BattleTech 56: In die Pflicht genommen
an.«
Archer heizte die schweren ExtremreichweitenLaser auf, die er in den Clan-Kriegen erbeutet hatte. Beim Eintreffen auf der Kuppe von Höhe 107 sah er in der Ferne eine dünne Linie winziger BattleMechs, die versuchte, die Ränder seiner Gefechtslinie mit Langstreckenfeuer zu beharken.
»Gespenst Eins an alle Einheiten«, sagte er. »Feuer frei.«
* * *
Graf Nicholas Fisk stand unter der Kuppel des Kommandozelts und verschränkte die Arme. Er trug eine frisch gebügelte graue Pseudouniform mit weiten Reithosen und auf Hochglanz polierten Kniestiefeln und starrte auf den Feldholoprojektor auf dem improvisierten Ständer. Rhonda und Natascha Snord standen links und rechts neben ihm und stierten ungläubig auf das Bild. Die wogenden Hologrammberge und die winzigen, auf dem Grün der Berghänge leuchtenden Bilder der BattleMechs sprachen eine deutliche Sprache, ebenso wie die Mienen der beiden Frauen.
»Mylord«, stellte Rhonda mit scharfer Stimme fest. »Sie verheizen die Miliz. Hauptmann Malcolm und seine Leute haben nicht den Hauch einer Chance.« Sie starrte auf die holographische Szene. Die planetare Miliz Odessas bestand aus nicht mehr als vielleicht einem Dutzend Mechs, vier Jägern und einer Schweberlanze. Archer's Avengers waren ihnen fast sechsfach überlegen und hatten noch dazu die erhöhte Position.
Fisk zuckte die Achseln. »Zugegeben, die Chancen stehen schlecht. Aber welche Wahl bleibt mir denn? Es ist meine Pflicht, den Planeten zu verteidigen. Wären Sie bereit, mir die Hilfe zu geben, die ich benötige, brauchte ich die Miliz nicht zu opfern. Bringen Sie Ihren Wilden Haufen in Stellung, und ich kann Hauptmann Malcolm und seine Leute zurückziehen, damit sie ihren Angriff mit Ihnen koordinieren.«
Rhonda Snord lief rot an. Sie und der Graf lieferten sich über diesen Punkt seit Tagen Wortgefechte, und nachdem sie eine Nachricht von Lieutenant General Christifori erhalten hatte, hatte die Spannung zwischen ihnen noch zugenommen. Angeblich war er nicht gekommen, um zu kämpfen.
»Graf Fisk«, stellte sie entschieden fest. »Unser Kontrakt...«
»Ist ein elektronisches Dokument«, unterbrach er sie nüchtern. »Das hier, Oberst Snord, ist die Wirklichkeit. Wir stehen alle irgendwann vor Entscheidungen. Sie müssen hier und jetzt eine Entscheidung treffen. Sie zwingen mich, gute Männer, gute MechKrieger, in den sicheren Tod zu schicken. Aber Sie können sich entscheiden, sie stattdessen zu retten.«
Rhonda knirschte vor Wut mit den Zähnen und wollte den Grafen gerade anblaffen, als Tascha in die Luft über der Karte deutete. »Christiforis Jäger treffen ein«, sagte sie. Die rot leuchtenden Jäger stürzten sich auf die Maschinen der Miliz. Einer nach dem anderen schwenkten die grünen Hologrammjäger der Miliz ab und wurden vom Gegner verfolgt. Nur Minuten später existierte keines der grünen Lichter mehr.
Rhonda blickte auf den Handkommunikator, der vor ihr auf dem Tisch lag, und von dort hoch zum Grafen. »Ich weiß, was Sie denken, Oberst«, erklärte er. »Sie wollen meine Einheit zurückbeordern. Nur, damit Sie sich nicht sinnlos anstrengen: Hauptmann Malcom hat Befehl, ausschließlich von mir Anweisungen anzunehmen.«
»Er wird abgeschlachtet, wenn er dieses Regiment mit einer einzelnen Kompanie angreift«, beschuldigte sie ihn. »Sie bringen ihn um, ihn und seine Einheit.«
»Au contraire, Oberst Snord. Sie bringen ihn um, beziehungsweise Ihre Untätigkeit.« Er warf einen düsteren Blick zu Tascha, die an der Seite ihrer Mutter stand. »Er hat seine Pflicht getan. So wird die Öffentlichkeit es sehen. Und man wird Ihren Wilden Haufen als Verräter betrachten, die sich geweigert haben, die Beschützer dieser Welt vor den Kanonen des Feindes zu retten.«
»Das ist Erpressung«, stellte Snord fest.
»Nein, meine liebste Oberste«, antwortete Fisk, und zum ersten Mal klang Wut in seiner Stimme durch. »Das ist Krieg. Es wird Zeit, sich zu entscheiden, ob Sie bereit sind, den Geist Ihrer Vereinbarung mit der Lyranischen Allianz zu ehren oder sich an ein paar lächerliche Worte in einem unwichtigen Kontrakt klammern.«
Rhonda Snord drehte sich zu ihrer Tochter um, auf deren Gesicht dieselbe Mischung aus Wut und Frustration stand, die sie selbst fühlte. Fisk hatte seinen Schachzug perfekt vorbereitet. In der Öffentlichkeit würde er als der große Führer erscheinen, der tat, was immer nötig war, um seine Untertanen zu beschützen. In Wahrheit hatte er den Wilden Haufen in eine Lage
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