BattleTech 50: MechWarrior Trilogie
Aufpralls schüttelte Hawke hart durch. Dann hörte sie das Warnsignal, als die Waffen des JägerMech den Quickdraw erfaßten.
Die Granaten schienen überall gleichzeitig in den zerbeulten Mech einzuschlagen. Der Quickdraw taumelte unter der Wucht des Angriffs nach hinten und verlor fast den Boden unter den Füßen. Warnlichter flammten auf, meldeten den Ausfall von Waffensystemen und interne Schäden. Der Mech starb, und Hawke wußte daß er starb. Sie feuerte mit allem, was sie noch hatte, eine Breitseite aus Lasern und Kurzstreckenraketen, die wie durch ein Wunder ihr Ziel am JägerMech fanden und dessen Ansturm so abrupt zum Stillstand brachten, als sei er gegen eine Wand gerannt.
»Heimdali, GAZ?«
»Drei Minuten siebenundzwanzig Sekunden, Laterne Eins. Halten Sie durch.«
Hawke konzentrierte sich auf ihre Atmung und schüttelte sich den Schweiß von der Stirn. Die Visierscheibe ihres Helms war immer noch blutverschmiert, aber das spielte keine Rolle mehr. Sie wußte, daß sie nicht mehr lange zu leben hatte.
Schieß schon, du Bastard, dachte sie. Sie hatte ohnehin schon alles verloren, wofür es sich zu leben gelohnt hatte. Erst Benjamin, jetzt ihre Einheit. Die Zeit zum Rückzug war vorbei. Sie änderte die Richtung und stürmte vor, schleuderte dem JägerMech jedes Quentchen Energie und Feuerkraft entgegen, das ihr zerbeulter Quickdraw noch aufbringen konnte.
Eine gespenstische Stille machte sich in ihren Gedanken breit, als sie sich in Bewegung setzte. Sie donnerte in einem schwerfälligen Trab auf den JägerMech zu, die schnellste Gangart, zu der ihr Quickdraw noch fähig war. Die beiden Mechs kollidierten. Sie fühlte eine Hitzewoge, hörte das Krachen von Explosionen. Sie erinnerte sich nicht, den Auslöser für den Schleudersitz betätigt zu haben, aber sie mußte es getan haben. Kalte Luft brach über sie herein, es klingelte ihr in den Ohren, sie fühlte sich schwerelos. Unter ihr wummerten die Detonationen.
Sie schlug hart auf. Danach versank die Welt um sie herum in stiller Dunkelheit.
3
Außerhalb Thorpes, Slewis Randgemeinschaft, Peripherie
26. Februar 3059 Aus dem Tagebuch des Harley Rassor:
Ich bin kein großer Schriftsteller. Aber nach allem, was heute Nacht und heute morgen geschehen ist, halte ich es für das Beste, wenn ich alles aufschreibe. Vielleicht hilft es mir, zu verstehen oder wenigstens halbwegs durchzublicken.
Ich bin achtzehn Jahre alt, so groß wie mein Da, mit breiten Schultern, aber hagerer Statur. Von den Holos von Mutti, die Da aufgehoben hat, weiß ich, daß ich mein schwarzes Haar, die grünen Augen und den dunklen Teint von ihr geerbt habe. Mutti ist kurz nach der Geburt meiner jüngsten Schwester Jolee gestorben. Ben war der einzige von uns, der sich wirklich an sie erinnert konnte. Er war sechs Jahre älter als ich, aber er hat weniger von ihr gesprochen als Da.
Nach dem, was heute Nacht geschehen ist, frage ich mich, was Mutti jetzt von mir denken würde.
Der Plan für die Hinrichtung stammte von Da. Wir sind keine Mörder, er nicht und ich auch nicht, genausowenig wie unsere Nachbarn. Aber er kann furchtbar wütend werden. Ich habe seinen Handrükken und seine Wut schon am eigenen Leibe zu spüren bekommen, wenn ich mich ab und an zu spät nach Hause geschleppt habe, um meine Arbeit noch anständig verrichten zu können. Normalerweise war ich dann bei Ben gewesen, meinem älteren Bruder, der sich schon aus der Fürsorge von Da entfernt hatte. Als Ben sich entschloß, mit Able's Aces abzufliegen, bekam ich es von Da um so härter. Ich glaube, er hatte Angst, daß ich auch abhauen könnte. Ich war damals siebzehn und genau in dem Alter, zu tun, was mir gefiel. Ich bin aber geblieben, weil ich wußte, daß Da mich brauchte, und ich war mir auch nicht sicher, ob ich überhaupt Bedarf nach einer weiteren Welt als Slewis oder auch nur Thorpe hatte.
Aber in manchen Nächten habe ich die Sterne rufen gehört.
Ich wünschte, ich wäre ihrem Ruf vor heute Nacht gefolgt.
Ich hatte mich im Geäst einer Cathbaal versteckt, als einer der Handelsvertreter zum Pinkeln an den Baum kam. Er blieb die ganze Zeit in Sicht seiner Freunde, und mir war klar, daß er Angst davor hatte, was im Wald ringsum auf ihn warten könnte.
Ich wußte nicht, ob er mich entdeckt hatte, deshalb zog ich nur zur Sicherheit das Jagdmesser aus der Scheide an meinem Gürtel. Ben hatte die Scheide aus Ultethleder genäht, so weich wie Seide und lautlos wie ein Windhauch. Der Händler hörte nichts, als
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