BattleTech 48: Truegerische Siege
die Stadt kostete. Der Mann verstand einfach nicht, wie das Spiel auf Solaris VII wirklich lief. Aber andererseits stand er damit keineswegs allein. Nur die wahren Herren des Planeten wussten davon: die Stallbesitzer, die Medien und die großen Unterhaltungskonzerne. Ach ja, und die Großkriminellen, obwohl sie es zufrieden schienen, das Alltagsgeschäft Leuten wie Drew zu überlassen, während sie planten, wie sie die Geldströme, die durch die Mechspiele entstanden, langfristig anzapfen konnten. Drew hatte auch in mehr als nur in einigen dieser Geschäfte die Finger drin.
Also verschwendete er seine Zeit nicht mit einer Debatte über die wirklichkeitsfernen Vorstellungen des Bürokraten darüber, wie Solaris City hätte funktionieren sollen, sondern beobachtete über die Schulter seines kleineren Gesprächspartner die Unterhaltung zwischen Michael und Karl Edward. Sein Interesse war mehr als bloße Neugierde, wenn auch keine echte Freude. Kaum etwas im Leben erfreute Drew wirklich, auch wenn manches dem recht nahe kam. Macht war dabei eindeutig der Favorit. Die Macht, die er auf Solaris VII und daheim in den Vereinigten Sonnen ausübte. Macht über profitable Geschäfte und das Leben der Menschen in seiner Umgebung.
Macht über Michael Searcy.
Durch sorgfältig genährte Zweifel brachte er Michael dazu, in nichts, was sich außerhalb der Arena abspielte, volles Vertrauen zu setzen, nicht einmal in seine Freundschaften. Genau so wollte Drew es haben. Es würde nicht mehr lange dauern, und Searcy würde glauben, sich außer dem Besitzer des Blackstar-Stalls niemandem mehr anvertrauen zu können. Drew hatte von Anfang an gesehen, dass der junge Heißsporn für Großes bestimmt war. Unter seinem Training und seiner Aufsicht hatte Michael Searcy es bis an die Schwelle des Erfolgs gebracht, nach dem er sich all die Jahre gesehnt hatte. Dem Erfolg, den sie beide wollten.
Einen Schoßhund? Kaum. Davon hatte Drew schon einen ganzen Stall. Nein, er wollte einen Champion. Und mehr als das. Er wollte einen Champion besitzen, nicht nur einen managen. Michael Searcy würde seine Kreatur werden. Und dann würde ihm auch das ganze Prestige und der Einfluss des Champions gehören, um seine Pläne weiterzubringen, so wie diese Machtfülle früher gegen ihn verschworen gewesen war. Drew hatte Feinde, mit denen er abzurechnen gedachte, Feinde wie die SkyeTiger auf der anderen Seite der Stadt. Und er hatte Allianzen zu schmieden.
Michael Searcy würde sein Champion werden. Er hatte ihn zu diesem Zweck herangezüchtet, wie ein feines Rennpferd. Drew störte es nicht, wenn der Krieger sich einbildete, aus seinen eigenen Gründen und für seine eigenen Ziele zu kämpfen. Möglicherweise stimmte es sogar. Vermutlich hielt Michael Drews Pläne für nicht mehr als Spielerei, Machtspielchen, die den Anschein erwecken sollten, Drew sei letztendlich der Grund für Searcys Erfolge. Michael würde erst zu spät dahinterkommen, dass der Schein nicht nur leicht mit der Wirklichkeit verwechselt wurde, sondern allzu häufig zur Wirklichkeit wurde.
Drew Hasek-Davion lächelte dünn und hart. Er wusste, dass er eine größere Gefahr für Michael Searcy darstellte als jeder Gegner, dem der DavionFavorit in der Arena gegenübertrat. Aber in HasekDavions Arena hatte der junge MechKrieger nicht den Hauch einer Chance.
5
Paradies, Kobe, Solaris City, Solaris VII
Freedom-Theater, Provinz Skye, Lyranische Allianz
14. August 3062
Heute würde das Paradies eine Arena werden, wie es sie tödlicher in Solaris City nicht gab, wenn auch ohne Gefahr für Leib und Leben. Das Restaurant würde Schauplatz eines subtileren Duells werden, das nicht für die Öffentlichkeit bestimmt war. Hier regierten Einfluss und Gelegenheitsbündnisse, und möglicherweise bestimmten sie, wer die absolute Vorherrschaft über die Spielwelt ausübte, und sei es nur für wenige Tage, Wochen oder Monate.
Drew Hasek-Davion saß bereits im privaten Speisezimmer des Lokals und wartete, während die zerbrechlich wirkenden Hana Josei die anderen Stallbesitzer schweigend an ihre Plätze um den niedrigen runden Tisch begleiteten. Die Frauen schienen in ihren Seidenkimonos über den Hartholzboden zu schweben. Sie trugen das rabenschwarze Haar alle zu einem einfachen Knoten gebunden, und die einzigen Farben in ihrem fahlen, weißgepuderten Gesicht waren tiefroter Lippenstift und rougegefärbte Wangen. Sie warteten geduldig, während die Gäste ihre Glieder mühsam auf den niedrigen
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