BattleTech 56: In die Pflicht genommen
herum.
»Hoheit?« Er wich unwillkürlich einen Schritt zurück.
Sie riss sich zusammen. Es war ihre größte Stärke, dass sie sich niemals eine Schwäche anmerken ließ. »Haben Sie etwas gesagt?«
Lentard musterte sie mit seltsamem Gesichtsausdruck, den Kopf verwirrt zur Seite geneigt. »Ja, Hoheit. Ich sagte, es kann nicht scheitern.«
Ja, das war es. Sie hatte sich verhört, auch wenn das nicht erklärte, wie sie Lentards Stimme mit der ihres Vaters hatte verwechseln können. »Gut«, stellte sie kühl fest. »Das war dann alles für heute.«
Der Geheimdienstmann verbeugte sich, machte kehrt und ging. Ohne einen weiteren Blick auf Hanse Davions Standbild machte auch Katrina sich auf den Weg zum Tor in der Mauer, die den Davion-Bereich des Friedhofs umgab. Die Kälte des Schrecks steckte ihr noch immer in den Knochen. Als sie das eiserne Tor erreichte, schaute sie sich um.
»Victor wird scheitern, Vater«, erklärte sie so leise, dass ihre Leibwächter es nicht hören konnten. »Wenn ich fertig bin, wird der kleine Junge, den du erzogen hast, über dein ganzes Reich zu herrschen, alles verloren haben. Seine Heere werden besiegt sein, sein Geist gebrochen. Er wird nichts mehr haben. Victor wird auf Knien vor mir liegen, wenn das hier vorbei ist.«
Katrina nickte bei sich, als sie kehrtmachte und durch das Tor trat. Sie merkte sich vor, das Tor versiegeln zu lassen. Sie würde nie wieder hierherkommen.
E
RSTES Buch
D
AS BLUT VON PATRIOTEN UND TYRANNEN
Der Baum der Freiheit muss ab und zu mit dem Blut von Patrioten und Tyrannen gegossen werden. Es ist sein natürlicher Dünger.
- Thomas Jefferson
Wer in sklavischer Ergebenheit an die Regeln Krieg führt, wird scheitern.
- Ulysses S. Grant
1
Little Fork, Alcor
Freedom-Theater, Provinz Skye, Lyranische Allianz
11. Februar 3063
Lieutenant General Archer Christifori bremste den Lichtbringer und justierte wohl schon zum zehnten Mal an diesem Morgen die Langstreckensensoren. Little Fork breitete sich vor ihm aus, die Bergketten von Schneeflecken und im Sonnenlicht glitzerndem Eis bedeckt. Diese Region der Nordhalbkugel Alcors war Agrargebiet: Wogende Mittelgebirge und weite Ebenen, durchzogen von breiten Baumlinien als Abgrenzungen. Doch das war nicht alles. Hier war auch die Heimatgarde Alcors stationiert, die Milizeinheit, die den Planeten verteidigte.
Er und das Avengers-Bataillon, mit dem er abgesprungen war, kämpften jetzt seit drei Wochen gegen die Heimatgarde, und die Milizionäre hatten sich als überraschend würdige Gegner erwiesen. Eigentlich hatte Archer gehofft, sie mit einem schnellen, deutlichen Sieg zu zerschlagen, der Einsatz war jedoch nicht ganz so gelaufen wie ursprünglich gedacht. Jedes Mal, wenn er glaubte, sie in der Falle zu haben, tauchten die Alcoren unter, nur um kurz darauf frisch bestückt und mit reparierten Maschinen wieder aufzutauchen und weiterzukämpfen.
Aber heute nicht, Freunde, dachte er. Gerade hatte die Ortung einen Holländer der Garde erfasst, der sich am äußeren Rand der Sensorreichweite bewegte. Die feindlichen Kampfkolosse rannten wie die Karnickel... hoffentlich zurück in ihren Bau.
»Ranger Eins, sie sind in Bewegung«, sagte er ins Neurohelmmikrofon, während er den Lichtbringer auf Verfolgungskurs drehte. »Hirn, zeichne mir ein Bild der Lage.«Hirn war Katya Chaffee, seine Stellvertreterin und gleichzeitig die Hauptnachrichtenoffizierin der Einheit. Außerdem war sie seine Vertraute, einer der wenigen Menschen, deren Rat er ohne Vorbehalt vertraute. Es hätte nicht viel gefehlt, und sie wäre noch weit mehr als das geworden, aber noch hatten sie und Archer es nicht so weit kommen lassen.
»Die Eispickel sind auf Posten und zwei Lanzen Ranger rennen und ballern an ihrer Flanke entlang, Kurs Nordnordwest«, meldete Katya. »Schmiedehammer hat ihre Leute an der anderen Flanke eingegraben und zwingt sie, weiterzurennen. Sie wollten sie aus den Löchern getrieben haben, General? Ich schätze, das haben wir geschafft.«
Archer grinste über den leicht sarkastischen Ton und korrigierte den Kurs, um die Nachhut der fliehenden Heimatgarde einzuholen. Schon ein einzelner BattleMech, zehn Meter hoch und mehr, seit Jahrhunderten der unangefochtene König des Schlachtfelds, war mit genügend Lasern, Partikelprojektorkanonen, Schnellfeuergeschützen und Raketenlafetten bewaffnet, um in Sekundenschnelle einen ganzen Häuserblock in Schutt und Asche zu legen. Sein Lichtbringer war nicht nur der Zenith dieser
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