BattleTech 50: MechWarrior Trilogie
ich die Klinge blankzog. Ich wußte, wenn es sein mußte, würde ich ihn töten und dann im Wald untertauchen. Aber das war nicht der Plan.
Das Herz hämmerte mir in der Brust, als wollte es freibrechen, und der beschleunigte Puls sagte mir, daß mein Körper für alle Anforderungen gerüstet war, die ich an ihn stellen mochte. Ich ballte die Faust um das Messer und atmete leise durch den Mund, während ich ihn beobachtete.
Er war ein großer Kerl, fast zwei Meter lang, mit einem Stoppelbart und harten Augen von der Farbe Fremdweltlerstahls. Er trug einen LandungsschiffOverall in Rostbraun und Gold, reichlich schmutzig und ein paarmal geflickt, mit dem Zeichen des Freihändlerkombinats, für das er unterwegs war. Ich schätze, er war Anfang vierzig, etwa so alt wie Da, aber der Vertreter war ein brutaler Kerl. Phelyn muß furchtbare Angst vor ihm gehabt haben.
In mir stieg die Wut hoch, als ich daran dachte, was er und seine Begleiter ihr und den beiden anderen Mädchen im Dorf angetan hatten und welche Angst die Mädchen gehabt haben mußten. Und wieviel Angst sie immer noch hatten. Ich hatte sie gesehen, und ich glaubte nicht, daß ich den Klang ihrer von Schmerz erfüllten Stimmen jemals würde vergessen können.
Ich verkorkte meine Wut, schob sie beiseite, um mich darauf zu konzentrieren, wozu ich hier war. Das habe ich von Da gelernt. Er hat mir erklärt, daß er sich verantwortlich dafür fühlt, wie ich mit meiner Wut umgehe, weil ich die Neigung dazu von ihm geerbt habe. Die Handelsvertreter hatten verdient, was sie erwartete, und ich fühlte kein Mitleid mit ihnen. Es war kein echter Mord. Es war Gerechtigkeit. Das sagten Da und die anderen. Sie sagten es ziemlich häufig während der Planung. Ich glaubte daran. Wenn man jemandem das Leben nimmt, braucht man so einen Glauben.
Der Vertreter behielt das Automatikgewehr in der Hand, während er Wasser ließ, und sah dauernd über die Schulter zurück zu den fünf anderen Männern, die nervös auf ihn warteten. Sie hatten alle Gewehre, deswegen hielten wir uns versteckt, während wir sie verfolgten. Sie wußten, daß etwas in der Luft lag, aber sie hatten keine Ahnung, was sie erwartete.
Thorpe ist eine minimaltechnologische Gemeinschaft, weil seine Bewohner es so wollen. Früher hat es einmal Bergwerke hier gegeben und hochmoderne Verarbeitungsanlagen, mit aus dem harten Fels gesprengten Tunneln, die sich tief in den Boden senkten. Das Erz wurde ausgehauen und dann auf Schienen die Berge hinab zu den Fabriken im Vorgebirge transportiert. In den Werken wurde das Erz zu Metall verhüttet, und dann wurden daraus Bauteile geschlagen und gegossen , die mit Frachtraumschiffen ins All verschifft wurden. Als das Erz dann ausging, verschwanden auch die Fabriken und die Kombinate, die sie gebaut hatten.
Die Menschen, die hier zurückblieben, mußten sich ein neues Leben aufbauen. Heute sind wir eine Agrargesellschaft, und nichts bedeutet uns mehr als unsere Familie und unser Hof. Einen Hof kann man zur Not wiederaufbauen. Eine Familie ist etwas für immer.
In letzter Zeit, in den Jahren seit der Gründung des Rats der Planeten, sind Thorpe und ein paar der anderen Dörfer effizienter geworden und produzieren jetzt genug Weizen und Sojabohnen für einen begrenzten Handel mit den FreihändlerLandungsschiffen, die durch die Randgemeinschaft fliegen. Die meisten von ihnen haben eine Lizenz vom Rat der Planeten, die von Able's Aces gegengezeichnet ist, so wie das Kombinat, für das diese Vertreter unterwegs waren. Aber das garantiert leider nicht, daß sie allesamt gute Menschen sind.
»Mach hinne, Hackett«, rief einer der anderen Vertreter. »Wir haben nicht die ganze Nacht Zeit. Die Blödmänner in Thorpe werden uns nicht einfach hier verduften lassen, ohne zu versuchen, uns aufzuhalten.«
»Ich komm ja schon, ich komm schon«, antwortete Hackett. Er knöpfte seinen Overall zu und trabte zurück zu seinen Kumpels. »Dieses verdammte Eingeborenenbier läuft geradewegs durch einen durch.«
»Du solltest froh sein, wenn es das Bier ist«, erklärte ein anderer, als sie sich wieder in Bewegung setzten. »Und kein einheimischer Tripper von einer der Huren in Thorpe.« Sein grausames Gelächter hallte durch den Wald.
Ich griff meinen Bogen und legte einen Pfeil auf die Sehne, um den Kerl zu durchbohren. Phelyn war eine gute Freundin von mir, und die beiden anderen Mädchen kannte ich auch. Sie waren keine Huren, nur ganz normale Mädchen, die sich von den wilden Geschichten und
Weitere Kostenlose Bücher