BattleTech 55: Mein ist die Rache
stimmte.
* * *
»Die haben für jeden einzelnen Soldaten des 9. einen privaten Fluchttunnel!«, stieß Ben verzweifelt aus, als er die Entdeckung noch eines Tunneleingangs durchgab.
Lita hob den Kopf und schaute durch das Kanzeldach zur untergehenden Sonne hoch. »Es würde mich nicht überraschen, falls viele dieser Gänge nur ein paar Meter in den Fels führen.«
»Attrappen? Sehr verschlagen, aber du könntest Recht haben. Wir können sie nicht alle erkunden.«
Das Signallicht einer eintreffenden Funkbotschaft forderte Litas Aufmerksamkeit. »GefechtsNova, Lagebericht. Ende.« Es war Sterncolonel Gilmour aus seiner Abwurfzone an der Munitionsfabrik.
»Sterncaptain Jake Kabrinski ist noch immer mit drei Strahlen im Innern der Anlage, Sterncolonel. Wir anderen haben hier draußen nicht weniger als dreißig mögliche Eingänge in den Tunnelkomplex entdeckt, aber selbst mit den herangezogenen Sturmund KampfNovas habe ich nicht genug Leute, sie alle zu bewachen.«
»Es besteht also die Gefahr, dass ein Teil des Befehlsstabs entkommen ist?« Gilmour klang besorgt.
Lita runzelte die Stirn und beugte sich vor. »Aye, Sterncolonel. Vorausgesetzt, dieser Komplex ist tatsächlich die planetare Kommandozentrale. Bis jetzt haben wir dafür noch keinen sicheren Beweis.«
»Nein, den haben wir nicht, aber die VSDK haben beträchtliche Mühe aufgewandt, um diese Tunnel anzulegen, frapos?«
»Pos, Sterncolonel. Wir gehen weiter davon aus, dass es sich um die Kommandozentrale handelt. Falls die Frage gestattet ist, Sterncolonel: Wie läuft der Rest der Offensive?«
Gilmour antwortete erst nach einer kurzen Pause. »Die Kämpfe verlaufen wie erwartet. Trinärstern Beta hat keinen erwähnenswerten Widerstand angetroffen und das schwere Bataillon, das den Raumhafen verteidigte, mit minimalen Verlusten zerschlagen. Mein Trinärstern Alpha befindet sich zur Zeit im Kampf mit gemischten Einheiten östlich von euch, aber der Feind kämpft lustlos. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis er kapituliert oder zerstört wird.«
Lita ließ sich die schlechte Leistung der meisten Truppen durch den Kopf gehen, auf die sie gestoßen waren. »Der Verlust ihres Kommandeurs scheint eine negative Wirkung auf sie zu haben.«
»Wir haben bereits ein paar Leibeigene, und sie berichten, dass der Tai-sa ein - wie haben sie es genannt? - ›Sklaventreiber‹ war. Wenn er nicht mit der Peitsche hinter ihnen stand, hatten die niederen Ränge keinerlei Motivation.«
Das klang typisch für das, was sie über die VSDK wusste. »Sie haben eine sehr kopflastige Befehlsstruktur. Die Clans hätten unter Umständen dasselbe Problem, wenn jeder Krieger von seinem Vorgesetzten derart abhängig wäre.«
Gilmour lachte scharf. »Werde nicht zu unabhängig von meinem Befehl, Sterncommander. Du wirst mich informieren, sobald sich eure Situation verändert, frapos?«
»Pos, Sterncolonel. Ende und Aus.«
* * *
Sie schienen schon seit Stunden durch Gänge zu trotten, die sich noch stärker wanden als die Schluchten an der Oberfläche, aber als Jake kurz Halt machte, um Atem zu holen, hörte er etwas.
Einer seiner Strahlkameraden flüsterte mit rauer Stimme: »Was ist, Sterncaptain?«
Jake bedeutete ihm mit einer Handbewegung, still zu sein. Er hob den Finger ans Ohr, dann deutete er voraus zur nächsten Gangbiegung. Die anderen vier Krieger bestätigten das Signal mit einem Nicken, dann schlich sich Jake langsam weiter, dicht gefolgt vom Rest des Strahls. Er blieb kurz vor der Biegung stehen.
Als er vorsichtig lauschte, hörte er gerade eben eine Stimme, die in einer fremden Sprache redete. Sie war so weit entfernt, dass er sie nicht hätte verstehen können, selbst wenn er die Sprache gekannt hätte. Er deutete mit einer Seitwärtsbewegung des Kopfes um die Ecke und hob das MG. Er war beim letzten Magazin angekommen, und das war inzwischen mindestens halb leer. Er schaute um die Ecke. Der Anblick entsprach zugleich ganz seiner Erwartung und war doch völlig überraschend.
Vor ihm breitete sich eine riesige natürliche Höhle aus, groß genug für überschwere BattleMechs. Stählerne Laufstege waren in unregelmäßigem Abstand an den Wänden befestigt und wurden von Leiterröhren und kurzen Treppen verbunden, sodass eine Vielzahl verschieden großer Ebenen entstand. Auf dem Boden und einem Teil der Laufstege befanden sich zahlreiche Computerstationen und Funkgeräte. Die Anlage hätte locker fünfzig Mann beschäftigen können, war aber im Augenblick praktisch
Weitere Kostenlose Bücher