BattleTech 50: MechWarrior Trilogie
in die Luft stieg. Er hatte eine meterbreite Flügelspanne und machte gehörigen Lärm. Bis auf einen, einen Mann namens Brewster, warfen sich alle Händler auf den Boden. Ich hatte Brewster schon früher getroffen und erinnerte mich an seine Gestalt und Bewegungen. Ich beobachtete ihn, wie er geschmeidig wie Sahnebutter das Automatikgewehr hoch und herumriß.
Einen Pulsschag später explodierte der Vetchin zu einer Masse aus Federn und Blut. Ich hörte keinen Schuß, also mußte Brewster einen Schalldämpfer benutzen. Mit dem Vorteil auf seiner Seite konnte er in den Schatten des Waldes untertauchen und auf die Bauern und Hirten Jagd machen, die ihn verfolgten, um Rache für Phelyn und die anderen Mädchen zu nehmen.
Die vertraute eisige Hand der Furcht kroch über meinen Nacken und glitt mir den Rücken hinunter, als ich an die Männer dachte, die sich für dieses Unternehmen gemeldet hatten. Ich kannte sie alle, und mit den meisten war ich befreundet.
Die fünf anderen Vertreter kamen langsam und laut fluchend wieder auf die Beine. Einer von ihnen lachte.
Ich wollte gerade weitergehen, als ich einen Luftzug schräg hinter mir spürte. Ich sah über die Schulter und entdeckte meine Schwester Jolee hinter mir im Unterholz sitzen.
Sie ist blond, genau wie Ben, der unserem Vater so sehr ähnelt. Sie hat ein herzförmiges Gesicht, und aus ihren klaren blauen Augen leuchtet in aller Regel der Schalk.
»Was?« fragte ich sie.
»Sie haben den Weg verlassen«, flüsterte sie.
»Ich weiß.«
»Da will, daß du sie zum Umdrehen bringst oder wenigstens aufhältst. Er braucht noch ein paar Minuten.«
Ich wurde ärgerlich. »Hat er irgendeinen Vorschlag anzubieten, wie ich das zuwege bringen soll?«
Sie zuckte die Achseln wie nur Jolee es kann. Ich habe schon gesehen, wie sie mit ihrem Schulterzukken jungen Burschen das Herz gebrochen hat. »Er hat gemeint, das überläßt er dir. Sie warten auf der Lichtung. Wir müssen sie aufhalten, bis er soweit ist. Und sie müssen im Freien bleiben.«
»›Wir?«
»Da hat mir gesagt, ich soll bei dir bleiben. Er will kein Risiko eingehen, daß sie mich im Wald erwischen, nachdem du sie gestoppt hast.«
Das machte Sinn, aber mir war auch das Risiko klar, das damit verbunden war. Und ich war mir sicher, daß Da es ebensogut kannte. Es war eine enorme Ehre, daß er mir so vertraute und mir zutraute, auf Jolee aufzupassen. Da ist ziemlich geizig, wenn es um Lob geht, aber wenn man welches von ihm bekommt, wiegt es doppelt und dreifach.
»Okay«, sagte ich. »Aber du tust genau, was ich dir sage.«
»Sicher.«
Ich war überrascht, wie schnell sie mir zustimmte »Harley«, fügte sie leise hinzu. »Eine eigene Meinung haben bedeutet nicht, daß man blöd ist.«
»Ist klar« Der Lärm der durch das Gebüsch brechenden Vertreter erinnerte mich, daß mir die Zeit davonlief.« »Du bleibst vier Meter hinter mir, und wenn wir losrennen, halt dich im Gebüsch und nimm Kurs auf Thorpe. Ich werde direkt hinter dir sein, also keine plötzlichen Halts.«
Sie nickte, und ihre blonden Locken hüpften. Ich nickte ebenfalls, dann lief ich los, und meine langen Beine fraßen die Entfernung zu den Fremdweltlern. Ich lauschte auf Jolee und hörte sie in der vereinbarten Entfernung hinter mir.
Ich zog den Kompositbogen von der Schulter und zog drei Pfeile aus dem Köcher an meinem rechten Oberschenkel. Zwei behielt ich in der Linken, den dritten legte ich auf. Ich hielt die Sehne und die Fiederung des Pfeils locker mit drei Fingern, sobald ich sicher war, daß er sauber anlag.
Ich zielte, spannte, atmete halb aus und schickte den ersten Pfeil auf die Reise. Ich war mir ziemlich sicher, daß sie das aufhalten würde, bis Da und die anderen soweit waren.
4
Außerhalb Thorpes, Slewis Randgemeinschaft, Peripherie
25. Februar 3059 Aus dem Tagebuch des Harley Rassor:
Ich möchte nicht an einer Pfeilwunde sterben. Man verblutet langsam und schmerzhaft. Es ist kein schneller Tod.
Ich legte es nicht darauf an zu töten, ich wollte mir nur ihre Aufmerksamkeit sichern. Aber für den Vertreter, dem mein Pfeil in der Hüfte steckte, machte das wahrscheinlich keinen großen Unterschied. Er jaulte wie ein verletzter Hund. Dann riß er den Pfeil heraus. Selbst aus dieser Entfernung konnte ich sehen, daß er die Wunde dabei noch vergrößerte. Fast hätte er mir leidgetan, aber dann erinnerte ich mich daran, was sie den Mädchen angetan hatten. Meinen Freundinnen.
Brewster und die anderen waren schon in Bewegung, als
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