BattleTech 48: Truegerische Siege
Große Turnier. Vielleicht können wir uns diesem Thema später noch einmal widmen, nachdem ein Champion bestimmt oder bestätigt ist.«
Das war's. Drew stand auf der anderen Seite des Tisches ebenfalls auf. Sie wussten beide, dass die Auseinandersetzung nicht beigelegt war, nur verschoben. »Können wir die Versammlung dann schließen?« Thomas nickte.
Die anderen stimmten mit den Füßen ab.
* * *
Garrett wartete in Drews Limousine und täuschte eine gelangweilte Verachtung für die Welt außerhalb des Wagens vor, aber Drew wusste genau, dass das nur gespielt war. Er achtete sorgfältig darauf, sich seine Belustigung nicht anmerken zu lassen. Die Gefahr, dass der Nebelparder-Renegat sie als Beleidigung auffassen konnte, war zu groß. Außerdem war ihm klar, dass Garrett Kobe von sich aus nur betreten hätte, um in Ishiyama auf Schlangenjagd zu gehen.
Der draconische Sektor war dem Clanner verhasst. Der Sternenbund hatte die Nebelparder in Schande aus der Inneren Sphäre gejagt und war ihnen danach bis zu ihrer Heimatwelt gefolgt, um sie ganz und gar zu vernichten. Garrett empfand einen tiefen Hass auf den Sternenbund und alles und jeden, der damit in Verbindung stand, aber selbst ihm war klar, dass es sinnlos war, gegen die ganze Innere Sphäre zu kämpfen. Da die Besatzungszone seines Clans im Draconis-Kombinat gelegen und das draconische Militär beim Sieg über die Parder eine entscheidende Rolle gespielt hatte, konzentrierte sich Garretts Zorn auf alles, was ihn auch nur entfernt an Haus Kurita erinnerte.
Das hatte sich als finanziell höchst profitabel erwiesen. Zeitweise.
»Du bist guter Laune. Alles ist verlaufen, so wie du es geplant hattest, frapos?«
Drew würde sich besser zusammennehmen müssen, wenn Garrett ihn so leicht durchschauen konnte. Der Mann hatte die Zerschlagung seines Clans überlebt und sich mit einem Clan-OmniMech auf die Spielwelt durchgeschlagen. Privat überschüttete er Solaris VII mit Hohn, aber die Arenen verschafften ihm die einzige Gelegenheit, sich an denen zu rächen, die seinen Clan ausgelöscht hatten. Sein kometenhafter Aufstieg in der Rangliste war unglaublich gewesen, sein schneller Abstieg in Drews Augen kaum weniger beeindruckend.
»Ja, Garrett. Sie haben beschlossen, keinen Beschluss zu treffen. Obwohl ich sicher bin, Thomas DeLon dachte für'n Moment, er hätte mich. Nu wird er abwarten und hoffen, Theodore Gross' fünften Championstitel gegen mich zu benutzen.« Drew lachte in sich hinein, als Garrett sowohl bei ›für'n‹ wie auch bei ›Nu‹ sichtlich zusammenzuckte und die Augen verkniff. ClanKrieger hatten eine nach gerade pathologische Abneigung gegen alle Arten ›degenerierten Aussprache. »Chance is', er schafft's, aber ich möcht drauf wetten, dass nich'.« Zuck-zuck-kneif-zuck.
Der Fahrer steuerte die Limousine aus dem bewachten Parkplatz des Paradies auf die Säule-vonGold-Straße und bog auf die Theodore-Kurita-Allee ab. Drew ließ sich in die Polster sinken. Garrett saß kerzengerade und schenkte der luxuriösen Ausstattung des Wagens keinerlei Beachtung. »Du hättest mir erlauben sollen, Gross zu töten. Dann würde dieses Problem nicht existieren.«
Also das war der Grund für dieses Treffen, seufzte Drew in Gedanken, wenn auch ohne Überraschung. »Du bist nicht nahe genug an ihn herangekommen, um seine Stellung zu gefährden. Mit deiner Niederlage gegen Srin Odessa war alles vorbei.« Drew verzichtete darauf zu erwähnen, dass es Kasigi Mihabu, der jüngste Kurita-Krieger, gewesen war, der Garrett ganz aus den Top 20 vertrieben hatte.
»Solange ich lebe, ist nichts vorbei. Inzwischen sind mehr Clanner hier und kämpfen sich durch die kleineren Arenen nach oben. Wenn wir bereit sind, wirst du uns unter einem Wappen zusammenbringen. Unter unserem Wappen. Darauf habe ich dein Wort.«
Ein ebenso schnell widerrufenes Versprechen, wie ich es gegeben habe, dachte Drew, aber sollte der Clanner ruhig glauben, was er wollte. In der Anfangsphase hatte Garrett gut gekämpft, verwegen und voller Feuer. All das hatte sich geändert, als die Nachricht vom Untergang der Nebelparder und der Vernichtung ihres Militärs eingetroffen war. Das Feuer, das ihn bis dahin ausgezeichnet hatte, war mit einem Schlag erloschen. Er hatte immer noch gut gekämpft und sich kaum technische Fehler erlaubt, aber der Antrieb war einfach nicht mehr da. Es schien fast, als sei der Mantel der Unbesiegbarkeit verloren, der ihn so lange beschützt hatte. In dem Moment, da Drew zum
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