BattleTech 55: Mein ist die Rache
abstreiten. Sein Plan hatte einen Fehler gehabt, und er hatte ihn nicht bemerkt, bis es zu spät war. »Du hast Recht, Sterncolonel. Ich streite meine Fehleinschätzung auch nicht ab. Aber ich zweifle deine Beurteilung des Ergebnisses an. Schlimmstenfalls war die Schlacht ein Unentschieden, mancher würde es vielleicht sogar als knappen Clan-Sieg betrachten.«
Marcus Gilmour drehte ihm den Rücken zu und betrachtete die weiße Wandtafel an der Wand des Besprechungsraums. Sie war bedeckt von handgezeichneten Diagrammen der eben beendeten Gefechtssimulation. »Vom ersten Augenblick an, in dem ich dich sah, wusste ich, du machst Ärger. Ein typischer, selbstgefälliger Komet. Der Begriff ist wie für dich gemacht.«
Das brachte Jakes Blut zum Wallen und er sprang auf. »Nein, Sterncolonel, kein typischer Komet. Ein typischer Krieger.«
Gilmour wirbelte herum. »Du widersprichst mir, Soldat?«
»Seit ich einen Fuß auf die Ursa Major gesetzt habe, wartest du darauf, mich straucheln zu sehen. Du warst überzeugt, ich würde nicht in der Lage sein, eine gemischte Einheit zu befehligen, und ich könnte unnötige Risiken eingehen, weil ich ein ehrgeiziger junger Krieger bin.«
Gilmour nickte. »Aye.«
»Die heutige Simulation war meine erste Niederlage, seit ich zu dieser Einheit gestoßen bin, und dabei nur eine äußerst knappe. Ich möchte dich daran erinnern, dass ich bis zum Ende der Simulation überlebt habe. Du hast sie abgebrochen, Sterncolonel, und zur ›taktischen Niederlage‹ meiner Seite erklärt, ohne mir die Chance zu geben, den letzten noch verbliebenen Feindmech zu erledigen.«
Gilmour verschränkte die Arme vor der Brust. »Ja, ja, wir kennen alle deine Neigung zu Einzelduellen mit BattleMechs. Aber worauf willst du hinaus?«
»Ganz einfach: Ich habe bei der Ausarbeitung meines Schlachtplans die Umweltbedingungen nicht ausreichend berücksichtigt. Die ›taktische Niederlage‹ heute war das Ergebnis der Strahlungsbedingungen auf der Konstruktwelt und deiner Gegenstrategie. Sie hatte nichts mit meinem Mangel an Erfahrung in gemischten Operationen oder meinem Kometen-Ehrgeiz zu tun. Mein Plan war fehlerhaft und ich akzeptiere die Verantwortung für die Leistung der Nova in der heutigen Übung. Aber betrachte dieses Einzelergebnis nicht als Beweis für deine Theorien über mich.«
Gilmour antwortete nicht sofort. Seine Miene ließ keinen Schluss auf das zu, was er dachte. Als er schließlich sprach, wirkte jedes Wort sorgsam überlegt. »Du hast deinen Einwand überdeutlich erklärt, Sterncaptain. Nun werde ich meine Position ebenso klar darstellen: Ich habe heute vielleicht nichts gesehen, was meine Theorien über dich bestätigt, aber ich habe auch nichts gesehen, was sie widerlegt. Bis das geschieht, werde ich dich sehr genau im Auge behalten, Jake Kabrinski.«
Jake seufzte innerlich, achtete aber sorgsam darauf, es sich nicht anmerken zu lassen. Offensichtlich würde es mehr als ein paar Simulatorsiege brauchen, um Gilmour von seiner Qualifikation für eine leitende Stellung zu überzeugen.
Er salutierte zackig. »Es wird mir ein Vergnügen sein, dich von deinem Irrtum zu überzeugen, Sterncolonel.«
Die leiseste Andeutung eines Lächelns spielte um Marcus Gilmours Lippen, als er den Gruß erwiderte und Jake entließ. »Wir werden sehen«, stellte er gerade laut genug fest, dass Jake ihn hören konnte.
* * *
Khan Malavai Fletcher war in die Analyse seines Touman vertieft, als ein Anruf vom Hauptdeck ihn unterbrach. Er drückte einen Knopf, der den Kommunikator des Privatquartiers mit der Brücke verband.
»Mein Khan, es ist eine Hologrammbotschaft für Sie eingetroffen«, meldete der Kommunikationsoffizier.
»Durchstellen«, bellte er.
Er drehte den Sessel zu der Kabinenecke, in der das Holobild erscheinen würde. Innerhalb von Sekunden sah er eine Ganzkörperprojektion des Wolfskhans Vladimir Ward.
»Grüße, Malavai Fletcher. Die Wölfe heißen dich in der Inneren Sphäre willkommen«, sagte Vlad und lächelte auf seine typische arrogante Art. »Wenn ich richtig informiert bin, bist du soeben erst von den Heimatwelten eingetroffen. Ich möchte dich zu einem Besuch auf Tamar einladen, sobald du deine Truppen inspiziert hast. Ich besitze Informationen, die du als nützlich erachten könntest, aber ihre geheime Natur macht es notwendig, dass ich sie dir persönlich mitteile. Ich versichere dir, es wird die Reise wert sein. Bis dahin...«
Das Bild verblasste.
Fletcher lehnte sich zurück und rieb
Weitere Kostenlose Bücher