BattleTech 47: Die Spitze des Dolches
jetzt an werden wir tun, was wir können, um diesem Schwachsinn ein Ende zu bereiten. Charles, schick eine Nachricht nach Kittery. Erkläre Marschall Sortek, was hier los ist und bitte um Ratschläge von den Verbindungsstellen oder der Psychobetreuung. In der Zwischenzeit halten wir uns an die Standardregeln. Niemand fängt Streit mit den Eingeborenen an ...«
»Verzeihung, General«, unterbrach Fairfax. »Möglicherweise ist das ein ausgezeichneter Ansatzpunkt.«
»Was?«
»Die ›Eingeborenen‹, Sir. Ich weiß, der Begriff ist allgemein gebräuchlich, aber eine Menge der Einheimischen empfindet ihn als Beleidigung.«
»In Ordnung, geben Sie es mit dem Tagesbefehl aus. Der Begriff ›Eingeborene‹ ist zu vermeiden. Von jetzt an sind es Einheimische. Ist das besser?«
Fairfax nickte.
»Wo war ich? Ich will keinen Streit mit den Einheimischen. Unsere Streifen werden sich möglichst unaufdringlich verhalten. Überprüfungen von Milosiern werden auf ein Minimum reduziert. Es werden nur Personen angehalten, die zum Sicherheitsbereich des Raumhafens Zutritt haben. Wir wollen versuchen, diese Angelegenheit auf möglichst kleiner Flamme zu halten. Sunny schickt mit Sicherheit zusätzliche Truppen, um uns wieder von Milos zu vertreiben, und es wäre mir lieber, wenn wir uns zusätzlich zu Linieneinheiten mit Mechs nicht auch noch mit einem ganzen Planeten voller Partisanen herumärgern müssen.«
»Was ist mit den Capellanern und milosischen Truppen in der ComStar-Station, General?«, fragte Colonel Calvin.
»Präzentor Micone hat mir zugesichert, dass er sie in ein paar Tagen vor die Tür setzt, also dürften wir in der Richtung keine Probleme bekommen«, antwortete Amis. »Achtet nur darauf, die Capellaner von den Einheimischen fernzuhalten. Die Milosier können auf Bewährung nach Hause gehen, aber die capellanischen Truppen behalten wir als Kriegsgefangene. Ist sonst noch was?« Niemand hatte etwas vorzubringen und Amis beendete die Besprechung.
Als Ed Amis und Charles Antonescu aus der Wärme des Hauptraumhafengebäudes traten, hielten sie im Windschatten des Ausgangs an, um den Kragen zum Schutz vor dem feuchtkalten Wind hochzuschlagen, der in den letzten Stunden aufgekommen war. Captain Bill Kole, Colonel Calvins Stellvertreter, tippte kurz an seine Mütze, als er sich an seinen Vorgesetzten vorbeizwängte, und schmunzelte über die Bemühungen der höheren Offiziere, sich vor dem Wind zu schützen. Er war im rauhen Klima der südlichen Breitengrade Tharkads aufgewachsen und empfand die kalte Brise als angenehm.
Ohne jedes vorherige Anzeichen irgendwelcher Schwierigkeiten fiel Kole mitten auf dem Weg über das Raumhafenfeld plötzlich nach vorne und machte keinerlei Anstalten, seinen Sturz abzufangen. Ein lauter, heller Knall hallte von den Beton- und Ziegelsteinmauern der Hafengebäude zurück.
Amis packte Antonescu und riss ihn zurück ins Empfangsgebäude, als ein zweiter Knall laut wurde. Patronenfragmente und graue Stahlbetonsplitter prasselten gegen seine Uniformjacke.
»Verdammt noch mal! Jetzt reicht's mir allmählich!«, knurrte Amis, als draußen auf dem Flugfeld ein halbes Dutzend Stimmen »Heckenschütze!« brüllten.
Hundert Meter vom Hauptankunftsgebäude in Richtung zur Haupthangaranlage des Raumhafens riss ein Infanterist der Leichten Reiterei sein Sturmgewehr hoch und nahm das oberste Stockwerk eines nahen Gebäudes unter Beschuss. Vermutlich hatte er das Mündungsfeuer des Heckenschützen gesehen, oder glaubte zumindest, es gesehen zu haben, und versuchte jetzt, den Schützen zu töten oder zumindest an weiteren Schüssen zu hindern.
Eine rötliche Dunstwolke brach aus der nassen Uniform des Mannes, als eine schwere Gewehrkugel seine Brust traf. Das Knallen des Schusses ging im Rattern seines Automatikfeuers unter. Der Infanterist brach in Todeszuckungen auf dem Asphalt zusammen und seine Finger verkrampften sich um den Abzug. Die Leuchtspurmunition aus seiner Waffe jagte weiter in den trostlos schneeschweren Himmel, bis das Magazin leer war.
* * *
Auf dem Dach einer nahen Lagerhalle hob Nessa Ament den Blick über das Zielfernrohr ihres Gewehrs, während Jin Racan mit dem Elektronikfernglas nach neuen Zielen suchte. Ihr letztes Opfer, ein Infanterist, hatte es ihr zu leicht gemacht. Nicht nur hatte er sich keine Deckung gesucht, er hatte zusätzlich noch ihre Aufmerksamkeit auf sich gezogen, indem er das falsche Gebäude beschossen hatte. Er war ein Dummkopf gewesen, und hatte mit dem Leben
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