BattleTech 56: In die Pflicht genommen
wenn bekannt wird, was Sie hier zugelassen haben, wird das dem Ruf Ihrer Einheit schweren Schaden zufügen. Ich bezweifle, dass nach diesem Debakel noch irgendjemand ein Interesse daran haben wird, den Wilden Haufen zu verpflichten. Die Lyranische Allianz war schon immer Ihre Heimat, und ich bin sicher, es wird mir irgendwie gelingen, meinen Mitbürgern zu erklären, was hier geschehen ist... falls Sie sich entschließen, den Ihnen angebotenen Kontrakt zu unterzeichnen. Es wird Zeit zu entscheiden, wofür sich zu kämpfen lohnt, Oberst.« Dann drehte er sich mit königlicher Präzision auf dem Absatz um und verließ das Zelt. Rhonda und Tascha blieben allein zurück. Rhonda fuhr sich mit beiden Händen durch das kurze Haar und starrte verzweifelt auf die Hologrammkarte.
»Ist das zu glauben?«, fragte Natascha fassungslos. »Er versucht es tatsächlich so darzustellen, als wäre das alles unsere Schuld. Er kann doch nicht ernsthaft annehmen, dass ihm das irgendwer abkauft.«
Rhonda schüttelte den Kopf. »Sie werden es ihm abkaufen, denn er wird die Aufzeichnungen fälschen, die Medienberichte manipulieren und uns durch den Dreck zerren.«
»Das können wir nicht zulassen«, protestierte Tascha.
»Wenn wir uns auf Victors Seite schlagen, werden wir in den Bürgerkrieg verwickelt. Schlagen wir uns auf die Seite Katherines, gilt dasselbe. Graf Fisk wird niemals zugeben, dass er die Miliz in den Tod geschickt hat.«
»Und was tun wir jetzt?«
»Ich bin mir nicht sicher, Tascha«, gestand Rhonda. »Aber eines steht fest. Niemand zerstört den Ruf dieser Einheit oder der Leute unter meinem Befehl. Nicht, solange ich noch etwas zu sagen habe.«
* * *
Archer rückte die Kühlweste zurecht, während er zum Rand des Kraters ging, in dem die Trümmer eines Miliz -Tomahawk lagen. Die kühle Luft spielte ihm erfrischend um die nackten Beine, als er auf den zertrümmerten BattleMech hinabschaute. Ein Team von Avenger-Techs schwärmte um die Kampfmaschine und versuchte herauszufinden, ob sie wieder instand gesetzt und geborgen werden konnte oder sich nur noch zum Ausschlachten eignete. Viele von ihnen waren mit schwarzem Schmier verdreckt, den Überresten der Raketentreffer, die dem Mech einen Arm abgerissen hatten. Zwei MedTechs knieten am Boden und kümmerten sich um den Piloten. Dieser ganze Kampf war unnötig gewesen. Irgendjemand hatte diese Milizkompanie auf sein Regiment gehetzt, hatte ihr befohlen, gegen seine erhöhten Stellungen anzurennen. Sie hatten vom ersten Moment an weder eine Sieg- noch auch nur eine Überlebenschance gehabt.
Katya kam herüber und stand eine Weile neben ihm. »Wir haben zwei von ihnen entkommen sehen«, stellte sie schließlich fest. »Anscheinend Richtung New Bealton.«
Archer schüttelte den Kopf. »Ein sinnloses Gemetzel.«
Katya schaute sich um. »Stimmt. Und hier kommt Sergeant Gramash. Vielleicht weiß er mehr.«
Gramash kam zu ihnen und begrüßte Archer mit einem kurzen Nicken. »General, es gibt keinerlei Hinweise auf irgendeine Beteiligung des Wilden Haufens an diesem Angriff. Alles deutet darauf hin, dass Graf Fisk der Miliz den Angriffsbefehl gegeben hat. Aber... die Medien scheinen zu versuchen, die Schuld für das ›Desaster‹ Snord anzulasten.«
Archer runzelte die Stirn. »Das ergibt keinen Sinn.«
»Falls Fisk versucht, sie zum Unterzeichnen eines neuen Kontrakts zu zwingen, schon«, warf Katya ein.
Archer rieb sich die Stirn. »Politiker. Die eine sichere Konstante in einem wechselhaften Universum. Sergeant, haben Sie schon Verbindung zu Ihren einheimischen Kontaktleuten aufnehmen können?«
Gramash schüttelte den Kopf. »Ich habe für morgen und übermorgen Gespräche arrangiert. Momentan sind alle Augen auf uns gerichtet, und ich wollte niemandem einen Hinweis geben, der versuchen könnte, uns zu belauschen.«
»Und was machen wir jetzt?«, fragte Katya.
Archer schaute von ihr zu Gramash. »Wir schikken Oberst Snord eine Einladung zu einem Gespräch. Und versuchen, sie auf unsere Seite zu ziehen. Wenn Fisk ein derart schmutziges Spiel treibt, könnte sie unter Umständen geneigter sein, die Lage aus unserem Blickwinkel zu sehen.« »Und falls nicht?«
Archers Augen wurden schmal. »Wir wollen hoffen, Katya, dass wir darauf keine Antwort finden müssen.«
7
Höhe 103, Odessa
Provinz Donegal, Lyranische Allianz
16. April 3063
Archer stand dem Bild Oberst Rhonda Snords gegenüber, das über dem tragbaren Holoprojektor in seinem Befehlszelt schwebte. Sie war älter
Weitere Kostenlose Bücher