BattleTech 50: MechWarrior Trilogie
Urteil fälle. Das einzige, worum es mir geht, ist die Wahrheit. Mehr verlangt meine Familie nicht.«
»Wenn Sie Schuld zuweisen wollen, dann bin ich verantwortlich für Benjamins Tod. Ich hatte an jenem Tag den Befehl über die Kompanie. Ich habe die Befehle erteilt.«
»Und mein Bruder ist gestorben.«
»Wenn ich Ihnen sagen würde, daß ich sie nicht absichtlich in einen Hinterhalt befohlen habe, würden Sie mir glauben, Schütze?« Sie beugte sich vor und stützte die Ellbogen auf den Tisch.
»Sie können sagen, was immer Sie wollen, Ma'am. Wie ich Ihnen gerade erklärt habe, interessiert mich nur die Wahrheit.«
Hawke erkannte, daß sie gegen eine Wand redete. Sie war sich nicht sicher, was für einen MechKrieger Harley abgeben würde, aber sie mußte Regeln für ihn aufstellen. Sie hätte eine Rüge geradezu eingeladen, hätte sie darauf verzichtet.
»Na schön, Schütze Rassor. Sie haben sich einiges aufgebürdet. Sie trauen mir nicht, und sie mögen mich nicht. Damit kann ich fertigwerden. Schon mancher gute Soldat hat unter mir gedient, obwohl er mich nicht ausstehen konnte. Aber keiner hat es dermaßen zur Schau gestellt. Wenn Sie mich hassen wollen, dann hassen Sie mich, aber dann gefälligst in Ihrer Freizeit. Wenn ich anwesend bin, werden Sie mich mit dem Respekt behandeln, den Sie meinem Rang schulden. Das heißt, Sie werden mich ansehen, wenn Sie mit mir reden, und Sie werden sich Ihre Aufmüpfigkeit verkneifen.«
Harley nickte einmal langsam. »Ja, Ma'am. Respekt. Ja, Ma'am.«
Sie stand auf, ohne den Blick von ihm zu nehmen. »Ihr Bruder hat mir auf eine Weise vertraut, die Sie nie verstehen werden, Schütze. Das war eine Sache zwischen uns. Im Laufe der Zeit werden Sie lernen müssen, mir ebenfalls zu vertrauen. Ich bin Ihre befehlshabende Offizierin, aber ich weiß, daß ich Ihnen das nicht befehlen kann. Es ist etwas, das Sie selbst erreichen müssen, wenn Sie unter mir dienen wollen.«
»Wenn Sie es sagen, Ma'am.« Harley stand ebenfalls auf und riß die Hand zu einem schnellen Salut hoch.
Hawke entließ ihn, aber sie war alles andere als zufrieden damit, wie sich die Dinge entwickelten.
Zehn Stunden später trat sie auf die Brücke der General Gordon, einen Becher Kaffee in der Hand. Tagar Edelstein, der Skipper des Schiffs, hatte sie gerufen. Gunney Coombs war ebenfalls da und rieb sich den Schlaf aus den Augen. Es war spät, sehr spät sogar. Das konnte nur bedeuten, daß etwas vorlag, das nicht warten konnte.
Kapitän Edelstem befehligte die General Gordon schon, seit sein Vater vor zwanzig Jahren in Pension gegangen war. Mehr noch, seit das Schiff vor Jahrhunderten vom Stapel gelaufen war, hatte es immer ein Edelstein kommandiert. Dieser wirkte trübsinnig und reichlich phlegmatisch, aber Kommandanthauptmann Able vertraute ihm, und das genügte Hawke. Außerdem schaffte er es, das Jahrhunderte alte Landungsschiff in Betrieb zu halten, was mehr war, als sie von anderen Skippern sagen konnte, denen sie in ihrer Laufbahn schon begegnet war.
»Ich nehme an, Sie haben einen guten Grund, uns aus den Federn zu holen, Skipper?« fragte sie.
»Tut mir leid wegen der Uhrzeit, aber das ist Standardverfahren für einen Fall wie diesen.«
»Einen Fall wie welchen,' Kapitän?«
»Vor zwanzig Minuten haben wir die Verbindung zum primären Kommunikationssatelliten verloren, der Funksignale an anfliegende Raumschiffe weiterleitet. Wir haben auf den Reservesatelliten umgeschaltet. Der funktionierte fünf Minuten, dann war er auch weg.«
»Irgendwelche Satelliten fallen ständig aus«, stellte Coombs fest.
»Stimmt. Aber wir haben die Langstreckenoptik eingesetzt. Die Satelliten sind nicht mehr da.«
Hawke verstand sofort. »Satelliten verschwinden nicht einfach.«
Coombs runzelte besorgt die Stirn. »Wir haben Gesellschaft.«
Edelstein nickte. »Wegen einer einfachen Fehlfunktion hätte ich Sie nicht geweckt. Aber wenn beide Satelliten plötzlich verschwinden, ist die einzige vernünftige Erklärung, daß sie jemand abgeschossen hat.«
»Wie weit sind wir noch entfernt?« fragte Hawke.
»Dreiundvierzig Stunden«, erwiderte der Kapitän. »Wenn Sie einen schnelleren Rücksturz wollen, kann ich die Bremsphase verzögern. Dadurch werden wir die letzten paar Stunden mehrere G aushalten müssen, aber wir kommen ein paar Stunden früher an.«
Hawke nickte. »Machen Sie's.«
»Was ist mit den Händlern?« fragte Coombs.
»Wir behalten sie lieber in der Nähe, für den Fall, daß es Ärger gibt. Sie setzen zeitgleich
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