Battletech 45: Gefaehrlicher Ehrgeiz
Handeln direkt angesprochen. Aris Sung hatte ihn in seiner Eigenschaft als Lis Sifu kritisiert. »Der Bäckereiwagen war ein Fehler«, hatte er erklärt. »Ihr hättet zu Fuß weitergehen sollen. Das hätte es leichter gemacht, sich von einem Haus ins nächste zu bewegen, und ihr hättet weniger Zeit auf der Straße verbringen müssen.« Aber so kritisch Aris' Tonfall auch gewesen war, Li hatte die Spur eines Lächelns in seinen Augen bemerkt - eines Lächelns, das Aris sicher auch hätte verbergen können - und wußte, daß sein Mentor sich insgeheim freute.
Die andere Person war Isis Marik selbst. An seinem ersten Diensttag in der Ehrengarde hatte sie sich zu ihm umgedreht. Es war zu keiner Unterhaltung gekommen - kein Hiritsu-Infanterist hätte es gewagt, sich im Dienst auf ein Gespräch einzulassen -, aber sie hatte sich leise bedankt.
Ihr ›Danke‹ und Aris' stummes Lob machten die Unannehmlichkeiten, die er hatte ertragen müssen, mehr als wett. Hinzu kam der neue Respekt, den er sich bei seinen Kameraden erworben hatte. Die anderen Infanteristen behandelten Li Wynn inzwischen so, als sei er schon seit Jahren Teil der Einheit, nicht erst seit ein paar Monaten. Li gehörte dazu.
Jetzt beobachtete Li, wie Haus-Meister Non und Isis Marik den Offizier jenes kleinen Bastardstaats zurechtwiesen, der es gewagt hatte, Hustaing anzugreifen. Das war Lis persönliche Einschätzung des St. Ives-Paktes: ein kranker Bastardköter von einem Staat, der eingeschläfert gehörte. Dann waren die letzten Worte gewechselt, und Aris führte die Ehrengarde, die Isis Marik eskortierte, zurück ins Innere der Perle der Wahren Weisheit, während HausMeister Non bei dem Lancier-Kapitän blieb, um ihn den Wachen zu übergeben, die den Gefangenen zurück auf den Kondor brächten.
Infanterist Li Wynn ärgerte sich darüber, daß solche Feinde der capellanischen Nation und der Grundsätze der Xin Sheng überhaupt weiterleben durften. Die Form muß eingehalten werden, aber sie können sich nicht ewig verstecken. Eines Tages wird die gerechte Strafe des Kanzlers sie einholen.
Li konnte nur hoffen, daß er es erleben würde und Gelegenheit bekam, daran teilzunehmen.
16
Distrikt Xin Singapur,Indicass Herzogtum St. Loris, St. Ives-Pakt
1. Dezember 3060
Sicher eingeschnürt im Kokon der Gurte auf der Pilotenliege ihres General-Motors Cestus , versteckt in einem dichten Hain von Zedern und Fichten mehrere Kilometer außerhalb Xin Singapurs, überprüfte Cassandra Allard-Liao zum fünften Mal den Waffenstatus. Das Gaussgeschütz im Torso war ebenso einsatzbereit wie die gepaarten schweren und mittelschweren Laser in den beiden Mecharmen. Der Strom der Kühlflüssigkeit durch ihre Weste kitzelte auf der Haut, aber das würde nicht lange anhalten, wenn das Feuerwerk einmal losgegangen war. Reichlich früh für chinesische Neujahrsfeiern, aber wenn's sein muß...
Ihr Funkgerät erwachte knatternd zum Leben. -Es geht los!«
Cassandra starrte durch das Kanzeldach des Cestus in den frühen Morgenhimmel und sah die drei leuchtenden Sterne sich trennen, die sich bis dahin in perfekter Formation bewegt hatten. Einer stürzte weiterhin schnell auf die Position herab, an der ihr Bataillon der 2. St.-Ives-Lanciers zusammen mit Tamas' Kompanie der Leichten Reiter wartete. Die beiden anderen drehten jäh nach Süden und Norden ab, und die grellen Plasmaschweife der Triebwerksflammen machten die Kursänderung überdeutlich.
Ein Kippschalter auf der Funkkonsole öffnete eine abhörsichere Kabelverbindung, die sie mit allen Kompanieführern verband, Tamas Rubinsky eingeschlossen. »Sieht aus, als hätte Ihr Vater recht gehabt, Captain Rubinsky. Die flankierenden Landungsschiffe verschwinden nach Norden und Süden.«
Tamas' slawisch akzentuierte Antwort drang aus den Lautsprechern. »Natürlich, Majorin Liao. Wir hatten zwei Jahre Zeit, uns zu überlegen, wie eine Invasionsstreitmacht vorgehen würde, um Indicass' Hauptstadt einzunehmen. Ein Drittel der Truppen wird in der Nähe von Xin Singapur abgesetzt, ein Drittel bei Ceres-Metall und der Rest hier , auf halbem Weg zwischen den beiden anderen, in der Lage, nach Bedarf jedes der beiden anderen Kontingente zu verstärken oder den Raumhafen anzugreifen.«
»Na, das Chevau-Legers-Bataillon kann CeresMetall verteidigen.« Cassandra beugte und streckte mehrmals die Finger und legte sie dann um die Kontrollknüppel des Cestus. »Sieht aus, als würden wir den ersten Feindkontakt bekommen.« Was ihr gerade
Weitere Kostenlose Bücher