Battletech 45: Gefaehrlicher Ehrgeiz
Enttäuschung, oder möglicherweise sogar einen undefinierbaren Schmerz.
»Und, wie schätzt du uns ein, Fitz?« fragte sie. »Den Ausbildungskader? Durch Subcommander Pherrs Versetzung zu den 2. St. Ives-Lanciers sind jetzt drei Plätze freigeworden statt nur zweien. Wer von uns wird es schaffen?«
Fitzgerald gefiel die Veränderung in Danielles Stimme nicht, ebensowenig wie die plötzliche Spannung um ihre Augen. Er versuchte, es zu ignorieren, aber das schaffte er nicht. Sie ist die Konkurrenz, aber sie ist nicht mein Feind. Das hat Nevarr unter anderem versucht, mir beizubringen. Aber habe ich ihm wirklich zugehört? »Du schaffst es«, stellte er mit einem Hauch von Neid fest. »Ich würde sagen, du bist so weit voraus, daß dir niemand mehr gefährlich werden kann.«
Danielle blinzelte heftig, von seiner offenen Einschätzung überrascht. Als sie wieder das Wort ergriff, war ihre Stimme weicher. »Und wer als nächster?« fragte sie und zog die Knie an die Brust.
»Es wird eng zwischen Choya, Freya und - hoffentlich - mir. Nevarr ist schwer einzuschätzen, aber ich habe nicht das Gefühl, daß er mich schon aufgegeben hat. Noch treibt er mich an. Die anderen...« Er stockte, weil er Danielle nicht wieder wehtun wollte, aber dann fand er es unmöglich, es nicht auszusprechen. Leiser fuhr er fort: »Die anderen sind meiner Meinung nach bereits aus dem Rennen. Vielleicht Cameron noch, aber er hat nicht annähernd so viele Abschüsse.«
»Abschüsse sind nicht alles«, meinte sie, und sprach seine Gedanken von ein paar Wochen zuvor aus. »Cameron ist so ziemlich die beste Rückendekkung, die sich eine MechKriegerin in ihrer Lanze wünschen kann. Er ist...« Sie suchte nach dem passenden Wort. »...Er ist solide. Und genau dasselbe gilt für dich, Maurice. Deswegen bin ich herübergekommen, um dir das zu sagen. Nevarr hat dich die letzten Wochen über in eine unterstützende Rolle gezwungen, und du hast dich gut gehalten. Ohne dich hätte ich meine Erfolgsrate nicht erreicht.« Sie senkte den Blick. »Ich bin herübergekommen, um mich zu bedanken und dir Glück zu wünschen.« Sie entrollte sich und stand auf, dann ging sie zurück zum Tisch, zu einer neuen Diskussion mit Choya.
Fitzgeralds Blicke folgten ihr, dann sah er sich in plötzlicher Verlegenheit um. Danielle hatte ihm Stoff zum Nachdenken gegeben. In mehrerlei Hinsicht, aber vor allem, was seine Position betraf. Vielleicht standen seine Chancen besser als er glaubte, und möglicherweise konnte er sie noch verbessern, indem er sich darauf konzentrierte, in der Position gute Arbeit zu leisten, die Nevarr ihm zudachte. Selbst wenn er nur Unterstützung lieferte.
Möglicherweise.
11
Palast des Himmels, Zi-jin Cheng
(Verbotene Stadt), Sian
Kommunalität Sian, Konföderation Capella
15. Oktober 3060
Auf der Empore erhob sich der riesige, handgeschnitzte hölzerne Thron des Himmels, Sitz der Konföderation Capella, und auf dem Thron saß Sun-Tzu Liao und lehnte sich behaglich zurück. Er trug eine Han-Jacke aus schwarzer Seide, deren jadegrüne Stickerei zu seinen Augen paßte. Die breitschultrigen seidenen Amtsroben des Kanzlers glänzten durch Abwesenheit. Sun-Tzu verletzte die überlieferte Tradition nur mit bewußter Absicht, und hier und jetzt war sein Verzicht darauf, im Thronsaal eine Amtsrobe zu tragen, eine ständige Erinnerung an alle Anwesenden, daß seine Gegenwart auf Sian ein sorgsam gehütetes Geheimnis war.
Er war sich ganz sicher, daß niemand derjenige sein wollte, der dieses Geheimnis vorzeitig lüftete.
Sein Blick wanderte von einem seiner Berater zum nächsten und ruhte auf keinem länger als ein paar Sekunden. Anwesend waren Talon Zahn, nach SunTzus angeblichem Verschwinden auf Hustaing gezwungen, volle Ausgehuniform zu tragen, da er als Regent auftreten mußte, Ion Rush, Oberhaupt Haus Imarras, und Maskirovka-Direktorin Sascha Wanli. Dieselben drei Personen, die schon sieben Monate zuvor da gewesen waren, als er die Umsetzung seines Plans in Gang gesetzt hatte. Nur eine weitere Person war diesmal mit dabei, seine Schwester Kali, die schweigend im Schatten einer alten chinesischen Rüstung aus der Zeit der Nán-Bei-Cháo-Dynastien stand.
Das einzige Stück Dunkelheit im ganzen Saal, und natürlich muß sie genau da stehen.
Kalis Anwesenheit störte Sun-Tzu auf mehr als eine Art. Er betrachtete sie als unwiederbringlich verloren, von dem Wahnsinn, der ihrer beider Mutter gezeichnet hatte, in hohem Maße befallen und inzwischen
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