BattleTech 53: Der Weg des Ruhms
brannte ihm in den Augen - und Tränen liefen ihm übers Gesicht. Doch er weigerte sich, die Augen zu schließen.
Minuten vergingen. Die einzigen Geräusche waren das Knistern des Feuers und das Peitschen des Windes. Ohne einen bewussten Gedanken hob Zane das Metallstück auf, das er von Yoshios Bishamon eingesammelt hatte. Er hielt es in der Hand, ließ sich von ihm zurück zu den begeisternden Augenblicken tragen, als er den Mann, den er als erbitterten Feind betrachtete, ausmanövriert und niedergekämpft hatte. Er hielt das Vinier über das Feuer, streckte die Hand bis an den Rand der Flammen, dann ließ er es in die Glut fallen. Er verbrannte sich die Hand, möglicherweise schwer, aber Zane bemerkte es kaum. Er war von derartigen körperlichen Empfindungen bereits zu weit entfernt.
Die Zeit verging. Ob Minuten oder Stunden, konnte Zane später nie sagen. Jetzt hielt er ein anderes Vinier, einen Schulteraufnäher mit dem gelbroten Sonnenabzeichen eines NovakatzenGalaxiscommanders. Zane hatte ihn von der Uniform Tol Losseys, des Kommandeurs der Galaxis Rho, geschnitten, nachdem er ihn auf Bärentatze hatte sterben sehen. Mit dem Schwur, so etwas nie wieder zuzulassen, hatte er den Aufnäher als Vinier mitgenommen. Wieder streckte er die Hand ins Feuer und ließ den Aufnäher auf das Panzerstück fallen.
Im Gegensatz zu der Metallkeramik, die noch keine Reaktion auf die Hitze zeigte, ging der Aufnäher sofort in Flammen auf. Zane spürte nichts, als die Haut seines Handtellers Blasen warf und das Feuer die Härchen auf Handrücken und Unterarm abbrannte.
Leise singend rezitierte er ein paar Zeilen Sandra Rosses aus den Sichtweisen:
Weit geschlossenen Augen Gewähren Flammen Sicht Visionen öffnen sich In gereinigten Seelen
Während er leise vor sich hin sang, formte sich in den tanzenden Flammen ein Bild. Er versuchte nicht, es zu forcieren. Das hätte es möglicherweise vertrieben. Stattdessen wartete er, offen für was auch immer jetzt kam. In den Hitzeschlieren des Feuers erschien allmählich ein granatroter Drache. Hinter ihm konnte Zane etwas ausmachen, das wie eine Novakatze aussah.
Mehrere Sekunden blieb das Bild unverändert. Dann nahm ein zweiter Drache Gestalt an, identisch mit dem Ersten - bis auf die ebenholzschwarze Farbe. Der granatrote Drache bewegte sich in den Flammen hin und her, so als wisse er um die Gegenwart des Ebenholzdrachen, könnte ihn aber nicht finden. Einige lange Sekunden regte der schwarze Drache sich nicht. Dann sprang er mit erschreckender Geschwindigkeit. Aber er sprang nicht den Granatdrachen an! Stattdessen flog er aus Zanes Sichtfeld. Einen Augenblick später schoss eine verschwommene weiße Gestalt mit einer Fahne, auf der ein Hundekopf prangte, zurück ins Feuer und packte den roten Drachen und die Novakatze. Blut spritzte in alle Richtungen.
Die Vision löste sich in einem Funkenregen auf, als der Reisigstoß zusammenbrach. Zane kippte nach vorne und fiel auf die Hände, als seine körperlichen Empfindungen in einer gewaltigen Flutwelle zurückkehrten: Hunger, Müdigkeit, Erschöpfung, Schmerzen von der versengten Hand. Er rang nach Luft, wurde sich plötzlich bewusst, dass er seit einiger Zeit den Atem angehalten hatte. Über allem aber lag die Frage: Was war das? Es war keinesfalls das gewesen, was er erwartet hatte. War das auf der Fahne ein Wolfskopf gewesen? Was hatten die Wölfe damit zu tun?
Er hörte leise Schritte hinter sich und wurde wütend, dass jemand es wagte, den heiligsten Augenblick seines Lebens zu stören.
Dann wurde ihm klar, dass er unterbewusst schon vor einer Weile das Schlagen von Hubschrauberblättern gehört hatte, das Geräusch aber nicht zu ihm durchgedrungen war. Zane bereitete sich auf eine weitere Vision vor, einen Anblick, den er aber gar nicht herbeiwünschte. Langsam hob er den Kopf.
Auf der anderen Seite des Lagerfeuers, in Ledermontur, die heilige Maske aufgesetzt, deren Lackbemalung den Kopf einer trotzig brüllenden Novakatze zeigte, stand Minoru.
Während der langen Kletterpartie den Berg hinauf hatte Zane gewusst, dass er darauf vorbereitet sein musste, aber er hatte sich nicht gestattet, daran zu denken. Er wusste, der Eidmeister würde ihn aufsuchen, um ihm bei der Interpretation seiner Vision zu helfen, und der neue Eidmeister würde möglicherweise keine echte Novakatze sein. Auch wenn Zane selbst gesehen hatte, wie Minoru sich als Krieger erwiesen hatte, und er sicher war, dass Biccon Winters niemals ihr Amt an einen
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