BattleTech 48: Truegerische Siege
Porzellans entstand. Selbst Drew, der auf das Ende der Mahlzeit gewartet hatte, hatte nicht exakt sagen können, wann der letzte Teller verschwand. Plötzlich waren die Stallbesitzer mit ihren Drinks allein und saßen um den leeren Tisch, bereit zum Gespräch.
»Zeit fürs Geschäftliche«, eröffnete er die Besprechung. »Ich weiß, Thomas ist besorgt über das, was sich gestern Abend bei der Boreal Reach abgespielt hat, die scharfen Schüsse, die zu einer Beschädigung der Davion-Arena geführt haben. Und sicher auch über den Aufruhr in den Straßen, der sich bis heute früh noch nicht gelegt hatte. Es könnte sogar ein paar Tote gegeben haben.« Er wusste sehr genau, dass fünf Hillianer und zwölf Schlesier in den Straßenschlägereien umgekommen waren. »Ich finde, wir sollten uns mit diesem Thema befassen.«
Jürgen Gaalf nickte. »Das meine ich auch. Wir müssen etwas unternehmen, aber was?«
Zunächst sagte niemand etwas. Schließlich hatte Drew bereits für DeLon gesprochen und war einem möglicherweise leidenschaftlichen Plädoyer für Ruhe und Kontrolle zuvorgekommen, das ganz und gar nicht in seine Pläne gepasst hätte. Er faltete die schwammigen Hände auf der Tischkante und fragte mit leiser Stimme: »Oder sollten wir gar nichts tun?«
Gaalf wirkte von diesem Vorschlag schockiert, ebenso wie Tran Ky Bo. Die anderen ließen sich keine Reaktion anmerken. »Ist es wirklich unsere Sache, einen Aufruhr niederzuschlagen?«, fragte Drew weiter. »Warum sollten wir Stallbesitzer uns von ein paar verrückten Städtern unseren Gewinn schmälern lassen?«
»Wenn unsere Kämpfer im Zentrum des Aufruhrs stehen, ist es eindeutig unsere Pflicht, die Verantwortung zu übernehmen«, stellte Gaalf nachdrücklich fest.
Edle Worte aus einem Stall, der sich in ritterliche Tugenden hüllte, aber Jürgen Gaalf täuschte Drew keinen Augenblick lang. Der Mann hatte es nicht nötig, sich in Beleidigungen und politischen Stellungskämpfen zu ergehen, weil ihm andere die schmutzige Arbeit abnahmen. Seine Leute konnten vorgeben, über derartigen Kleinlichkeiten zu stehen, und indem sie das öffentlich - und immer wieder - zum Ausdruck brachten, heizten sie die Rivalitäten in Wahrheit noch an. Wäre diese Strategie in ihren Möglichkeiten nicht so eingeschränkt gewesen, hätte Drew neidisch werden können.
Tran Ky Bo nickte bereits eifrig zustimmend, obwohl er das vermutlich bei jedem Vorschlag getan hätte, der sich gegen Drew Hasek-Davion richtete. Diese einseitige Fehde war allgemein bekannt. Der Besitzer des Sternenlicht-Stalls opponierte grundsätzlich gegen alles, von dem er annahm, es könnte Drew einen Vorteil bringen. Den störte das nicht. Er sparte sich seine Anstrengungen für gefährlichere Gegner auf.
Gegner wie Thomas DeLon, der weit einflussreicher war. »Die Kämpfer sollten die Duelle nicht persönlich nehmen«, stellte dieser fest. »Auch ohne das Theater gibt es reichlich Profitpotenzial. Und ohne den Versuch, unsere Kämpfer und die Fans gegeneinander aufzuhetzen.«
Jemand anders würde DeLon darauf antworten müssen, um nicht den Eindruck zu erwecken, dass Drew isoliert war, denn dann würden sich alle anderen auf ihn stürzen wie Haie auf einen verletzten Artgenossen. Und nicht nur auf ihn, auch auf den Blackstar-Stall. Glücklicherweise war Blackstar nicht der einzige Stall, der sich für den Wettbewerb um möglichst hohe Besucherzahlen und einträgliche Übertragungsrechte auf den Persönlichkeitskult seiner MechKrieger sowie hitzige Rivalitäten verließ. Drew hätte es vorgezogen, wenn Jerry Stroud sich zu Wort gemeldet hätte - genaugenommen hatte er sogar fest damit gerechnet -, aber Nicole Singh kam ihm zuvor.
»Das können Sie leicht sagen, DeLon-sama.« Nicole war jung genug, DeLons Enkelin zu sein, und fühlte sich dadurch verpflichtet, ihn mit äußerstem Respekt anzusprechen. »Schließlich ist Kobe wieder zum reichsten Sektor von Solaris City geworden, seit das Kombinat den Spielen seine Türen geöffnet hat. Und soweit ich mich entsinne, haben Sie drei Kämpfer in den Top Twenty. Ihr Vermögen ist sicher.« Drew gab Nicole die volle Punktzahl dafür, wie sie DeLon als reichsten Stallbesitzer im Raum herausgestellt hatte, eine Position, um die ihn alle anderen beneideten. Vernon Singh hatte gewusst, was er tat, als er sich durch seine Tochter hatte vertreten lassen. »Mein Vater erinnert sich noch sehr gut - und ich bin sicher, darin ist er nicht allein - an die schweren Zeiten für
Weitere Kostenlose Bücher