Rede halten und den Pakt beschuldigen, den Frieden des Sternenbunds gebrochen zu haben und meine Verlobte in Gefahr zu bringen. Damit komme ich einer möglichen Antwort zuvor und schwäche in Verbindung mit Candaces langem Schweigen ihre Glaubwürdigkeit.« Dann fixierte er mit frostigem Blick seinen Haus-Meister. Und da wir gerade davon sprechen, jemandes Glaubwürdigkeit zu schwächen. »Aber da Sie es zur Sprache bringen, Ion, können Sie meiner Tante die Nachricht vielleicht am selben Tag zukommen lassen, an dem ich Yvonnes Mitteilung aufnehme.«
Ion Rush zuckte mit keiner Wimper, nachdem er zwei Jahre zuvor mit Sun-Tzu über seine alten Verbindungen zu Candace Liao reinen Tisch gemacht hatte. Aber Sun-Tzu bemerkte, daß Rush die kurzen, mißtrauischen Blicke Sascha Wanlis und Talon Zahns entgingen. Er studierte mehrere Sekunden lang eines der Wandgemälde, damit der Verdacht Gelegenheit bekam, Wurzeln zu schlagen. Ihr seid alle fähige Helfer, und ich hege derzeit keinen Zweifel an eurer Loyalität, aber es ist besser für mich, wenn ihr euch nicht zu gut versteht. Schon mehr als ein Fürst der Inneren Sphäre ist Opfer einer Verschwörung geworden, aber Verschwörungen sind nur möglich, wo absolutes Vertrauen herrscht. Als er den Blick wieder von der Wand löste, waren diese Sorgen vorerst gestillt. Kali machte Anstalten, den Saal zu verlassen.
Sascha beendete die unbehagliche Stille mit einer neuen Überlegung. »Mein Kanzler«, stellte sie mit einem Blick auf Rush und Zahn fest. »Es ist Euch sicher nicht entgangen, daß dieser Angriff den effektiven Nutzen eines capellanischen Maulwurfs beendet hat? Wir sollten eine Rettungsmission für den Fall vorbereiten, daß Candace Verdacht geschöpft hat.«
Sun-Tzu ging langsam zurück zum Thron des Himmels, wobei er jeden Schritt mit sorgfältiger Präzision plazierte. Dabei nickte er. »Aber nichts Offensichtliches. Ich vertraue darauf, daß unser Agent seine Rettung selbst arrangieren kann.« Er hob den Kopf und sah den interessierten Ausdruck auf den Mienen der beiden Militärs, verzichtete aber auf eine nähere Erklärung.
Talon Zahn zuckte nur die Schultern und kehrte zum vorherigen Thema zurück. »Allen Meldungen nach erleidet Qinliu schwere Gefechtsschäden. Soll ich den Einsatz von Bautrupps und humanitäre Hilfe vorbereiten?«
Das war eine Überlegung wert. Jeder Tag, der bei der Entsendung von Hilfe verlorenging, konnte das Leben capellanischer Bürger kosten, andererseits würde das die moralische Schuld des St. Ives-Paktes noch erhöhen. Eine schwer abzuwägende Entscheidung. »Nein«, entschied Sun-Tzu schließlich. »Warten Sie, bis die Lanciers dem Zusammenbruch näher sind und arrangieren Sie die
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