BattleTech 53: Der Weg des Ruhms
Landungsschiffen hatte sie kurzen Prozess gemacht, und sie waren davongestoben wie Sprotten vor einem Wal.
Dann war der zweite Schrecken des Tages über dem Horizont Alshains in Sicht gekommen. In ihrem Abwurfkokon hatte Jennifer zusammen mit den anderen Bataillonsführern die Kamerabilder der angreifenden Landungsschiffe gesehen. Die Vergrößerung hatte einen Anblick auf ihren Sichtschirm gespeist, wie sie ihn nie zuvor gesehen hatte, und eine volle Minute hatte Totenstille auf der Kommleitung geherrscht. Nur das gedämpfte Wummern auftreffender feindlicher Schüsse und das Donnern der Bordgeschütze ihres Landungsschiffs hatte die Stille unterbrochen.
Über Alshain hing eine Raumwerft, die wenige Jahre zuvor noch nicht existiert hatte. Die riesige Anlage erreichte locker die Größe der draconischen Wakazashi-Raumwerft über Chatham. Aber weniger die Größe der Werft machte die Invasoren sprachlos, als das in der offenen Dockanlage - die sich über die ganze Länge der Werft erstreckte - liegende Schiff.
Das offene Metallgerüst des Docks wirkte wie der Brutkasten eines monströsen mechanischen Ungeheuers, jede einzelne Rippe dicker als der Größte der anfliegenden Luft/Raumjäger, teilweise sogar dicker als ein Landungsschiff. Die draconischen Krieger hatten einen ungehinderten Blick auf das größte Kriegsschiff, das die menschliche Spezies je gebaut hatte. Es hatte Gerüchte und Spekulationen über die Leviathan Klasse gegeben, von der angeblich nur zwei Schiffe existierten. Das Schiff sollte eine Länge von unfassbaren eins komma sechs Kilometern haben. Noch erschreckender war seine Masse. Die ISA war nicht in der Lage gewesen, vollständige Daten zu beschaffen, aber es hieß, der Leviathan habe eine Masse von fast zwei komma vier Millionen Tonnen. Nur waren dies alles jetzt keine Gerüchte mehr. Das hier war eine Tatsache.
Jennifer hatte wie betäubt auf den Raumgiganten gestarrt und versucht, den fantastischen technologischen Vorsprung und die militärischen Möglichkeiten eines derartigen Schiffes zu fassen. Die Tatsumaki Klasse, der Stolz der draconischen Flotte, schrumpfte im Vergleich zur Bedeutungslosigkeit.
Was die tranceartige Ehrfucht der Bataillonsführer schließlich beendet hatte, war die Feststellung, dass an der sichtbaren Seite des Raumschiffskolosses riesige Teile der Panzerung fehlten und den Blick ins höhlenartige Innenleben des Schiffes freigaben - und die plötzliche Erleichterung, dass dieses Schiff nicht gegen sie zum Einsatz käme. Warum ein so neues Schiff nach so kurzer Zeit bereits eine so tiefgreifende Reparatur benötigte, war Jennifer völlig unerklärlich.
Dann hatte ein anderes Kriegsschiff den Blick auf die Raumwerft blockiert, ein Schiff, das sehr viel näher war und sich mit hoher Geschwindigkeit den draconischen Angreifern näherte. Die Letzte Träne des Drachen drehte auf den anfliegenden Gegner zu und schob sich zwischen das näher kommende ClanSchiff und die Landungsschiffe der Rächer.
Jennifer war das Herz in die Hose gerutscht, als der Kapitän des Landungsschiffes das sich nähernde Kriegsschiff vergrößert hatte. Im Gegensatz zu dem Leviathan, den bis zu diesem Zeitpunkt niemand im Kombinat zu Gesicht bekommen hatte, war dieses Schiff bekannt. Das Schlachtschiff der Nightlord Klasse war mehr als doppelt so groß wie die Tatsumaki Klasse, und für Jennifer stand der Ausgang dieses Gefechts fest. Sie hatte nur beten können, dass das Opfer der Letzte Träne des Drachen den Landungsschiffen die letzten Minuten erkaufen würde, die sie für den Gefechtsabwurf brauchten.
Die 15. Rächer hatten die Abwurfzone zuerst erreicht und begonnen, so schnell wie möglich ihre Mechkokons auszuschleusen. Genau drei Minuten später hatte Jennifers 14. Regiment den Abwurf gestartet. Für mehrere Minuten völlig von der Außenwelt abgeschnitten, war sie taub, stumm und blind auf den Planeten hinabgestürzt, unfähig, irgendeinen Einfluss auf die Schlacht zu nehmen.
Als ihr Akuma schließlich die oberen Luftschichten hinter sich hatte, war er aus dem auseinander fliegenden Abwurfkokon geradewegs in eine Albtraumszenerie eingetaucht. Ringsumher machten Clan-Maschinen Jagd auf die herabstürzenden Alshain-Mechs und zerstörten viele von ihnen noch in den Kokons. Obwohl die Rächer-Luft/Raumjäger heldenhafte Anstrengungen übernahmen, die ClanOmnijäger fernzuhalten, schätzte sie mit geübtem Blick, dass die Geisterbären keine Stunde brauchen würden, um sich die Lufthoheit
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