BattleTech 47: Die Spitze des Dolches
mit
einer Länge von einem dreiviertel Kilometer und einer Masse von beinahe vierhunderttausend Tonnen
die größten aller Transportsprungschiffe. Sie konnten
bis zu neun Landungsschiffe und sechs Beiboote
durch die außerdimensionalen Bereiche des Hyperraums über gigantische Entfernungen befördern. Schiffe dieser Art waren für den interstellaren
Raumflug unverzichtbar. Mit ihren riesigen KearnyFuchida-Triebwerken konnten die Sprungschiffe das
Raum-Zeit-Gefüge des Einsteinkontinuums im wörtlichsten Sinne aufreißen, um sich selbst und ihre Passagiere durch den Riss im Weltraum zu schleudern
und bis zu dreißig Lichtjahre von ihrem Ausgangspunkt entfernt wieder aus dem Nirgendwo des Hyperraums in den Normalraum einzutauchen. Ein
Nachteil dieser Art des Reisens war allerdings, dass
der K-F-Antrieb solche enormen Ausmaße hatte,
dass ein Sprungschiff kaum in der Lage war, auf einer Planetenoberfläche aufzusetzen. Für diese Aufgabe musste es kleinere Systemboote wie die KR-61
mitführen.
Häufiger diente ein Landungsschiff zur Überbrükkung der Strecke zwischen einem Sprungschiff und
dem Zielplaneten. Landungsschiffe variierten in der
Größe von den elefantösen zivilen Frachtraumern der
Mammut -Klasse mit einer Masse von zweiundfünfzigtausend Tonnen bis hinab zu den vierzehnhundert
Tonnen eines Sturmschiffs der Rächer -Klasse, wie es
die meisten Nachfolgerstaatsflotten einsetzten, die im
›Ozean der Leere‹ kreuzten, und sie dienten als
Haupttransportmittel für Menschen und Material
zwischen einer Weltoberfläche und einem geduldig
am Zenith- oder Nadirsprungpunkt des Systems wartenden Sprungschiff. Leider dauerte es häufig zehn
Tage oder noch länger, um diese Strecke zurückzulegen, weil die meisten kommerziellen und militärischen Sprungschiffe aus navigationstechnischen
Gründen an diesen beiden Punkten über dem Nord- oder Südpol des Systemgestirns ein Sonnensystem
erreichten und verließen.
Amis klappte den Flüssigkristallschirm des
Compblocks ein und beobachtete den Piloten der
Fähre. Techoffizier Gehr gehörte zu den Besten im
Transportkorps der Leichten Reiterei, und Amis hatte
großen Respekt vor Experten jeder Art. Falls Gehr
das Interesse seines Kommandeurs an seiner Arbeit
bemerkte, ließ er sich das nicht anmerken. Er konzentrierte sich voll und ganz darauf, die Fähre in den
kleinen Beiboothangar an der Steuerbordseite der
Gettysburg zu manövrieren, knapp hinter Deck Fünf. Amis reckte den Hals, um durch die Seitenscheibe
des Kanzeldachs hinauszusehen und erhaschte einen
kurzen Blick auf einen Lichtpunkt, der ein wenig
größer und heller war als die Sterne der Umgebung.
Aus der Position des Lichtpunkts schloss er, dass es
sich um das Sprungschiff der Starlord -Klasse Forrest handeln musste. Die Circe, ein Schiff der Invasor Klasse und das dritte Sprungschiff der Flottille,
mit der die Leichte Eridani-Reiterei nach Milos
springen würde, hing ein paar tausend Kilometer entfernt an der Backbordseite der Gettysburg. Mit diesen drei Sprungschiffen hatten sie genügend Kapazität, um achtzehn Landungsschiffe zu transportieren,
mehr als genug für die beiden unterzähligen Regimenter, die er in das capellanisch besetzte Paktgebiet
mitnahm.
Einen Moment lang erschreckte Amis, als die KR61 in den Hangar der Gettysburg einflog. Er war schon früher mit Raumfähren geflogen, aber heute erlebte er zum ersten Mal ein Andockmanöver in der Pilotenkanzel eines dieser kleinen Raumboote mit. Einen kurzen Augenblick schien es, als müsste die rechte Tragfläche der Fähre unvermeidlich den Rumpf des Sprungschiffs rammen, aber TO Gehr tippte den Steuerknüppel nur an und das Raumboot trieb sanft ins Innere des Hangars. Die Fähre sank mit einer minimalen Erschütterung in die Halterung, was im Grunde nicht weiter verwunderlich war, wenn man bedachte, dass sowohl das Raumboot als auch sein Mutterschiff sich im freien Fall befanden. Künstliche Schwerkraft war, abgesehen von einer Simulation durch Zentrifugalkraft oder Beschleuni
gungsandruck, immer noch Science Fiction. Noch bevor sich die Dockklammern hoben, um
den Rumpf der KR-61 zu umfassen, hatte Amis
schon die Sicherheitsgurte gelöst. Er stand auf und
marschierte in Richtung der Hauptausstiegsluke der
Fähre. Nur die kleinen, leistungsstarken Magneten in
den Sohlen seiner Bordstiefel gestatteten ihm, sich
trotz Schwerelosigkeit normal zu bewegen. Stiefel
dieser Art gehörten zur Grundausstattung aller Offiziere und Mannschaften im
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