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Battletech 46: Die Natur des Kriegers

Battletech 46: Die Natur des Kriegers

Titel: Battletech 46: Die Natur des Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loren Coleman
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drücken versuchte. Mal wieder.
    »Und wie sähe deine Lösung aus, Li Wynn?« fragte er, bevor er es sich wieder ausreden konnte. Er stellte die Reisschale beiseite, legte die Hände auf die Oberschenkel und sah zu seinem Schützling hinüber. Als Li Wynns Sifu konnte Aris ihn unterbrechen, ohne unhöflich oder respektlos zu erscheinen. Solange ich daraus eine Frage mache, die sein Verständnis der Hausphilosophie betrifft. »Schlägst du unserem Shiao-zhang vor, unsere Krieger gegen Zivilisten einzusetzen? Gegen Menschen, die man als Konföderationsbürger betrachten kann, wenn auch fehlgeleitete? Sicherlich verbietet der Lorix-Orden weitere solcher Greuel?«
    Die Ideale des vierhundert Jahre zuvor in der Konföderation gegründeten quasi-religiösen LorixOrdens fanden sich mehr oder weniger exakt in den Grundregeln aller Kriegerhäuser. Die Interpretation Hiritsus war recht locker, aber sie lieferte Aris die Berechtigung für seinen Zwischenruf.
    Und wie er gehofft hatte, ging Li Wynn in die Falle, die sein Mentor ihm gestellt hatte. »Wer sich der Konföderation widersetzt, ist unser Feind. Und als Feinde des Hauses...«
    »Maße dir nicht an, für Shiao-zhang Ty Wu Non zu sprechen«, schnitt Aris ihm das Wort ab. Li setzte zu einer Erwiderung an, und Aris beugte sich vor, bereit, ihm mit einer herberen Zurechtweisung über den Mund zu fahren. Ich habe gesagt, die man als Konföderationsbürger ›betrachten kann‹. Li wollte zwar seine Meinung zum Ausdruck bringen, aber er hat sie falsch formuliert. »Bitte nimm wieder Platz, Li Wynn.« Aris' Stimme war sanft, als mache er seinem Schützling nur einen Vorschlag, aber der hatte das Gewicht eines Befehls.
    Ihm war klar, daß jemand den hingeworfenen Fehdehandschuh aufnehmen würde. Wahrscheinlich ein Infanterist, weil diese mehr Kontakt zur Zivilbevölkerung hatten. Aber daß Jene Silvers augenblicklich aufsprang, überraschte ihn doch etwas.
    »Sind Sie, Lien Sung, dann der Meinung, daß Shiao-zhang Non die Feindseligkeit der Pakt-Bürger nicht als Gefahr für unsere Mission einschätzen sollte?« Der legalistische Ton der Frage ließ erkennen, daß sie erwartete, Aris in einem Widerspruch zwischen Logik und Loyalität zu fangen.
    Aber so leicht ließ Aris sich nicht erwischen. Er stand auf, um ihr auf gleicher Ebene zu begegnen, und war sich dabei durchaus bewußt, daß der Kontrast zwischen seiner legeren Kleidung und ihrer Felduniform sie in den Augen der anderen Hausmitglieder zu Vertretern der Zivilbevölkerung und des Militärs machte. »Soweit ich weiß«, antwortete er gelassen, »hat unser Haus-Meister sich zu dieser Frage noch nicht offiziell geäußert.« Weil ihn bis jetzt niemand dazu gezwungen hat. Er wählte seine nächsten Worte mit äußerster Vorsicht, denn ihm war klar, daß er sich auf trügerischem Boden bewegte. »Ich wage jedoch zu hoffen, daß der Wille unseres Shiao-zhang niemals den Grundlagen seines eigenen Hauses widerspräche.«
    Tiefe Stille legte sich über den Saal. Es war eine Sache, unter dem Deckmantel einer Meinungsäußerung Vorschläge zu machen, aber eine ganz andere, auch nur anzudeuten, der Haus-Meister könne irgend jemand anderem als allein dem Kanzler der Konföderation verpflichtet sein. Theoretisch hatte das Hausoberhaupt jedes Recht, die formellen Eide abzuschaffen und neu zu formulieren. Aris bezweifelte allerdings, daß irgendein Haus eine derartige Umorganisation überleben würde... obwohl, Haus Imarra möglicherweise schon. Aber das änderte nichts daran, daß die Herausforderung gestellt war. Wenn das keine persönliche Stellungnahme Ty Wu Nons erfordert, weiß ich nicht, was.
    Ty Wu Non teilte Aris' schlanke Statur, aber nicht die Körpergröße des jüngeren Kriegers. Trotzdem konnte kein Zweifel an der in vier Jahren als HausMeister erworbenen Aura der Autorität bestehen, die ihn umgab, als er sich jetzt geschmeidig von seinem Platz erhob. Auch er trug legere Haus-Kleidung, und die breitschultrige Seidenrobe war von so dunklem Grün, daß sie im gedämpften Licht des Saals fast schwarz wirkte. Aris hoffte, daß die Wahl seiner Kleidung kein Zufall war. Der wachsende Anteil von Uniformträgern bei den Hausversammlungen erschien Aris nur als eines der Anzeichen für ein Haus, das seine Richtung verloren hatte, auch wenn es keine Vorschriften gab, die dagegen sprachen.
    Der Shiao-zhang bedeutete Jene Silvers mit einem Kopfnicken, sich wieder zu setzen. Er musterte Aris mehrere Minuten mit ruhigem Blick, wie,

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