BattleTech 53: Der Weg des Ruhms
ihm fiel der Fels fast einen Kilometer senkrecht ab, eine Steilklippe, die so glatt schien wie die Oberfläche eines spiegelnden Sees. Und dort unten, jenseits der glasigen Oberfläche, brach der Berg in einer weiteren Achtzig-Grad-Neigung weiter ab, zu zerklüfteten Felsen und tückischen Couloirs.
Auf dieser Höhe hatte Zane einen unvergleichlichen Ausblick auf die unter ihm liegende Welt. Keine Wolke behinderte den Blick auf das Gebirge, das Vorgebirge und die endlos wogenden Hügel, die er vor zwei Tagen durchquert hatte. Er konnte selbst Neu-Barcella und den Rosse-Raumhafen sehen, beides mehr als hundert Kilometer entfernt.
Nachdem er seine Ausrüstung hastig eingesammelt und seine Abreise gemeldet hatte, war er fast zwei Tage unterwegs gewesen, um den Fuß dieses Berges zu erreichen, den die Einheimischen Tengoku nannten. Zane hatte gehört, der Name bedeute Himmel, und er verstand, warum. Sein Gipfel lag auf einer unfassbaren Höhe von 9,7 Kilometern, in der Stratosphäre Ireces. Obwohl er nur einen kleinen Teil dieser gewaltigen Höhe bezwungen hatte, war er stolz auf seine Leistung. Vorausgesetzt, hieß das, er schaffte auch den Rest des Weges. Er sah hoch und schätzte, dass er nur noch wenige Meter zu klettern brauchte, um das schmale Plateau dieser Wand zu erreichen.
Er war zwei ganze Tage geklettert und hatte nur nachts ein paar Stunden Halt gemacht, um sich auszuruhen ... aber ohne zu schlafen. Außerdem fastete er, auch wenn er auf halber Strecke hatte einsehen müssen, dass er Flüssigkeit brauchte, wenn er überleben wollte. Und auf dieser Klettertour zu sterben, gehörte nicht zum Plan.
Er studierte die Felswand und suchte nach der besten Stelle für die nächste Sicherung. Mit einer Hand hängte er einen Karabiner in die Öse des Kletterhakens. Mit der anderen bediente er den elektrischen Hammer, um den Haken in den Fels zu versenken. Er bevorzugte das unmittelbare Gefühl der Kraftanstrengung, wenn er die Haken selbst mit dem Hammer in die Wand trieb. Auf halber Höhe aber war ihm keine andere Wahl mehr geblieben, als auf das Pneumatikgerät umzusteigen.
Er hängte es zurück an den Haken des Klettergurts, dann tastete er nach den Karabinerhaken. Er nahm eines der länglichen Metallteile vom Gurt und schob das Seil durch den Schnapper an dessen Seite. Er klinkte den Sicherheitshaken in den Karabiner und schraubte den Verschlussmechanismus fest, der den Schnapper sicherte. Mit mehrmaligem festem Zerren am Seil vergewisserte er sich halbwegs, dass es gut befestigt war.
Angst vor einem Ausrüstungsfehler brauchte er keine zu haben. Nur ein Fehler in der Wahl der Stelle, an der er die Kletterhaken in die Wand trieb, konnte katastrophale Folgen haben. Karabiner- und Sicherheitshaken bestanden aus Alufibrit, demselben Material, aus dem auch Clan-Omnijäger gebaut wurden. Es war extrem leicht und in der Lage, den enormen Fliehkraftbelastungen standzuhalten, denen ein Luft/Raumjäger im Kampf ausgesetzt war. Zane hatte keinen Zweifel, dass sie sein vergleichsweise geringes Gewicht tragen konnten. Für die meisten Clanner wäre es undenkbar gewesen, ein so teures Material für eine Kletterausrüstung zu verwenden, eine Verschwendung kostbarer Rohstoffe. Aber Zane war seit Jahren klar gewesen: Wenn er irgendwann soweit war, das Visionsritual zu beginnen, käme seine Leidenschaft fürs Bergsteigen ins Spiel.
Was das Seil betraf, hatte er noch nie davon gehört, dass ein Seil dieses Typs unter Belastung gerissen wäre. Es war zwar nur wenige Millimeter dick, aber der Kern bestand aus mehreren tausend Alufribritdrähten, jeder nur einen Bruchteil so dick wie ein Menschenhaar. Umhüllt war dieser Kern von einem Mantel aus Myonylon, einem Polymer, bei dessen Herstellung das Nylon mit mikroskopisch kleinen Myomerfasern durchsetzt wurde. Ursprünglich hatte Clan Goliathskorpion dieses Seil zum Einsatz bei der Ausbeutung der gewaltigen Mineralvorkommen der riesigen Hochgebirge Dagdas entwickelt. Diese Expeditionen hatten nahezu unzerstörbares Material erfordert, und die Wissenschaftlerkaste der Skorpione hatte es geliefert.
Nachdem er sich lange genug ausgeruht hatte, um die zuckenden Muskeln wieder halbwegs unter Kontrolle zu bringen, ignorierte Zane den nach seinem Leben heulenden Wind und suchte nach der nächsten Möglichkeit, die Hand zu platzieren, dann den Fuß, die Hand, den Fuß, und immer so weiter. Wie der Kampf erforderte auch das Bergsteigen eine Kombination aus Voraussicht und intensiver
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