BattleTech 50: MechWarrior Trilogie
kerzengerade Haltung erschien er größer. Einmal hatte Hawke ihn bei einem höllischen Feuer im Hauptquartier, das alle jungen Offiziere in Panik versetzt hatte, in die Zentrale kommen und mit einem einzigen stahlharten Blick den ganzen Raum zur Ordnung bringen sehen.
»Danke, Sir.« Sie nahm Ruhehaltung an und war froh, eine frisch gestärkte Uniform angelegt zu haben bevor sie in die Infothek der Basis gekommen war. Im Feld galt kein strenger Uniformzwang, und Offiziere trugen keine Insignien. Aber im Hauptquartier achtete Kommandanthauptmann Able streng auf die Kleiderordnung
Able's Aces verfügte über drei Bataillone und war damit faktisch ein Regiment. Die Aces hatten sogar ein eigenes Sprungschiff, das die meiste Zeit auch funktionierte, obwohl es schon Jahrhunderte alt war. Aber das Rangsystem der Einheit hatte nicht mit ihrem Wachstum Schritt gehalten, als sie sich zum stehenden Heer der Randgemeinschaft entwickelt hatte. Normalerweise wurde ein Regiment von einem Colonel geführt, aber Jerry Able hatte diesen Rang nie für sich beansprucht. Dementsprechend hätte Livia Hawke als Kommandeurin der Kompanie Eins eigentlich Hauptmannsrang haben müssen, war aber noch Oberleutnant. Sie war sich nicht sicher, ob es eine reine Förmlichkeit war, daß die Ränge in den letzten Jahren nicht angehoben worden waren, oder ob Kommandanthauptmann Able darauf bewußt verzichtet hatte, um den Sold nicht erhöhen zu müssen. Die Mittel waren schon einige Zeit recht knapp, besonders nach der jüngsten Zunahme der Piratenaktivitäten.
Able musterte die über dem Projektionstisch hängende Holovidszene. Hawke betrachtete sein von Narben und Erfahrung gezeichnetes Gesicht, konnte aber aus seinem Mienenspiel oder der Art, wie er sich die Projektion ansah, keine Rückschlüsse darauf ziehen, was in seinen Gedanken vorging.
Die Infothek unterhielt neben Trainingsprogrammen und anderen Dateien komplette Unterlagen über die Aktivitäten der Aces. Sie war Teil der Hauptquartieranlage der Einheit. In den letzten zwei Tagen hatte Hawke hier mehr Zeit verbracht als irgendwo sonst, ihr Quartier eingeschlossen.
»Die Aufzeichnungen vom Vogelsangkamm«, stellte Able leise fest, und sein Blick wanderte über die Projektion.
»Ja, Sir.« Die Daten stammten aus den GefechtsROMs, die von den Bergungsteams vom VogelsangKamm zurückgebracht worden waren. GefechtsROMs zeichneten technische Daten und Bilder der Geschütz-Kameras auf. Für Hawke waren sie eine Chance, nachzuvollziehen, wie es zu der Niederlage gekommen war, und zumindest zu versuchen, es zu verstehen.
»Glauben Sie ernsthaft, daß Sie hier irgend etwa: entdecken werden, was Sie nicht bereits wissen?«
Hawke zögerte. »Ich hatte gehofft, daß die Bilder mir helfen könnten, mich an etwas zu erinnern. Der MedTech äußerte, daß Traumata häufig zu partieller Amnesie führten, und ...«
Able sah ihr geradewegs in die Augen. Er hielt sich trotz der langen Stunden, die er bereits im Dienst war kerzengerade. Es gingen Gerüchte, daß der Kommandanthauptmann es einmal geschafft hatte, fünfzig Stunden am Stück wachzubleiben, als es darum ging, sich bei Kontraktverhandlungen gegen die einheimischen Politiker durchzusetzen. »Ihre Erinnerung ist äußerst vollständig, Oberleutnant. Ich weiß, daß es so ist, denn ich habe Ihren Bericht gelesen. Und ich habe mir die Gefechtszone selbst angesehen, nicht nur Vidbilder.«
»Ja, Sir.«
»Ihre Kompanie rückte gegen Plünderer vor, die sich als Piraten aus Morrisons Bande herausstellten, und geriet in einen Hinterhalt. Der Gegner griff aus erhöhter Position und verschiedenen Richtungen zugleich an so daß er Ihre Einheit innerhalb einer Minute aufbrechen konnte. Es war ein Hinterhalt, Hawke. Gut geplant gut vorbereitet, gut durchgeführt. Gleichgültig, wie Sie es analysieren, Sie haben verloren. Wir haben verloren.« Ables Stimme war nüchtern und enthielt keine Spur von Vorwurf. »In Wahrheit können Sie von Glück sagen, daß Sie es überlebt haben, besonders angesichts der Verletzungen, die Sie erlitten haben.«
Er hatte recht. Sie hatte sich den linken Unterarm gebrochen und reichlich Brandwunden, Abschürfungen und Prellungen erlitten, die medizinisch hatten versorgt werden müssen. Wie viele Schnittwunden an ihrem Körper verarztet worden waren, konnte sie selbst nicht sagen.
»Die anderen nicht.«
»Richtig, aber das ist nicht Ihr Fehler. Hätten Sie angesichts dessen, was Sie zu jenem Zeitpunkt wußten, irgend etwas anders
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