BattleTech 48: Truegerische Siege
können, und wer sich uns entgegenstellt.«
»Kann nicht behaupten, dass es mir leid tut, mich von hier zu verabschieden«, stellte Aubry fest. »Auch wenn ich nichts dagegen hätte, noch ein paar Banken einzutreten. Mein Teil, um die Umverteilung lyranischer Vermögenswerte zu beschleunigen.«
Karl mischte sich in das Gespräch ein, noch bevor sie ausgesprochen hatte. »Vielleicht sollten wir nach einem Weg suchen, das zu beenden, bevor die Lage völlig außer Kontrolle gerat.«
»Dafür ist es zu spät, Karl.« Michael war schon mit der Planung seiner nächsten Schritte beschäftigt, um eine weitere Gruppe Davion-MechKrieger herzubringen. Er würde retten, so viele er konnte. Dann würden sie alles an brauchbarem Bergungsgut zusammenklauben, das sie tragen konnten, und sich auf den Weg nach Black Hills machen. Er sah sich noch einmal um, suchte nach einem Ziel. Nach Victor Vandergriff.
»Nein, dieser Kampf ist noch nicht vorüber. Noch lange nicht.«
* * *
Die Zeiger der Wanduhr krochen langsam über Mitternacht und Julian Nero rieb sich die Augen. Als er vor die Kameras trat, hatte er den unangenehmen Nachgeschmack des gesüßten Kaffees im Mund, mit dem er sich seit Stunden wach hielt. Seine LiveRadioübertragung war in einen Bildkommentar übergegangen, nachdem die Kameracrews der Arena es geschafft hatten, Bilder des Aufruhrs und der Mechkämpfe zu liefern, die in Schlesien tobten. Für etwas Derartiges waren sie ganz und gar nicht ausgebildet, ebenso wenig wie das Hinterzimmer des beinahe menschenleeren Kolosseums eine ideale Bühne für seine Berichte war. Aber es hätte Zeit gekostet, in ein reguläres Studio umzuziehen, und Mühe, dessen reguläre Nachrichtensprecher zu verscheuchen. Julian dachte nicht daran, den kleinen Vorsprung aufzugeben, den er dadurch bekam, dass er als Erster vor Ort gewesen war. Der Mann mit dem Durchblick. Der unfehlbare Nero hatte nicht vor zu fiedeln, während Solaris City brannte. Er war seit sechs Stunden ohne Ablösung - er hatte sich geweigert, seinen Platz zu räumen - und ohne vorgefertigte Werbepausen auf dem Sender. Das war in dieser Branche bestimmt noch nie dagewesen.
Jemand hinter den Kameras sagte: »Live in drei, zwei...«
Statt eine Eins wies ein ausgestreckter Zeigefinger in seine Richtung. Auf einer der Kameras leuchtete ein rotes Licht auf. Julian sah hinüber, als hätte er sich gerade mit jemandem außerhalb des Bildes unterhalten, um die letzten Neuigkeiten für die Zuschauer zu sammeln. Die Zuschauer, die noch vor den Bildschirmen saßen und nicht auf den Straßen damit beschäftigt waren, die Nachrichten zu machen.
»Die Nachricht von der Katastrophe, die heute Abend hier im Kolosseum ihren Anfang nahm, hat sich wie ein Waldbrand durch ganz Solaris City verbreitet«, stellte er in einem Atemzug fest. »Wie durch Funkenflug hat sich das Chaos von einem Gefahrenherd zum nächsten ausgebreitet und neue Brandherde entzündet, von denen aus sich der Aufruhr erweiterte, bis niemand den Feuersturm mehr aufhalten konnte. Kein Sektor der Stadt ist von den Unruhen ausgenommen, auch wenn Montenegro durch die weiträumigen Industriegebiete, die wie geschaffen für Mechkämpfe sind, möglicherweise weniger gelitten hat als andere Stadtviertel. Das Flussufer Kobes liegt nach Garretts beeindruckendem Amoklauf in Trümmern, der eine Horde zertrümmerter BattleMechs und ein Mordopfer hinterlassen hat: den bisherigen Champion Theodore Gross. In den letzten Stunden haben mindestens fünf Krieger seine Herausforderung zum Duell angenommen und im Schatten der Gründerbrücke hat er sie alle besiegt. Vor nicht einmal fünfzehn Minuten ist er schließlich auf die Davion-Seite zurückgekehrt, wobei er die einst stolzen Krieger Kobes weiter mit seinem Hohn überschüttete.«
Er pausierte für mehrere tiefe Atemzüge, um seiner Stimme frische Kraft und den Zuschauern Gelegenheit zu geben, einen handfesten Hass auf den Clan-Renegaten zu entwickeln. »Aber kein Sektor, nicht einmal Black Hills, ist bis jetzt in einem Ausmaß verwüstet, wie es Schlesien getroffen hat. In den Straßen herrscht der nackte Wahnsinn. Die Plünderungen nehmen unvermindert ihren Gang und ganze Nachbarschaften organisieren sich inzwischen zu bewaffneten Banden, die offen entweder Victor Vandergriff oder überraschenderweise Michael Searcy unterstützen. Die sprichwörtlich schweigende Mehrheit hat bewiesen, dass sie sehr wohl über eine Stimme und eine beachtliche Anhängerschaft verfügt. Und auf den
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