BattleTech 53: Der Weg des Ruhms
Draconis-Kombinat
21. August 3062
Eine leichte Brise strich durch die Baumwipfel, als der Elementar aus dem Kreis der Gleichen trat. Er hatte seinen letzten Gegner bezwungen und die erste Phase auf dem Weg zum Titel des Eidmeisters bewältigt. Eine derartige Leistung war bewundernswert
- genug, ihm ein oder zwei Zeilen in der Erinnerung zu sichern -, und die Menge hätte einen Krieger solchen Könnens mit Stolz vorbeigehen sehen müssen. Aber stattdessen ruhten alle Augen auf seinem letzten Gegner, Minoru Novakatze, der gerade wieder auf die Beine kam. Falls der Elementar im Forum des Gesetzes scheiterte, würde der schwer angeschlagene, aber noch wache Minoru, erst vor kurzem als Krieger in den Clan aufgenommen, als Nächster zur Prüfung antreten. Hinter Minoru lagen die anderen besiegten Krieger. Die meisten von ihnen waren noch bewusstlos.
Die Menge war mucksmäuschenstill. Das einzige Geräusch war das schwere Atmen der beiden blutenden Krieger.
Angewidert von dem Spektakel hatte Zane nur einen Gedanken: Weg von hier, so schnell die Füße ihn trugen. Es war ihm gleichgültig, dass Minoru sich im Kreis der Gleichen als Krieger von überragenden Qualitäten erwiesen hatte. Er sah nur, dass eine drekkige Sphären-Freigeburt einen gewaltigen Schritt näher daran war, sein Eidmeister zu werden.
Minoru hatte bis auf diesen letzten Elementar alle Kontrahenten dominiert, teilweise mehrere Angreifer gleichzeitig mit einer Schnelligkeit und Kraft abgewehrt, die übermenschlich schien. Alle ClanKrieger waren in den verschiedensten Kampfsportarten ausgebildet, aber Zane hatte noch nie jemanden die fliegenden Tritte, vernichtenden Schläge und explosiven Blocks auf eine solche Weise ausführen sehen. Er konnte einen widerwilligen Respekt nicht unterdrükken, aber der ging schnell in der Empörung unter.
Nur Clan Wolf hatte jemals einem Krieger aus der Inneren Sphäre gestattet, einen hohen Rang in der Clanhierarchie zu erreichen, und jeder wusste, welche Folgen das gehabt hatte. Die Wölfe hatten zu Beginn der Invasion Phelan Kell als Leibeigenen genommen, ihn später als Krieger adoptiert und ihm sogar gestattet, zum saKhan des Clans aufzusteigen. Wenig später waren die Wölfe zerbrochen. Eine Seite des Clans war abgezogen, um sich auf die Seite der Inneren Sphäre zu schlagen, während die andere gezwungen war, sich mit ihren verhasstesten Gegnern zu verbünden, nur um zu überleben.
Zane ertrug es nicht, dass die Novakatzen denselben Weg eingeschlagen zu haben schienen. Als er sich einen Weg durch die Menge bahnte, sah er andere, die nicht weniger wütend wirkten, aber auf die meisten traf das nicht zu. Hunderte hatten heute zugesehen, und kaum jemand hatte protestiert. Wie konnten seine Eidgeschwister so blind sein?
Zane rannte auf das Tor in der den SichtweisenPark einschließenden Mauer zu. Er wollte nur noch dieser Travestie aller Clan-Traditionen entkommen. Minuten später hatte er den Park hinter sich gelassen und den Asphalt des Rosse-Raumhafens erreicht.
In diesem Augenblick wurde Zane eines klar. Wenn er davon ausgehen musste, dass Minoru der Eidmeister sein würde, der am Ende seines Visionsrituals wartete, um ihm bei der Interpretation zu helfen, würde er sich niemals dazu überwinden können. Er musste das Ritual jetzt oder nie durchführen. Und er brauchte eine Vision. Alles, was die Novakatzen einst ausgemacht hatte, zerfiel um ihn herum zu Trümmern. Nur eine Vision konnte ihm die Kraft geben weiterzumachen. Ohne eine innere Leitschnur würde auch er vom rechten Weg abkommen.
Er würde einen Flug zurück zum Hauptquartier von Galaxis Alpha nehmen, wo seine Ausrüstung verstaut war, und losziehen. Das Wichtigste war in diesem Augenblick die geistige und spirituelle Vorbereitung auf die bevorstehende Prüfung.
Er war erschöpft bis über alle Vorstellung hinaus. Seine Muskeln waren unkontrollierbar verkrampft. Zane hing an der Bergwand, der rechte Fuß hatte kaum nennenswerten Halt auf einem winzigen Felsvorsprung. Der eisige Wind heulte und peitschte ihm übers Gesicht, als er das Gewicht geringfügig verlagerte, um die Last vom Fuß zu nehmen. Er lehnte den Kopf an die Felswand und fühlte seine Gedanken abschweifen ... ein sicheres Zeichen, dass die sechsundfünfzig Stunden ohne Schlaf Wirkung zeigten. Wie schon einige Male in den letzten vier Stunden sah Zane nach unten. Er wusste, dass dieser Anblick genug Adrenalin in den Kreislauf pumpen würde, um ihn wieder klar werden zu lassen.
Unter
Weitere Kostenlose Bücher