BattleTech 50: MechWarrior Trilogie
ihren Leuten zirkulierten Gerüchte, daß die geheimnisvollen BattleMechs, die ihre Rebellen attackierten, gar keine echten Mechs waren, sondern Gespenster aus einer Legende der Einheimischen über ein »Väterchen Frost«. MechKrieger waren an sich schon eine abergläubische Bande, und Raumpiraten erst recht. Manche von ihnen glaubten allen Ernstes, Kore sei verflucht oder von Gespenstern befallen oder was auch immer, und wollten so schnell wie möglich wieder abfliegen. Ryan hielt von derartigem Schwachsinn überhaupt nichts, aber sie war auf ihre Männer angewiesen. Je länger diese Sache dauerte, um so weiter würden diese Gerüchte und Horrorgeschichten ausufern, und um so mehr würden die Männer sich gegen eine Aufgabe sträuben, in der sie ohnehin keinen Sinn erkennen konnten. Möglicherweise würde sie sogar gezwungen sein, ihnen den wahren Grund zu verraten, aus dem sie nach Kore gekommen waren. Die Verlockung des möglichen Gewinns konnte vielleicht etwas von der Unzufriedenheit in den Reihen der Truppen ersticken.
Was sie jetzt brauchte, war schnelles und entschlossenes Handeln, eine Aktion, mit der sie das Unternehmen zurück in sichere Bahnen brachte und ihre Leute davon überzeugte, daß sie selbst mit »Väterchen Frost« fertigwurde. Als es an der Tür klopfte, lächelte Ryan und setzte sich auf.
»Herein.«
Lon Volker betrat den Raum, gefolgt von einer bewaffneten Wache. Volker trug Zivilkleidung, hatte es aber geschafft, sich ein präsentables Aussehen zu bewahren. Sein blonder Bart war perfekt gestutzt, und er wirkte sauberer als sein Bewacher. Auf Ryans Befehl hatten die Piraten den Gefangenen Zugang zu den sanitären Einrichtungen gewährt. Sie wollte den Eindruck fördern, daß die Koren durch Zusammenarbeit ihr Leben retten konnten.
Sie nickte der Wache zu. »Warte draußen und sorg dafür, daß wir nicht gestört werden.« Der Mann nickte und zog sich zurück. Die Tür zog er hinter sich ins Schloß.
Volker beobachtete Ryan mißtrauisch, als sie auf den Lehnstuhl neben dem Tisch deutete.
»Setz dich«, forderte sie ihn auf. Kurz zuckte Trotz durch den Blick des Koren, aber dann ging er zum Tisch und setzte sich. Dabei umklammerte er mit den Händen die Armlehnen des Stuhls.
»Du wolltest eine Gelegenheit, mir deinen Wert zu beweisen«, stellte sie fest. »Jetzt hast du sie.«
»Was wollen Sie?« fragte Volker.
»Informationen«, meinte Ryan. »Erzähl mir von dem MechKrieger, der den Thorn gesteuert hat.«
Volker zog überrascht die Stirn kraus. »Kintaro? Warum?«
»Weil ich dich höflich darum gebeten habe«, erwiderte sie mit gefährlich leiser Stimme. »Zwinge mich nicht, die Bitte zu wiederholen.«
Volker schluckte und senkte den Blick, dann sah er wieder zu Ryan hoch. »Er war noch ein Kind. Er hat vor zehn Jahren als Anwärter angefangen. Der Oberleutnant und Krenner haben ihn seiner Mutter wegen gefördert. Sie war die Kommandeurin unserer Einheit, bis sie vor zehn Jahren im Kampf gegen die Clans gefallen ist.«
»Wie gut ist er als Pilot?«
»Nicht so gut wie ich«, erklärte Volker und wagte ein Lächeln. Dann meinte er in nüchternerem Ton: »Er war ganz gut, schätze ich. Bei den Manöverübungen und im Simulator hat er sich ganz ordentlich gehalten, aber er hatte noch keinen echten Kampf mitgemacht.«
Jetzt war es an Ryan, zu lächeln. »Genausowenig wie du bis vor ein paar Tagen, Mech-Boy. War er für alle Mechs der Einheit qualifiziert?«
»Ja, das waren wir alle. Für verschiedene Klassen und Modelle ausgebildet. Krenner legte Wert darauf, daß wir uns mit allen Mechs auskannten, die wir hatten, und wußten, wie wir damit umzugehen hatten, von innen und von außen.«
»Wie steht es mit ClanMechs?«
»ClanMechs?« fragte Volker zurück. »Na, wir haben im Simulator gegen eine Menge ClanMechs gekämpft. Die Programme basierten auf Daten, die die Sturmreiter vom VerCom-Militär hatten. Ich weiß aber nicht, wie akkurat die waren.«
»Könnte Kintaro einen ClanMech steuern?«
Volker runzelte nachdenklich die Stirn. »Schätze schon. Ich meine, Mech ist Mech. Ich weiß, daß ich einen steuern könnte, also könnte Kintaro das möglicherweise auch schaffen, nehme ich an.«
Ryan stand auf und wanderte zu einem kleinen Tisch hinüber, wo sie ein Centurion Modell aufhob und langsam in den Händen drehte.
Volker drehte den Kopf zu ihr um. »Warum all die Fragen über Kintaro? Wozu das? Er ist tot.«
»Da bin ich mir nicht so sicher«, stellte Ryan fest, mehr zu sich selbst als für
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