BattleTech 50: MechWarrior Trilogie
Kontrollkonsole der Simulatoren, deren Monitore neben einer Gesamtansicht des Schlachtfelds den Blickwinkel des Piloten zeigten.
»Chef?« Es dauerte eine Sekunde, bis Kintaro sich umdrehte. Er war es sichtlich nicht gewohnt, mit »Chef« angesprochen zu werden. »Glauben Sie wirklich, daß wir gegen Ryans Rebellen eine Chance haben?« fragte sie. Er sah sie lange an, so, als versuche er, sich eine Antwort zu überlegen.
»Wenn ich das nicht täte, Laura«, meinte er schließlich, »könnten wir uns das alles sparen.« Es war das erste Mal, daß er Lauras Vornamen benutzt hatte. Kintaro wandte sich wieder der Konsole zu, und sie beobachtete ihn eine Weile und fragte sie, wieso sie ihn so lange gar nicht richtig zur Kenntnis nehmen konnte.
Dann fühlte sie sich plötzlich ein wenig schuldig und senkte den Blick. Was würde Lon davon halten, daß ich Sturm Kintaro abchecke? fragte sie sich. Wahrscheinlich nicht viel. Er mag Kintaro nicht, aber ich bin schließlich nicht sein Eigentum. Es ist ja nicht, als hätten wir was Ernstes miteinander. Trotzdem hatte sie Schuldgefühle. Seit sie aus der Basis geflohen waren und für den Kampf gegen die Piraten trainierten, hatte sie von Volker kaum etwas gesehen. Natürlich waren sie beide sehr beschäftigt, aber das allein war es nicht. Volker schien abwesend, mit seinen eigenen Problemen beschäftigt, und zog es vor, allein zu sein. Bei den wenigen Gelegenheiten, zu denen sie versucht hatte, mit ihm darüber zu reden, hatte er sie abblitzen lassen.
Sie wußte, daß es ihm schwerfiel, Kintaro als Kommandeur zu akzeptieren. Lon hielt sich für erfahrener als Sturm, und es gefiel ihm nicht, Befehle von einem »Kind« anzunehmen, das jünger war als er, wenn auch nur um rund ein Jahr. Sie fragte sich, ob es etwas damit zu tun hatte, daß Lon Volker von Ryans Rebellen gefangengenommen worden war, während Sturm entkommen konnte. Jedenfalls hielt er Sturms Entdeckung des Mechdepots für »blindes Glück«.
Sie sah zur Wanduhr und stellte fest, daß sie noch fast eine Stunde Zeit bis zur nächsten Simulatorsitzung mit der Lady Fuchs hatte. Sie entschied, nach Volker zu sehen. Vielleicht brauchte er jemanden, mit dem er reden konnte, und sie war ohnehin zu aufgedreht, um sich zu entspannen. Vielleicht ist Volker auch in der Stimmung für eine kleine gemeinsame Entspannung, dachte sie und grinste verschmitzt.
Ihn zu finden, erwies sich allerdings als schwieriger als erwartet. Obwohl alle Lanciers doppelt damit belastet waren, die Systeme Shangri-Las und der Mechs zu erkunden und für den Angriff auf die Rebellen zu trainieren, schien es Volker irgendwie gelegentlich zu gelingen, sich zu verdrücken. Wahrscheinlich, weil er nicht so viel Trainingszeit brauchte wie die neuen Rekruten und auch kein Tech oder Schütze Arsch war, sondern ein MechKrieger. Das lieferte ihm zusätzlichen Spielraum, obwohl ziemlich deutlich war, daß Kintaro und Krenner Volkers Haltung auf die Nerven ging.
Sie ging in sein Quartier, und als sie ihn dort nicht fand, versuchte sie es mit gleichem Mißerfolg in der Messe. Erst als sie sich entschied, zurück zum Mechhangar zu gehen, begegnete sie ihm auf dem Gang.
»He, Lon«, begrüßte sie ihn mit einem Lächeln. »Ich hab' dich gesucht.«
Er erwiderte das Lächeln und zuckte die Achseln. »Ich war die ganze Zeit hier. Ich habe mir nur ein paar der Systeme an Cerberus angesehen.« Das war der Name, den er dem Hellhound gegeben hatte. Kintaro hatte ihn Volker überlassen, weil er mit fünfzig Tonnen der zweitschwerste Mech des Sterns war, nur fünf Tonnen leichter als der Goshawk. »Er ist entschieden besser als mein alter Panther. Ich hoffe nur, wir bekommen eine Chance, diese Mechs zu behalten.«
»Du glaubst nicht, daß wir mit Ryans Rebellen fertigwerden?« In Lauras Stimme schwang eine Spur von Zurechtweisung mit.
»Ernsthaft? Denk doch mal nach, Laurie. Ich meine, ehrlich. Klar, wir haben mehr Tonnage als sie, aber nur gerade mal zehn Tonnen. Zehn Tonnen. Verglichen damit, daß wir nur zwei erfahrene MechKrieger gegen deren vier haben, sieht das nicht so toll aus. Unser Sonnenscheinchen Kintaro mag vielleicht glauben, diese ClanMechs würden uns stark genug machen, es mit jedem aufzunehmen, aber da hat er sich gehörig geschnitten. Er will hier den großen Helden spielen und angeprescht kommen, um die Welt zu retten. Das einzige, was er erreichen wird, ist, uns alle umzubringen, wenn er nicht besser aufpaßt.«
»Und was willst du, Lon?« fragte sie.
»Ich?
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