BattleTech 50: MechWarrior Trilogie
haben uns mitgeteilt, daß Ben fast augenblicklich tot war, genau wie der Rest der Einserkompanie. Drei Leichen, darunter Bens, waren so verkohlt, daß sie kaum noch zu identifizieren waren.
Und jetzt sitze ich hier im Schlafzimmer, in dem ich Ben zugehört habe, wie er von seinen Träumen erzählte, davon, was er alles noch sehen und erreichen wollte, und schreibe diesen Eintrag. Es gibt Nächte, die prägen das Leben eines Menschen und ändern seinen Lauf. Das hat Da mir schon immer gesagt. Jetzt verstehe ich endlich, was er gemeint hat. Heute nacht habe ich einen Menschen getötet, und ich habe erfahren, daß mein Bruder tot ist.
Ben war der Abenteurer von uns beiden, nicht ich. Ich habe schon immer die Freiheit geliebt, aber Ben lebte für eine andere Art von Freiheit als ich sie draußen in der Wildnis finde, weit weg von Thorpe, möglicherweise sogar auf anderen Welten. Ich habe auch schon an so etwas gedacht, aber nicht so wie Ben. Mir war der Wald um Thorpe immer groß genug, vollgepackt mit Abenteuer.
Aber nicht für Ben.
So leer das Zimmer war, seit er sich den Aces angeschlossen hat, es war noch nie so leer wie heute. Es hat ewig gedauert, mich zu waschen, all das Blut abzuschrubben. Nicht nur mein eigenes Blut, vor allem das des Mannes, den ich getötet habe. Meine Jagdsachen waren stellenweise stumpfbraun von eingetrocknetem Blut. Aber das war alles ohne Bedeutung. Das einzige, was irgendeine Bedeutung hatte, war Bens Tod. Ich wäre die ganze Nacht in meinem Zimmer geblieben, wenn Da mich nicht in die Küche gerufen hätte.
»Die Wunde werden wir nähen müssen.«
»Hab' ich mir schon gedacht.«
»Setz dich.« Da zog einen Stuhl neben sich vor. Ich setzte mich.
Da kramte in seinem Nähzeug. Eigentlich ist es ein Medset mit ein paar chirurgischen Instrumenten. Die Medikamente, die ursprünglich darin waren, sind längst aufgebracht, und jetzt enthält er statt dessen Salben und Tinkturen aus Thorpe und Umgebung, seit Generationen überlieferte Hausmittel. Jolee hat es Nähzeug genannt, als sie noch klein war, und irgendwie hat sich der Name gehalten.
»Bist du bereit, Junge?« fragte er.
»Warten macht es auch nicht einfacher«, gab ich zurück.
»Wir lassen uns Zeit«, äußerte Da. »Du kannst dich ausruhen, wenn es nötig wird.«
»Okay.« Ich setzte mich so bequem hin, wie es ging.
Da fädelte den dünnsten Faden in die krumme Chirurgennadel, den er hatte. »Wenn ich das dick vernähe behältst du eine böse Narbe. Das will ich nicht, nicht bei einer Wunde im Gesicht.«
»Sie ist mehr beim Haaransatz«, erwiderte ich.
»So oder so bleibt eine Narbe«, erklärte er mir. »Kein Grund, sie größer zu machen als nötig.« Für einen großen Mann konnte Da sehr zart sein, wenn es sein mußte. »Wir machen ein paar Stiche, und wenn alles gutgeht, ziehen wir die Fäden in etwa fünf Tagen wieder.«
Ich schloß die Augen, atmete aus und entspannte mich. Ich konzentrierte mich auf den Duft der Kekse im Backofen und ließ mich von ihm davontragen, um die Schmerzen zu verdrängen. Jolee backt immer, wenn sie aufgewühlt ist. Da sagt, Mutti war genauso.
Während er arbeitete, baute ich vor meinem inneren Auge die Küche auf, mit all den Kleinigkeiten, mit denen Jolee und Ben sie dekoriert haben. Jolee hat Spaß an Collagen und macht Bilder aus den verschiedensten Dingen. Ben hat gerne kleine Schnitzereien hergestellt und er war echt gut darin. Seit etwa drei Jahren hängt Jolee auch getrocknete und gepreßte Blumen hier auf. Die Blumen verleihen der Küche sanfte Farbtupfer.
Die Nadel stieß in meine Haut, und trotz der Schmerzen spürte ich, wie er den Faden durchzog. Da zog ihr durch die andere Seite der Wunde, dann benutzte er eine kleine Schere, um den Knoten zu binden, als er die beiden Wundränder zusammenzog. Die Wunde hatte schon aufgehört zu bluten, aber als er jetzt an ihr arbeitete, floß doch wieder ein wenig Blut.
»Der Tod deines Bruders stellt mich vor einige Fragen«, erklärte Da schließlich. Ich muß zugeben, ich war froh, daß er es zur Sprache brachte.
»Ja«, äußerte ich und achtete darauf, den Hals entspannt zu lassen, so daß mein Kopf im Nacken blieb und Da die Fäden verknoten konnte.
»Ich habe daran gedacht, Able eine HPG zu schikken, um Antwort zu bekommen«, sagte Da und machte einen weiteren Knoten. »Aber ich weiß nicht, inwieweit ich seinen Antworten glauben darf.«
»Kommandanthauptmann Able hat einen Ruf als fairer Mann.«
»Ja.« Da stimmte mir fast zu schnell zu.
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